Sport „Ich konnte in aller Ruhe reifen“

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Lübbecke. Doppelter Grund zur Freude: Andy Schmid wurde gestern deutscher Handball-Meister – und erneut zum besten Spieler der Saison gekürt. In der Ruhe liegt die Kraft, betont der Schweizer.

Andy, herzlichen Glückwunsch. Sie haben am Titelgewinn der Löwen einen großen Anteil. Würden Sie sagen, dass Sie das Spielmacher-Spiel auf eine andere Ebene gehoben haben?

Ich möchte mich selber nicht bewerten, möchte mich schon gar nicht loben und möchte das auch so nicht behaupten. Auch wenn ich sicherlich für Torgefahr stehe. Aber diese Dynamik, diese Schnelligkeit – das haben wir bei Regisseuren so noch nicht gesehen. Dazu kommt ja wirklich noch Ihre Treffsicherheit! Es ist schon noch meine Aufgabe, das Spiel zu lenken, das verlangt unser Trainer auch von mir. Es gibt ihn ja noch, den alten Spielmachertyp, denken wir beispielsweise an Nationalspieler Martin Strobel. Davon sind Sie weit weg. Klar gibt es verschiedene Typen, aber ich mache mir da wirklich keinen großen Kopf. Sie haben in Wetzlar von den letzten neun Toren sieben erzielt. Wäre das nicht geschehen, worüber würden wir dann heute sprechen? Es ist wahrscheinlich, dass wir dann nicht über den Titel reden würden. Sie und Ihre Mannschaft haben auf der Zielgeraden Stehvermögen bewiesen. Hatten Sie die Befürchtung, dass der K.o. beim Final Four in Hamburg nachwirken würde? Der Pokal war dieses Jahr nur eine Zugabe. Richtig ist aber auch, dass es der einfachste Titel der Saison ist, mit einigen wenigen Siegen ist man am Ziel. Es ist so, wenn wir auf so einen starken Gegner wie Flensburg treffen, dann liegt die Wahrscheinlichkeit, dass wir das Spiel verlieren eben bei 50 Prozent. Spiele gegen Flensburg enden immer Spitz auf Knopf. Wir haben uns nicht aus der Ruhe bringen lassen und sind die weiteren Aufgaben mit viel Demut angegangen. Und denken wir doch einmal drei Jahre zurück: Wer hätte da gedacht, dass die Löwen zweimal um die Meisterschaft mitspielen und jetzt den Titel geholt haben? Zum Vergleich: Wie lange haben denn der THW Kiel und Flensburg gebraucht, um Meister zu werden? Warum ist Andy Schmid eigentlich beim Handball gelandet? Ein Freund hat mich damals mit zum Handball genommen. Handball machte mir Spaß. Ich hatte keinen Bock auf etwas anderes. Und warum ist Andy Schmid so ein vorzüglicher Handballer geworden? Da gibt es mehrere Faktoren. Ich konnte in aller Ruhe reifen, ich konnte einen Schritt nach dem anderen gehen. Ich konnte meine Persönlichkeit entwickeln, zuerst in Dänemark, dann bei den Löwen, wobei die ersten Jahre hier schwer waren. Aber aus dem tiefen Tal bin ich noch besser rausgekommen. Ich wusste, dass ich gut bin, ich wusste aber nicht, dass ich so gut bin. Sie sind seit sechs Jahren bei den Löwen – Sie haben kein einziges Spiel wegen einer Verletzung verpasst. Das ist unglaublich! Ja, ich muss gute Veranlagungen haben. Es scheint wirklich so , dass ich meinen Körper gut im Griff habe.

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