Sport Wenn’s im Training mal etwas lauter wird

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Mannheim. Da konnte keiner mehr die Ohren auf Durchzug stellen: Für einen Moment wurde Adler-Coach Greg Ireland im gestrigen Training richtig laut. Von Reizklima in Mannheim angesichts des schlechten Stars in die neue Saison der Deutschen Eishockey-Liga zu sprechen, wäre übertrieben. Aber die Anspannung beim Meister ist spürbar.

Es war nach gut einer Dreiviertelstunde, da unterbrach Ireland eine Übung und versammelte die Cracks um sich herum. Aus einer deutlichen Ansprache wurde ein lauter Wutausbruch, befeuert mehrfach mit dem F***-Wort, das Nordamerikaner gern benutzen, wenn sie sauer sind. „Tut euren Job“, brüllte der Kanadier: „Es ist nicht genug!“ Als er eine Bestätigung des Teams erwartete, aber nur ein Murmeln erfuhr, rief er: „Ich kann euch nicht hören!“ Nach fünf folgenden etwas gedrückten Trainingsminuten scharte er die Profis erneut um sich. Jetzt gab es klare Anweisungen in normaler Lautstärke, danach klapperten die Stöcke der Spieler zustimmend auf dem Eis. Alles wieder gut, jedenfalls für den Moment. „Wir waren nicht gut genug, im Training und im Spiel. Er hat die Stimme erhoben – und danach war es ja auch besser“, konnte Stürmer Ryan MacMurchy mit dem ungewohnten Anpfiff leben. Greg Ireland erklärte später: „Es galt nicht einem einzelnen, sondern der Gruppe – und darin schließe ich mich ein. Ich wollte Aufmerksamkeit, auch das ist Coaching.“ Die prekäre Lage – der Meister ist mit nur acht Punkten Tabellenzwölfter – hat sich durch den 3:2-Sieg am Dienstag im Champions-League-Spiel gegen Espoo Blues, der aber nicht für den Einzug in die nächste K.o.-Runde reichte, nur in den Köpfen etwas entspannt, was ja auch viel wert sein kann. „Sicher, wir haben unser Ziel nicht erreicht. Aber am Ende war es ein Sieg, wir brauchen dieses Gefühl des Gewinnens in der Kabine“, betonte Doppeltorschütze MacMurchy. Auch er selbst zog Kraft aus dem Spiel: „Ich war vorher vier Partien ohne Tor, das jetzt fühlte sich gut an.“ Überzahlspiel gut, Unterzahlspiel okay, Torwart auch – „damit ist man normal in den Top Sechs“, weiß Manager Teal Fowler. Und selbst mit schlechtem Powerplay, wie vergangene Saison, kann man Meister werden – aber nur, wenn bei Fünf gegen Fünf alle Gegner an die Wand gespielt werden. „Da müssen wir mehr kreieren“, sagt Greg Ireland. Heute (19.30 Uhr) kommen die Grizzly Adams Wolfsburg in die SAP-Arena, am Sonntag treten die Adler ab 16.30 Uhr in Krefeld an. Fünf, besser sechs Punkte aus diesem Wochenende würden die Lage in Mannheim entspannen. Martin Buchwieser kann heute wieder spielen, Jamie Tardif wohl auch. Andrew Joudrey hingegen liegt mit Grippe flach, die auch Marcel Goc am Comeback hindert. Brent Raedeke zwickt die Leiste, Kapitän Marcus Kink fehlt noch länger. Immerhin trainierte Denis Reul gestern wieder – mit Vollvisier. Er hatte am zweiten Spieltag einen doppelten Kieferbruch erlitten, tastet sich nun aber heran.

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