Sport Heute "Betze"-Finale für Löwe, Zimmer und Karl
Chris Löwe, der ehemalige Kapitän des 1. FC Kaiserslautern, wird heute
beim Zweitliga-Heimspiel der Roten Teufel gegen Greuther Fürth verabschiedet. Auch die Führungsspieler Markus Karl und Jean Zimmer bekommen heute zum letzten "Betze"-Heimspiel Blumen
Rot-weiß-rote Schals links. Rot-weiß-rote Schals rechts. Gesänge. Tosender Beifall, als der Mannschaftsbus der Roten Teufel den Weg hinauf zum Betzenberg nimmt. Optimismus links. Optimismus rechts. 50.000 Menschen stimmen sich ein auf das Rückspiel in der Relegation zur Fußball-Bundesliga. Es ist der 27. Mai 2013. Der Zweitliga-Dritte 1. FC Kaiserslautern empfängt den Bundesliga-16. Hoffenheim, der das Hinspiel 3:1 gewonnen hat. Der Glaube an die Festung Betzenberg lebt. Lauterns Linksverteidiger Chris Löwe und seine Kollegen haben Gänsehaut. Die Atmosphäre ist grandios, der Gegner aber übermächtig. Der FCK verliert auch das Rückspiel (1:2), verpasst den Wiederaufstieg. Die Fans feiern ihr Team dennoch. Heute, drei Jahre später, empfängt der FCK zum letzten Heimspiel der Saison Greuther Fürth (Anpfiff 15.30 Uhr). Ein Duell zweier Teams aus dem Tabellen-Mittelfeld der Zweiten Liga. Chris Löwe und seine Stammspieler-Kollegen Markus Karl und Jean Zimmer sollen heute Nachmittag offiziell verabschiedet werden. Es ist nichts mehr zu spüren von rot-weiß-roter Euphorie. Es werden keine 50.000 Fans da sein, immerhin 25.000. „Es wird sehr wenig Wehmut dabei sein“, sagt Chris Löwe vor seinem vorerst letzten Spiel auf dem „Betze“, das er allerdings als Zuschauer erleben wird. Löwe hat seine Schulterverletzung auskuriert, trainiert seit dieser Woche wieder. Für einen Einsatz heute oder zum Abschluss beim FC St. Pauli reicht es aber nicht. Sein Blick geht weiter nach vorn. Der Linksverteidiger wechselt nach dreieinhalb Jahren beim FCK mit drei knapp verpassten Aufstiegen ablösefrei zum englischen Zweitligisten Huddersfield Town. Neuland für die Löwes, für Chris, seine Frau Monique und das einjährige Söhnchen Luis. „Ich freu’ mich auf die neue Aufgabe“, sagt der 27-Jährige. Den Klub aus der 140.000-Einwohner-Stadt in der Grafschaft West Yorkshire trainiert der Deutsch-Amerikaner David Wagner. „Ich habe unter ihm ein paarmal in der Dortmunder U23 gespielt. Er hat sich persönlich darum gekümmert, dass ich unterschreibe“, sagt Löwe, der für den BVB auch sieben Bundesliga-Einsätze absolvierte. Die Verhandlungen über einen neuen Vertrag beim FCK erachtet der Sachse als missglückt. Vorigen Juli verkündete der damalige Sportdirektor Markus Schupp, man wolle mit Löwe – damals Kapitän – verlängern. Die Gespräche gerieten ins Stocken. 24. August: Die Lauterer gewannen 1:0 gegen Paderborn, wurden aber wegen schwacher Leistung ausgepfiffen. Die Reaktion der Fans – eine Enttäuschung für Löwe. Die Unglückssaison nahm ihren Lauf. Nach dem im Januar verkündeten Abschied von Vorstandschef Stefan Kuntz entstand ein Machtvakuum. „Dieses Chaos im neuen Jahr hat dazu geführt, dass ich mich entschieden habe, dass es hier nicht weitergeht“, sagt Löwe. „Beim FCK muss Kontinuität einkehren. Du kannst in zwei, drei Jahren vielleicht oben angreifen, wenn du eine Mannschaft mal zwei, drei Jahre zusammenspielen lässt. Ich habe in den dreieinhalb Jahren gefühlt 80 Mitspieler gehabt“, sagt Löwe, „die Erfahrung zeigt doch, dass Mannschaften vor allem erfolgreich sind, wenn sie eingespielt sind. Dazu braucht es Geduld. Die müssen auch die Fans aufbringen und sich von den Neunzigerjahren verabschieden. Tradition ist schön, aber sie bringt dir sportlich nichts.“ Wenn Löwe heute verabschiedet wird, denkt er trotzdem auch zurück an das „schönste und traurigste Erlebnis zugleich“ beim FCK, an die Gänsehautmomente rund um das Relegationsrückspiel 2013.
