Sport In Schockstarre

Handball: Der Traum vom Pokalsieg ist für die Rhein-Neckar-Löwen geplatzt. Flensburg-Handewitt besiegt die Badener verdient mit 30:26 und kämpft heute gegen die Berliner Füchse um den Titel.

Hamburg. Als Niklas Landin, bereits geduscht, lange nach dem Spiel noch einmal in Richtung Kabine lief, rempelte er einen Hallen-Mitarbeiter. Der Torhüter der Löwen tat das nicht in böser Absicht, sondern hatte den Mann übersehen. Landin war mental leer. Wie alle seine Mitspieler traf den Dänen die Niederlage gegen die SG ins Mark, weil sich die Löwen in der Verfassung wähnten, den ersten nationalen Titel der Vereinsgeschichte zu holen. Sagen wollte Landin nichts. Neben Trainer Gudmundur Gudmundsson und Manager Thorsten Storm stellten sich allein Patrick Groetzki und Stefan Sigurmannsson den Fragen, der Rest des Teams verschwand wortlos im Mannschaftsbus. „Die Enttäuschung ist riesig“, sagte Groetzki. Nicht die Niederlage allein sorgte für Schockstarre der Spieler, sondern die Tatsache, dass sie ein schlechtes Spiel ablieferten, als es darauf ankam. „Irgendwann sind wir in eine Negativspirale geraten, aus der wir nicht mehr herausfanden“, so der Rechtsaußen auf Erklärungssuche Das Spiel startete merkwürdig, denn obwohl die Löwen den besseren Eindruck machten, lagen sie nach elf Minuten 2:6 hinten. „Wir haben zu Beginn klare Chancen ausgelassen“, sagte Gudmundsson mit Verweis auf vergebene Möglichkeiten von Uwe Gensheimer und Bjarte Myrhol. Weil Gensheimer zudem einen Siebenmeter verwarf, stand es 2:5 statt 5:2. Fortan rannten die Badener einem Rückstand hinterher und standen unter Druck. Gudmundsson: „Wir hatten ein paar Mal die Möglichkeit, den Rückstand entscheidend zu verkürzen, das aber nicht genutzt.“ Mitte der zweiten Hälfte war die Gelegenheit am größten, als die Löwen aus einem 14:20 ein 18:21 gemacht hatten (44.), gleichzeitig aber durch einen Fehlpass von Gensheimer versäumten, noch näher heranzurücken. Als Kim Ekdahl du Rietz anschließend eine umstrittene Zwei-Minuten-Strafe kassierte, nutzte die SG die Überzahl mit zwei Toren zum 23:18 und geriet danach nie mehr in Gefahr. „Schade, dass sich die Theatralik der Flensburger gelohnt hat“, rüffelte Groetzki die Leistung der Unparteiischen. Christoph Immel und Roland Klein hatten wahrlich keinen guten Tag erwischt, ursächlich für die Niederlage waren sie dennoch nicht. Direkt nach dem Spiel verließen die Löwen die O2 World. Der eigentlich für heute Abend geplante Flug wurde auf heute Morgen vorverlegt, weil für die Badener jede Minute kostbar ist. Am Mittwoch kommt der THW Kiel in der Bundesliga zum Schlagerspiel. Das 30:28 im zweiten Halbfinale zwischen Berlin und Melsungen sahen die Löwen schon gar nicht mehr.

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