Eishockey Der Rost muss aus den Köpfen

Mannheim/Ingolstadt. Der Fluch der guten Tat? Weil die Adler Mannheim ihre Halbfinalserie gegen Wolfsburg so unerwartet schnell in nur vier Spielen beendet hatten, kamen sie in den zweifelhaften Genuss einer einwöchigen Spielpause vor dem Finalstart. Trainer Geoff Ward stellte nun fest, dass sein Team etwas Rost angesetzt habe. Nicht körperlich, eher mental, wie Finalspiel Nummer zwei am Sonntag in Ingolstadt deutlich machte.

Für die geschundenen Profileiber, für das Auskurieren der „bumps and bruises“, also der Beulen und blauen Flecken, war die Auszeit willkommen, weiß Ward natürlich. Aber in den Köpfen sitzt der Rost, sind die Adler noch längst nicht im Finalmodus. Das belegen drei klare Aussagen nach der 2:5-Niederlage am Sonntag. Die Fakten: Mannheim gewann Finalspiel eins in der Verlängerung mit etwas Glück und dem „Wurstsemmel“-Tor von Ronny Arendt (O-Ton des in dieser Szene schlecht aussehenden ERC-Torwart Timo Pielmeier) 2:1. Zuvor hatte der Gast ein sehr gutes Auswärtsspiel abgeliefert. Ingolstadt gewann Finalspiel zwei, abgesehen von einer sehr starken Adler-Phase Mitte des zweiten Drittels, völlig verdientermaßen mit 5:2. Gesamtstand: 1:1. Also ist im Grunde noch gar nichts passiert, beide haben ihre Heimspiele für sich entschieden, die Adler behalten ihren perspektivischen Minivorteil eines Heimvorteils in einem eventuellen Final-„Finale“ (Spiel sieben). Trotzdem ist das Stimmungsbild, das im Umfeld – nicht in der Mannheimer Kabine – herrschte, etwas geradegerückt. Bobby Raymond betonte noch mal das, was angesichts der dominierten Punktrunde und des schnellen Finaleinzugs hier und da vielleicht ein bisschen in Vergessenheit geraten war: „Ingolstadt ist Meister, die wissen, wie man gewinnt.“ Und diese Mannschaft hat ebenfalls Nehmerqualitäten: Der Overtime-Rückschlag in Spiel eins, ein trotz drückender Überlegenheit torloses erstes Drittel am Sonntag – Ingolstadt ließ sich nicht entmutigen und trotzte auch dem kurzzeitigen Adler-Sturmlauf nach der 1:0-Führung. Vor allem in dieser Phase zeichnete sich Torwart Timo Pielmeier mit fantastischen Saves aus, in anderen Situationen allerdings machten es ihm die Schützen auch zu leicht. „Er kann viele Pucks gut sehen, da müssen wir einen besseren Job machen“, betonte Raymond. „Bei den Schüssen von der blauen Linie im Powerplay war vor dem Tor viel weniger Verkehr als noch in der Nürnberg- oder Wolfsburg-Serie“, analysierte Teal Fowler. Aber erneut zur Erinnerung: Noch ist nichts passiert. „Wir dürfen weder zu hoch fliegen, noch uns zu tief runterziehen“, erinnerte Stürmer Jamie Tardif an eine alte Play-off-Weisheit. Klar ist, dass selbst nach Raymonds Treffer zum 2:4 in Unterzahl (55.) sogar noch etwas möglich gewesen wäre, hätte nicht Sekunden später die nächste überflüssige Strafzeit den letzten Rest Hoffnung auf eine Aufholjagd geraubt. „Das Tor war spät, aber man muss jedes Momentum nutzen“, meinte Raymond, der sich in den Play-offs nach mäßiger Vorrunde als solider Verteidiger Nummer sieben etabliert hat, vielsagend. „Wir erwarten jetzt eine ganz starke Mannheimer Mannschaft“, sagte ERC-Trainer Larry Huras mit Blick auf das Spiel heute (19.30 Uhr) in der SAP-Arena. Wieder dabei: Brandon Yip nach abgesessener Kurzsperre.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x