Sport Heimkehr ohne Groll

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Mannheim. „Das hat es noch nicht gegeben“, wundert sich der neue Adler-Trainer Sean Simpson, „dass ich erst den Vater und dann den Sohn trainiere“. Matthias Plachtas Rückkehr nach Mannheim macht’s möglich.

Oder ist es gar eine Heimkehr? „Beides“, sagt Plachta lachend, „es fühlt sich auf jeden Fall gut an.“ Das Abenteuer Nordamerika wurde in der vergangenen Eishockey-Saison für ihn zum Experiment, das er letztlich ohne Groll abgebrochen hat. Weder in der Organisation der Arizona Coyotes noch der Pittsburgh Penguins schaffte es der Flügelstürmer, der Mannheim 2015 als deutscher Meister verließ, in den NHL-Kader. Trotzdem betont er, viel aus Nordamerika mitgenommen zu haben. So zum Beispiel die Handlungsschnelligkeit auf der kleineren Eisfläche: „Dort hat man mit der Scheibe schon viel weniger Zeit.“ Ist das Kapitel „Beste Eishockey-Liga der Welt“ damit für den 25-Jährigen erledigt? „Darüber zerbreche ich mir jetzt nicht den Kopf“, beteuert Plachta. Er ist wieder in Mannheim, wo sein bis 2020 laufender Vertrag ja nur ruhte, und er ist es gern. Denn hier erfährt er Wertschätzung und genießt ein richtiges Team. In den eher zweitklassigen AHL-Mannschaften, das hat er in den vergangenen Monaten gemerkt, ist der interne Konkurrenzkampf knüppelhart: „Klar, das wusste ich, jeder will ja wieder hoch in die NHL.“ Häufig schlägt sich das aufs Kabinenklima nieder, vor allem in Springfield war das so. Bei den Wilkes-Barre/Scranton Penguins fühlte sich Plachta schon wohler, spielte hier die Play-offs um den Calder Cup. Der Tür nach Mannheim stand immer offen, und mit drei Toren in den ersten beiden Testspielen gegen Pardubice (6:1) und Bietigheim (6:2) hat Matthias Plachta auch gleich wieder Selbstbewusstsein getankt. Wobei er betont: „Beide waren nicht auf dem Niveau von Lugano und Tampere.“ Er meint also die beiden Gegner in der Champions League (CHL), von denen Lugano heute (19.30 Uhr) in der SAP-Arena aufkreuzt. Bis gestern waren 8000 Karten verkauft – bemerkenswert für den Hochsommer. „Wir haben mit die schwerste Gruppe erwischt“, findet Sean Simpson, „Tampere ist finnischer Meister und Lugano Schweizer Vizemeister.“ Und wie war das mit Vater und Sohn? Nun, Jacek Plachta trainierte unter Sean Simpson 2002/2003 bei den Hamburg Freezers. Er vererbte Matthias die guten „Hände“, wie Eishockeyspieler das Stockhandling mit der Scheibe nennen. „Mein Vater sagt, Sean war der beste Trainer, den er je hatte“, erzählt der Sohn und schiebt grinsend nach: „Das ist mein Vater, der hier schleimt.“

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