Ludwigshafen Ein Urgestein nimmt Abschied

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Sportler im Blick: Als die TSG Ludwigshafen-Friesenheim in die Oberliga aufgestiegen ist, saß er schon auf der Bank. Nun hat Günter Stürm nach rund 30 Jahren als „Mädchen für alles“ der jetzigen Zweitliga-Handballer sein Engagement beendet. Beim Heimspiel gegen GWD Minden haben sich Mannschaft und Geschäftsführung von ihm verabschiedet.

Ludwigshafen. Es kribbelt immer noch. Aber diesmal meinte es Günter Stürm ernst. Nach 16 Jahren in der Zweiten Liga, dazu noch zwei Spielzeiten in der „stärksten Liga der Welt“ und unzählige Jahre in den Niederungen der Bundesliga beendete der inzwischen 84 Jahre alte Betreuer der „Eulen“ sein Engagement. Eigentlich sollte dies am letzten Spieltag der Vorsaison, als die TSG gegen GWD Minden siegreich war, erfolgen. Das wollte die TSG-Geschäftsführung nicht so richtig glauben. Dabei hatte er seinen Abschied schon Wochen zuvor angekündigt. Die Verabschiedung der Spieler und Offiziellen fand deshalb ohne ihn statt. Der Frust saß zunächst tief, Stürm verschwand direkt nach dem Spiel aus der Halle. Das hatte einen simplen Grund: Niemand glaubte ernsthaft daran, dass er aufhören wolle. Denn solche Floskeln hatte er in den letzten Jahren immer wieder kund getan. Auch vor fünf Jahren, als Stephan Pfeiffer seine Karriereende bekanntgab und Stürm damals versprach, mit dem einstigen Keeper ebenfalls aufhören zu wollen. Auch dieses Mal ging es in die Verlängerung. Aber nur noch einen Monat. Kapitän Philipp Grimm und Gunnar Dietrich, die beiden Routiniers, hatten ihn zwei Tage nach dem Minden-Spiel besucht und gebeten, weiter zu machen. Stürm sagte nicht Nein. Den Jungs zuliebe. Vom Herzen ja, aber gesundheitlich und körperlich spürte Stürm die täglichen Belastungen seiner Aufgabe. Zum Vorbereitungsauftakt am 10. Juli war er wieder da. Er ließ die Mannschaft und das neue Trainerteam nicht im Stich, half mit, aber eben nur bis zum 1. August. Jetzt ist endgültig Schluss. „Mir ist dieser Entschluss schwer gefallen, aber ich spüre auch, dass ich nicht mehr der Jüngste bin“, sagt Stürm. Dabei legt er großen Wert darauf, dass seine Entscheidung keinesfalls mit dem Umbruch in der Bundesliga-GmbH zu tun hat. Auch die neue Geschäftsführerin Verena Dietrich hätte ihn gerne im Boot gehabt. Stürm, der selten von der Bank in Ruhe die Spiele genießen konnte, war stets von Herzen dabei, genoss die Aufstiege mit den Jungs und litt noch mehr als andere bei den Niederlagen. Eine Institution, die mit allen Trainern von Werner Fischer, Winfried Job über Michael Biegler bis zu Thomas König gut auskam und auch mit keinem Spieler im Groll auseinander ging. Er war die Zuverlässigkeit in Person. Bei jedem Training und bei jedem Spiel war er dabei. Mit Ausnahme seines Krankenhausaufenthalts. Er war immer als Erster in der Halle und ging als Letzter. Auf ihn konnte man sich verlassen. „Günter ist unser Mädchen für alles, er kümmerte sich um alles“, schätzte Ex-Coach Thomas König seine Dienste. Ob Trikots, Handtücher, Bälle und die Wasserkisten, er war ein Perfektionist in seiner Aufgabe. Jetzt hinterlässt er ein Erbe. Noch ist kein Nachfolger in Sicht. Aber Stürm wäre derjenige, der den neuen Mann einarbeiten wird. Eines wird aber bleiben. Den oft gestikulierend am Spielfeldrand wirkenden Betreuer, der einst durch seinen Sohn Ricco zum Handball kam, wird man vermissen. Da bleibt nur zu hoffen, dass Günter Stürm künftig bei guter Gesundheit noch bei den Heimspielen in die Halle kommt und mit seinen Jungs mitfiebert. Dies wäre auch ganz im Sinne seiner Ehefrau, die sich ohnehin auf die neue Situation einstellen muss. Denn ihr Gatte ist jetzt wieder öfters zu Hause, statt in den Hallen

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