Sport Erfolgsfaktor Coaching

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Man munkelt in Mannheim, dass Späher der großen Klubs aus Nordamerika ihre Augenpaare nicht nur auf Adler-Verteidiger Sinan Akdag, sondern auch auf Stürmer Matthias Plachta (23) richten. Was nicht weiter verwunderlich wäre, denn in dieser Eishockey-Saison hat der Nationalspieler den Schritt vom Talent zu einem der besten deutschen Profis vollendet, hat eine tolle Stocktechnik, begnadete Hände und geht dazu keinem Check aus dem Weg. So mag man’s in der besten Eishockey-Liga der Welt. Würde man den NHL-Scouts nur eine einzige Szene aus dem ersten Play-off-Spiel der Mannheimer am Mittwoch gegen die Nürnberg Ice Tigers (2:1) zeigen, kämen sie wohl auf die Idee eines Koppelgeschäfts. Denn da bediente Akdag mit einem präzisen, weiten Zuspiel den startenden Plachta, der die Scheibe clever zum 1:0 ins Nürnberger Netz legte. „Ein super Pass“, bedankte sich der Schütze beim Vorbereiter: „Ich dachte, er gibt mir die Scheibe schon früher.“ Grinsend fügte Plachta schnell hinzu: „Hat aber schon gepasst so ...“ 2:1, beeindruckende Play-off-Stimmung in der SAP-Arena (Dennis Endras: „Das saugt man auf“) und Erleichterung nach dem Auftakt hinterher in und vor der Adler-Kabine – der Anfang ist gemacht, nachgelegt wird vielleicht heute (19.30 Uhr) in Nürnberg. Bei einer Mannschaft, die fraglos besser ist, als Vorrundenplatz acht aussagt. Die aber am Mittwoch an einer Szene zu knabbern hatte: Als die Ice Tigers eine zweiminütige „doppelte“ Überzahl nicht zum 1:1-Ausgleich nutzen konnten, weil die beiden Adler-Trios auf dem Eis mit dieser ganz eigenen Play-off-Verzweiflung ihr Tor verteidigten. „Das hat uns wehgetan“, bekannte Nürnbergs Trainer Martin Jiranek. Überhaupt war es ein sehr, sehr intensives Spiel. Allein drei zerborstene Stöcke darf man getrost als Indiz dafür hernehmen. Das abermals unproduktive und teilweise richtig schlechte Powerplay der Adler tat Trainer Geoff Ward („Wir werden nicht in Panik verfallen“) nur verbal ab. Sicher wird dieser Fachmann über die Verteidiger-Besetzung an der blauen Linie – Richmond stand da anstelle Akdags – nachdenken. Sein Coaching während des Spiels ist über jeden Zweifel erhaben. Da war die Phase, als die Nürnberger fünf Adler lange Zeit in der eigenen Zone einschnürte, bis sich die japsenden Mannheimer nur per Icing retten konnten. Die Regel besagt: Das Team, das den unerlaubten Weitschuss verursacht, darf nicht wechseln. Also nahm Stanley-Cup-Sieger Ward flugs eine Auszeit – diesmal nicht für taktische Ansagen, sondern schlichtweg, um seine Jungs mal 30, 40 Sekunden durchschnaufen zu lassen. Eine Szene, die zeigte: Dieser Coach ist jederzeit über alles im Bilde. Matthias Plachta bestätigt: „Er weiß genau, was wann zu tun ist.“

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