Sport Des Trainers Hypothek
Der normale Reflex des megaenttäuschten Fans ist der branchenübliche. Wenn’s im Fußball nicht läuft, muss der Trainer weg. So auch das Ergebnis einer Umfrage des SWR-Fernsehens nach dem 0:2 des Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern gegen den SC Freiburg, so die Meinung der meisten Fans, die der RHEINPFALZ schrieben. Muss Kosta Runjaic wirklich weg? Nein! Sagt Dieter Rombach, der Aufsichtsratsvorsitzende des FCK. „Ich sehe noch keinen Grund zu einer Trainerdiskussion. Ich habe die Hoffnung, dass die Mannschaft das Steuer in der englischen Woche noch rumreißen kann“, erklärte Rombach, der gestern auf Dienstreise in den USA weilte, in einem Telefonat. „Die Verantwortlichen sind genauso enttäuscht wie die Fans“, gesteht Rombach, dem natürlich nicht verborgen bleibt, dass vor allem Trainer Runjaic zur Zielscheibe geworden ist. So ist das Geschäft. Im hohen Gehalt ist Schmerzensgeld inbegriffen. Die Eintrittskarte ist aber kein Freifahrtschein, um den Coach beleidigen zu dürfen. Die Hypothek des Trainers sind zwei vierte Plätze. Vor der letzten Saison rechnete kaum einer mit dem FCK in der Spitzengruppe. So wie Runjaic die Mannschaft entwickelte, so nah wie sie dran war, war Platz vier der erste Platz der Verlierer! Natürlich waren da auch drei Elfmetergeschenke, die dem FCK Punkte und den Aufstieg kosteten. Fakt ist aber auch, dass der FCK aus den letzten vier Spielen nur zwei Punkte holte. Daran hat natürlich auch der Coach eine Aktie. Das ist seine Hypothek. Dass der Trainer durch seine Arbeit auch nachweisbare Transferwerte schuf, interessiert nur wenige. Für Erfolg gibt es keinen Ersatz. Grundsätzlich darf der Fan andere Heimauftritte von einer FCK-Mannschaft erwarten als die letzten beiden. Der Fan muss spüren, dass die Jungs wirklich wollen. Dass sie Zweikämpfe beherzt führen, dass das Gras glüht. Dazu gehört, dass der Torwart entschlossen und nicht wie beim Alibi-Joggen angelaufen wird. Der Fan muss sehen, dass Zug zum Tor da ist, dass die Außen den Weg zur Grundlinie oder in den Sechzehnmeterraum finden und nicht mutlos abbrechen oder ohne Mumm quer laufen und sich festlaufen. Kümmerliche zwölf Torschüsse wie gegen Freiburg – so spielt man das einstige Festspielhaus auf dem Betzenberg leer. Gerade zu Beginn der Amtszeit von Kosta Runjaic wurde anders gespielt, da weist die Statistik 31, 33 Torschüsse aus. Das ist die Baustelle des Trainers. Seine Mannschaft muss Ergebnisse liefern, sonst hat der Aufsichtsrat bei seiner Sitzung am Montag ein heißes Thema. Die Frage, wer folgt Finanzvorstand Fritz Grünewalt am 31. März 2016 nach, soll bis Jahresende beantwortet sein. Eine Personalberatungsfirma wird bei der Suche eingeschaltet, sagte Aufsichtsratschef Rombach gestern. Nicht mehr auf der Kandidatenliste steht Ansgar Schwenken. Der Ex-Vorstand des VfL Bochum, zuletzt beratend für den FCK tätig, wäre prädestiniert für diese Aufgabe gewesen. Er wechselt nun aber in die Führungsriege der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Glückwunsch!
