Sport Eisbären als „Gesetzesbrecher“

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Mannheim. Das Gesetz der Serie, dass es bis gestern Abend, 22.46 Uhr, nur Heimsiege gab, scherte die Eisbären Berlin wenig: Sie gewannen nach erneuter Verlängerung 2:1 (0:0, 0:0, 1:1; 1:0) bei den Adlern Mannheim, schickten den Titelkandidaten nach dem Viertelfinale in den viel zu frühen Sommerurlaub.

Es war ein historischer Dienstagabend für die Deutsche Eishockey-Liga, dieser gestrige 21. März: Erstmals in der 23-jährigen Geschichte der DEL wurden drei Play-off-Serien einer Saison erst im siebten Spiel entschieden – und das bereits im Viertelfinale! Angesichts der Dramatik der Partie in Mannheim wird Kapitän Marcus Kink sein Jubiläum – 700. DEL-Spiel für die Adler – also relativ gleichgültig gewesen sein. Viel wichtiger war sein schöner Führungstreffer kurz nach Beginn des letzten Drittels, als Ronny Arendt die Scheibe fast sanft vors Tor knipste und Kink gekonnt vollstreckte (42.). Angetrieben von der extrem lauten Halle begannen die Adler die Partie atemberaubend offensiv. Da stimmte vieles: David Wolfs Körpereinsatz, Garrett Festerlings Spielfreude, Mirko Höfflins Mut. Letzterer aber wurde nicht belohnt, auf der Gegenseite traf Aubry den Pfosten. Kurios: Kurz vor Drittelende agierten die Adler mit nur vier Feldspielern, weil sie nicht gemerkt hatten, dass einer fehlte. Bei den Eisbären wurde der eigentlich längst auf die Zuschauerränge durchgereichte Ex-Stürmerstar Barry Tallackson gestern noch mal reaktiviert, da Jamie MacQueen wegen eines unkorrekten Checks gegen Ryan MacMurchy in Spiel sechs am Sonntag nachträglich gesperrt worden war. Der verletzte MacMurchy wiederum wurde durch Matthias Plachta ersetzt, womit sich die in den Play-offs bisher produktivsten Angreifer der Adler in einer Reihe wiederfanden. Trainer Sean Simpson riskierte viel, setzte auf nur sechs Verteidiger und stockte den Sturm mit Jamie Tardif sowie Daniel Sparre auf. Bei aller Hochachtung vor der Angriffslust der Adler: Dass das Finale im Viertelfinale auch ein Nervenspiel war, ließ sich an so manchem fast fatalen Fehler im der eigenen Zone ablesen. Im Mittelabschnitt konnten sich die Mannheimer zudem nicht über die Schiedsrichter beklagen, als Daniel Fischbuch nach Befreiungsschlag der Berliner frei auf Drew MacIntyre zulief und vom Goalie fragwürdig gebremst wurde – da hätte es auch einen Penalty geben können. Dafür wurden den Adlern zu Beginn des letzten Drittels zwei klare Strafzeiten gegen Berlin verweigert, eine dieser Szenen mündete in den merkwürdigen Ausgleichstreffer (48.). Ausgerechnet Tallackson, der eigentlich Ausgemusterte, fälschte einen Puck unhaltbar für MacIntyre ab. Jetzt wurde es turbulent: In Überzahl hatten die Adler zwei dicke Chancen, aber auch das Glück, dass MacIntyre nach Festerling-Fehler den Shorthander verhinderte. Einen Kniecheck DuPonts gegen Kink übersahen die Referees danach. Die Overtime beherrschten die Adler, aber dann häuften sich die Flüchtigkeitsfehler – und Charles Linglet bescherte den Eisbären das Halbfinale gegen Meister Red Bull München. Die Nürnberg Ice Tigers treffen auf die Grizzlys Wolfsburg. So spielten sie Adler Mannheim: MacIntyre - Carle, Akdag; Larkin, Colaiacovo; Reul, Richmond - Kink, Joudrey, Arendt; Kolarik, Adam, Plachta; Höfflin, Festerling, Wolf; Tardif, Raedeke, Ullmann Eisbären Berlin: Vehanen - Müller, Gervais; Baxmann, Hördler; Constantin Braun, DuPont; Roach - Fischbuch, Aubry, Busch; Linglet, Olver, Petersen; Noebels, Talbot, Rankel; Laurin Braun, Wilson, Tallackson Tore: 1:0 Kink (Arendt) 41:11, 1:1 Tallackson (DuPont) 47:10, 1:2 Linglet 69:32 - Strafminuten: 2 - 8 - Beste Spieler: MacIntyre, Colaiacovo, Kink - Vehanen, Laurin Braun, Busch - Zuschauer: 13.600 (ausverkauft) - Schiedsrichter: Bauer (Nürnberg)/Piechaczek (Ottobrunn).

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