Sport Erst verkrampft, dann packend

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Mannheim. Schön, dass der Profisport immer wieder solche Geschichten schreibt: Ausgerechnet ein Tor des ehemaligen Iserlohners Brent Raedeke machte aus einer verkrampften Veranstaltung ein plötzlich packendes Eishockeyspiel. Sein Ausgleich ebnete den Adlern Mannheim gestern Abend den Weg zum 2:1 (0:0, 0:1, 1:0; 1:0)-Sieg nach Verlängerung gegen die Roosters.

Das Bemerkenswerteste des mitunter von beiden Seiten konfusen ersten Drittels war das wieder einmal feine Gespür der Mannheimer Fans für die Situation, in der ihre Mannschaft festzustecken schien: „Steht auf, wenn ihr Adler seid“, schallte es durch die mit 13.600 Zuschauern ausverkaufte Arena – an sich nichts Ungewöhnliches. Aber zum Auftaktbully? Das war natürlich gut und aufbauend gemeint, aber bis zur 15. (!) Minute, bis zu einem von Roosters-Goalie Chet Pickard meisterhaft parierten Rheault-Direktschuss, lief auf Adler-Seite noch gar nichts zusammen. Fehler, die die ebenfalls nicht allzu stocksicheren Iserlohner zu vier Breaks einluden, keine Zweikampfstärke, keine Aufbaupässe. Nach Dennis Endras’ famoser Rettungstat gegen Chad Bassen immerhin tauchte Jochen Hecht frei vorm Tor auf, löffelte die Scheibe aber über den Kasten. Sehr, sehr wohlwollend könnte man das Geschehen nach der ersten Pause als Spiel auf ein Tor bezeichnen. Da die fraglos bemühten, wenngleich immer noch verkrampften Adler die Scheibe aber noch zu selten auf jenes Tor brachten, wäre „Spiel auf oder in einer Zone“ passender gewesen. Zu den „kleinen Siegen“, die Adler-Trainer Greg Ireland während der Partie sehen will und die das angeknackste Selbstbewusstsein Stück für Stück stärken sollen, gehörte aber sicher der beherzte Check des jungen Lennart Palausch, der Boris Blank an die Bande „nagelte“. Für die Adler war es jedenfalls bitter, dass kurz vor Ende dieses gar nicht so schlechten Drittels ein Geniestreich des Gegners – wohlgemerkt nach Scheibenverlust Akdags – zum 0:1 führte: Den Konter über Blank und York schloss Nicholas Petersen mit einem „Move“ und guten Händen gekonnt ab (40.). In seinen Torjubel gegen sein Ex-Team packte Brent Raedeke alle Emotionen, nachdem er einen Abpraller nach Richmond-Schuss ins leere Tor gezirkelt hatte (43.). Mit großer Hingabe verteidigten die Adler danach in zwei Unterzahlsituationen ihre Teilnahmeberechtigung an der Verlängerung, wobei sie in den letzten Sekunden der normalen 60 Minuten durchaus dem „vollwertigen“ Siegtreffer sehr nahe waren. Jenen, der immerhin noch zwei Punkte wert war, besorgte eiskalt Kai Hospelt – per Penaltyschuss, weil Button zuvor in höchster Not absichtlich das Tor verschoben hatte, wofür er die Fäuste Danny Richmonds zu spüren bekam ... So spielten sie Adler Mannheim: Endras - Carle, Akdag; Bittner, Wagner; Fischer, Richmond; Riefers - Buchwieser, Joudrey, Kink; Palausch, Hospelt, Arendt; Rheault, Metropolit, Raedeke; MacMurchy, Hecht, Ullmann Iserlohn Roosters: Pickard - Teubert, Button; Lavallée, Côté; Raymond, Orendoz - Macek, Jaspers, Caporusso; Sylvester, Bassen, Ross; Petersen, York, Blank; Friedrich, Hamill, Shevyrin Tore: 0:1 Petersen (York) 39:27, 1:1 Raedeke (Richmond) 42:13, 2:1 Hospelt/Penalty 63:02 - Strafminuten: 12 - 8 - Beste Spieler: Endras, Wagner, Raedeke - Pickard, Bassen, York - Zuschauer: 13.600 (ausverkauft) - Schiedsrichter: Aicher (Rosenheim)/Bauer (Nürnberg).

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