Sport Play-off-Rhetorik und vielleicht ein Joker

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Mannheim. Vor dem heutigen Auftakt der Pre-Play-off-Serie um den Einzug ins Viertelfinale scheint alles für die Kölner Haie und gegen die Adler Mannheim zu sprechen. Vielleicht aber sorgt ja genau das endlich für den bitter benötigten Ruck, der durch den Kader des noch amtierenden deutschen Eishockey-Meisters gehen muss.

Als Mannheimer „Geheimwaffe“ geht Marcel Goc, der heute (19.30 Uhr) in Köln ein überraschendes Comeback feiern könnte, nicht mehr durch. Zumal einige Besucher gestern sein erstes komplettes Mannschaftstraining seit der erneuten Verletzungspause beobachteten und der NHL-Heimkehrer ebenso wie Trainer Craig Woodcroft danach seinen heutigen Einsatz zwar nicht explizit ankündigte, aber eben auch nicht ausschloss. Das dürfte sich inzwischen auch bis nach Köln rumgesprochen haben. Gleichwie: Kann Goc quasi als Joker auflaufen (es wäre erst sein viertes Saisonspiel), sollte das dem Team einen weiteren emotionalen Schub geben. „Wenn der Trainer sagt, ich soll spielen, dann spiele ich“, signalisierte der Mittelstürmer gestern nach der Einheit jedenfalls, dass er sich fit fühlt. Woodcroft wollte noch abwarten, „wie die Reaktion seines Körpers auf das Training ist“. Im Mannschaftsbus saß Goc gestern. Nochmal zur Einstiegsthese. Was spricht für Köln und gegen Mannheim? Die Haie haben den Überlebenskampf unter ihrem neuen Trainer Cory Clouston angenommen, gewannen am Wochenende mit starker Defensive ihre beiden letzten Punktspiele und sicherten so Vorrundenrang sieben und damit das Heimrecht heute und in einem eventuellen „Endspiel“ am Sonntag (14.30 Uhr). Sie spielen wahrlich kein begeisterndes Eishockey, können sich aber – anders als (noch) Mannheim – auf ein sicheres Torwartgespann stützen, agierten zuletzt – völlig anders als die Adler bei ihren zuletzt drei Niederlagen in Serie – sehr diszipliniert. „Wer zurückblickt, der kann behaupten: Sie sind im Vorteil“, weiß Adler-Coach Craig Woodcroft, „wir nehmen die Underdog-Rolle an.“ Die resultiert aus einer „bisher extrem enttäuschenden Saison“, wie Ryan MacMurchy offen zugibt. Für ihn gilt das als Topscorer und Trumpf der Adler im Prinzip zwar nicht, doch der letztjährige Vizemeister mit Ingolstadt nimmt sich von der Kritik nicht aus: „Auch ich hatte inkonstante Phasen, in denen ich nicht getroffen habe.“ Woodcroft appellierte nun an seine Mannschaft, den vielzitierten Neustart in die entscheidende Saisonphase anzunehmen und „allen Ballast über Bord zu werfen. Es ist die Chance, einige Dinge hinter sich zu lassen. Wir müssen Energie daraus ziehen, nun eine neue Situation zu haben.“ Play-off-Rhetorik, die aber immer mal wieder gezündet hat. Vor zwei Jahren wurde Ingolstadt als Vorrundenneunter Meister. Die Adler wiederum schieden 2010 mit einem ähnlich prominent besetzten Kader wie heute als Neunter in den Pre-Play-offs gegen den späteren Vizemeister Augsburg aus. „Play-offs sind Hochdruck und größtmöglicher Spaß gleichermaßen“, sagt Ryan MacMurchy. Die Fans hat der Umweg Pre-Play-offs trotz der besonderen Rivalität mit den Haien noch nicht elektrisiert: Für das Freitagsheimspiel waren gestern Mittag rund 10.500 Karten verkauft.

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