Sport Der zweibeinige Neufundländer

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Mannheim. Am Dienstag von Arizona nach Mannheim eingeflogen, den Jetlag durch neun Stunden Zeitunterschied halbwegs ignoriert, gestern Vormittag zum ersten Mal mit der neuen Mannschaft auf dem Eis, heute Abend (19.30 Uhr) im Heimspiel gegen die Iserlohn Roosters das Debüt und dann am Sonntag (16.30 Uhr) der Klassiker bei den Eisbären Berlin: Die Adler-Nachverpflichtung Luke Adam erlebt gerade eine sehr interessante Woche.

Viele Leute denken bei dem Begriff „Neufundländer“ erst mal an Hunde. Es soll aber auch zweibeinige Neufundländer geben, etwa Luke Adam, der aus der kanadischen Provinz im Atlantischen Ozean stammt. Auf die Frage, ob er denn auch so einen dieser gutmütigen und stattlichen Hunde besitzt, muss er lachen: „Ich hätte gern einen. Ich habe auch einen Hund, aber einen kleinen.“ Und der soll in drei Wochen mit Adams Ehefrau nachkommen. Dann wird Hannah schon sehnlichst erwartet werden. „Ich überlasse ihr gern den Einkauf“, sagt Luke und muss wieder lachen. Denn sein erster Besuch in einem deutschen Supermarkt hat ihn doch etwas überfordert: „Ich habe ewig nach der richtigen Milch gesucht ...“ Ansonsten fühlt er sich im Umfeld der SAP-Arena schon pudelwohl. Denn obwohl Adam mit seinen ja auch erst 26 Jahren das erste Europa-Engagement antritt, kennt er die Halle bereits: 2011 lief er hier in Diensten des NHL-Teams Buffalo Sabres im Freundschaftsspiel gegen die Adler auf, schoss selbst ein Tor und bereitete einen weiteren Treffer vor. „Die Fans haben mir imponiert, die Gesänge, das kennt man in Nordamerika so nicht“, erinnert sich der einstige Teamkollege von Jochen Hecht. Den haben die Adler vor der Verpflichtung natürlich nach dem Charakter Adams befragt, berichtete Trainer Sean Simpson gestern. Und der Neuzugang wiederum erkundigte sich zum Beispiel bei Ex-Adler Jaime Sifers: „Er hat nur Gutes erzählt.“ Unübersehbar im Training gestern: Adam ist groß und stark, bringt also richtig viel Physis und auch eine Menge Erfahrung mit: 90 Partien in der NHL, 15 Tore. Ein Pendler zwischen der besten Eishockey-Liga der Welt und der darunter liegenden AHL, zuletzt bei Hartford Wolf Pack, dem Farmteam der New York Rangers. „Ganz ehrlich, zu Beginn des Sommers habe ich nicht an Europa gedacht. Ich wollte in der NHL bleiben. Aber ich wollte auch nicht mehr in die AHL zurück“, berichtet Adam. Nach einem Trainingscamp in Calgary hielt er sich in Stockton fit. Einige Klubs in Europa haben sich um den ja noch recht jungen Stürmer bemüht, heißt es. Zumal der auf den Flügeln und im Zentrum spielen kann. Heute gegen Iserlohn wird er als Center an der Seite Sparres und Kolariks auflaufen, verriet Simpson gestern. „Eine super Verpflichtung für uns“, findet der Coach. Auch Powerplay und Unterzahlspiel sind Adams Sache, aber wohl noch nicht heute zum Start. Simpson ahnt: „Die Umstellung auf die größere Eisfläche wird im Fünf-gegen-Fünf erst mal genug Arbeit für ihn sein.“ Den Aufwärtstrend der Iserlohn Roosters nach deren Fehlstart hat Simpson natürlich registriert. Aber auch die deutlich verbesserte Disziplin seiner Mannschaft, die bei der 1:2-Niederlage in Ingolstadt am Dienstag „eines der besten, wenn nicht das beste Auswärtsspiel bisher“ gezeigt habe: „Und trotzdem kann man dann mal verlieren, da kann ich niemandem einen Vorwurf machen.“

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