Sport „Der Titel war wie eine Erlösung“

91-88154396.jpg

Ludwigshafen. Der deutsche Handball-Meister zu Gast bei der RHEINPFALZ in Ludwigshafen: Von den Rhein-Neckar-Löwen standen gestern Trainer Nikolaj Jacobsen, Spielmacher Andy Schmid, Geschäftsführerin Jennifer Kettemann und Pressesprecher Christopher Monz den Redakteuren Rede und Antwort. Nikolaj Jacobsen sagte klipp und klar: Wir wollen wieder oben mitspielen.

Herr Jacobsen, es gab in den vergangenen Jahren keine Mannschaft in der Region, die die Nerven der Fans so angespannt hat wie die der Rhein-Neckar-Löwen. Umso größer war die Freude, dass es geklappt hat mit dem Titel. Wird es wieder spannend? Mit welchen Zielen starten Sie?

Jacobsen: Ich gehe davon aus, dass wir wieder oben mitspielen. Unser Ziel ist es, unter die ersten Drei zu kommen. Dann schauen wir, was möglich ist, wie letztes Jahr. Viel wird vom Start abhängen. Wir haben ein sehr schwieriges Programm mit den Spielen gegen Magdeburg, Melsungen und Flensburg. Ich glaube, dass es auf alle Fälle eng wird mit Kiel und Flensburg. Wer könnte da noch reinrutschen? Jacobsen: Magdeburg ist richtig stark, Melsungen und die Füchse, das sind meine Top -Sechs. Wie wichtig war der erste nationale Titel für die Löwen? Schmid: Der Titel war wie eine Erlösung für uns als Mannschaft. Wir waren wirklich gebrannte Kinder. Dass wir 2014 in Gummersbach so knapp gescheitert sind, das war schon ein traumatisches Erlebnis. Das haben wir verarbeitet, wir können zurückschauen und akzeptieren, dass das passiert ist. Das war auch der Auslöser, wir haben den Ehrgeiz, den Willen, ja: die Besessenheit entwickelt, den Titel endlich zu gewinnen. Wie schwer war es, nach der Verletzung von Alexander Petersson, die Vorbereitung ohne richtigen rechten Rückraumspieler zu bestreiten? Jacobsen: Unser Glück war, dass Patrick Groetzki Knieprobleme hatte, verletzt aus Rio abreisen musste. Wir haben auf ihn aufgepasst, er ist dann eingesprungen und hat es in der kurzen Zeit ganz gut gemacht. Er ist nicht so groß, aber ein cleverer Spieler. In Bietigheim haben wir mit Mads Mensah Larsen angefangen, das war unser bestes Vorbereitungsspiel. Das freut mich, denn am Wochenende geht es mit dem Pokal los. Für Alexander war es schade, er hat die beste Vorbereitung gemacht, seit ich hier bin. Nikolaj, Sie haben kürzlich gesagt, Flensburg sei die beste Mannschaft der Rückrunde gewesen. Wie können Sie die Löwen wieder zur besten Mannschaft der Vorrunde machen? Jacobsen: Bisher konnte ich wenig Akzente setzen, ganz einfach deshalb, weil noch nicht alle da waren. Hendrik Pekeler steigt jetzt ein, wir haben nun unsere erste Teamsitzung. Zu viele große Gespräche sollte man aber auch nicht führen. Der Titel letzte Saison war ein Riesenschritt, er hat gezeigt, dass man belohnt wird, wenn jeder seinen Job richtig macht. Uwe Gensheimer ist nicht mehr dabei. Was bedeutete das für Sie? Schmid: Einen neuen Uwe Gensheimer wird es nicht geben. Er war das Gesicht des Vereins. Sportlich werden wir das kompensieren können. Es war ein komisches Gefühl, nach Kronau zu kommen, und er war nicht da. Frau Kettemann, Sie sind seit rund 100 Tagen Geschäftsführerin. Was war leichter als gedacht, was schwerer? Kettemann: Leichter als gedacht war, in die Themen rein zu kommen. Am 6. Juli war ja die Liga-Tagung, da ging ich mit viel Respekt hin, aber alle haben mich mit offenen Armen empfangen. Es war schön zu sehen, dass ich da mitdiskutieren konnte, das hat gut geklappt. Es war vieles einfacher. Die Löwen Meister, die Nationalmannschaft Europameister, macht das Ihre Aufgabe leichter? Kettemann: Man spürt, dass der Titel deutscher Meister schon der erste Türöffner ist, beispielsweise bei Telefongesprächen. Man wird offener empfangen. Wie sich das auf Dauer auswirkt, kann ich noch nicht sagen. Zurück zu Olympia, wie fanden Sie die neuen Überzahlregel? Jacobsen: Als Trainer finde ich das ganz interessant. Das ist eine neue Herausforderung. Aber ich habe noch mit keinem Spieler gesprochen, der das gut findet. Es ist so langweilig. Es darf nicht für die Profis und vor allem nicht für unsere Kinder langweilig sein, Handball zu spielen. Dann hören sie auf. Die Regel muss weg. Europameisterschaften, Weltmeisterschaften – nur alle vier Jahre? Sind die Spieler zu sehr überlastet? Jacobsen: Für die Spieler finde ich das gut. Für den Handball wäre das eine Katastrophe. Dafür ist unsere Sportart nicht groß genug. Schmid: Jeder möchte ein Stück vom Kuchen, es wird seit Jahren darüber geredet, es wird nichts geändert am Ende entscheidet das liebe Geld. Was schätzt der Däne, was schätzt der Schweizer an unserer Region? Schmid: Nun, ich brauche nur zwei Stunden bis Basel (lacht). Im Ernst: Ich lebe sehr gerne hier, hier findet man alles, was man braucht, ich bin ja nun schon seit sieben Jahren hier. Klar fehlen mir die Berge. Jacobsen: Es wurde ja viel gemeckert über diesen Sommer, für mich und meine Familie war er sehr gut. Eigentlich war er auch zu heiß für mich. Ich habe, seit ich hier bin, noch nicht einmal eine Jacke angezogen. Selbst im Dezember ist es immer ein guter Tag für mich. Für mich gibt es genug Berge, in Dänemark ist der höchste Berg 147 Meter hoch. Das Meer fehlt.

91-88154591.jpg
91-88154393.jpg
91-88154593.jpg
91-88154395.jpg
Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x