1. FC Kaiserslautern Mester überrascht
«London.» Mathias Mester konnte es selbst nicht glauben, und sein Trainer schrie „die ganze Nachbarschaft zusammen“: Der kleinwüchsige Speerwerfer des 1. FC Kaiserslautern warf bei der Paralympics-Weltmeisterschaft in London Europarekord und sicherte sich Bronze.
„Vom Gefühl her war es die beste Medaille, die ich jemals gewonnen habe und der geilste Wettkampf, den ich jemals hatte“, schwärmte der mehrfache Welt- und Europameister und Silbermedaillengewinner der Paralympics nach einer Nacht, in der er mit seinem Zimmerkollegen, Kugelstoßer Sebastian Dietz, der Gold gewonnen hatte, um die Häuser gezogen war. Mit der Medaille hatte der 30-Jährige nicht gerechnet. „Ich habe einen neuen Trainer, wir sind noch in der Findungsphase, ich stelle gerade meine Technik um, habe ein Übergangsjahr eingeplant. Dann waren die ersten Drei aus Rio da. Dass ich mich da dazwischen gequetscht habe, der Paralympicssieger auf Rang vier durchgereicht wurde ...“ Als Mester den Speer auf 38,21 Meter schleuderte, war sein Stuttgarter Trainer Markus Reichle schon zufrieden. Dass der 1,42-Meter-Mann sich Wurf um Wurf steigern würde, damit rechnete auch er nicht. „Als ich nach dem fünften Versuch Dritter war mit 39,42, dachte ich, das ist ein ganz guter Wurf, aber das wird niemals reichen für eine Medaille.“ Er animierte das Publikum, warf sich nach vorn, stürzte, hätte fast die Linie überrollt und schaffte Europarekord: 40,54. Doch nach ihm durfte Kovan Abdulraheem noch mal ran, der Paralympicssieger. „Ich habe nicht hingekuckt“, gestand Mester. Als er doch einen Blick auf den Rasen wagte, steckte der Speer vor der 40-Meter-Marke. „Als dann die 39 auf der Anzeigentafel kam, bin ich ausgerastet.“ Mester bleibt jetzt erstmal eine Woche in London, die Kollegen anfeuern, dann macht er Urlaub, bevor er sein nächstes großes Ziel anpeilt: Tokio 2020.
