Sport Der deutsche Meister blutet

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Mannheim. Der deutsche Eishockey-Meister ist schwer verwundet. „Die Gegner sehen, dass wir bluten“, befand Manager Teal Fowler nach der unnötigen 2:3 (1:1, 1:1, 0:1)-Niederlage seiner Adler Mannheim gegen die erstarkten Nürnberg Ice Tigers. Es war die dritte Schlappe in der heimischen SAP-Arena in Folge, zudem sind nur acht Punkte aus acht Spielen natürlich viel zu wenig für ein solch edel besetztes Team.

Und wenn es nicht läuft, dann kann der Sport brutal sein. Die Adler verloren die Partie in ihrem besten Spieldrittel, dem letzten. Es stand 2:2, und mit Hilfe der nun richtig lauten Fans startete der Meister seine Schlussoffensive. Mit viel Druck, mit jetzt auch deutlich mehr Scheibensicherheit. Doch was geschah? Ein von Derek Joslin gar nicht mal so fest geschossener Puck flutschte plötzlich an allen vorbei und hinter dem verdutzten und bis dato so starken Dennis Endras ins Mannheimer Tor zum 2:3 (53.). Natürlich, das war auch ein Torwartfehler. Teal Fowler stellte sarkastisch fest: „Wir sind in jedem Spiel drin, finden aber Wege, es noch zu verlieren.“ Vergangene Saison war es genau umgekehrt, auch höchste Rückstände konnten die Adler meist nicht am Siegen hindern. Nun ist selbst eine eigene Führung zu oft kaum noch etwas wert. „Wir müssen härter arbeiten, dass es nicht immer zu solchen Kehrtwenden kommt“, stellte Trainer Greg Ireland zerknirscht fest. Schließlich hatte sein Team zwar die Nürnberger Führung nach einem Powerplay-Tor Dany Heatleys postwendend mit einem eigenen Treffer in Überzahl – Christoph Ullmann hielt seinen Stock in einen Akdag-Schuss – ausgeglichen. Und im Mitteldrittel schoss Glen Metropolit wieder im Powerplay nach halbem Bauerntrick Richmonds die Adler 2:1 in Führung. Aber als Mathieu Carle vor seinem Tor nicht aufräumen könnte, glich Leo Pföderl kurz vor der zweiten Sirene wieder aus, und Philip Riefers verpasste nach Konter über Raedeke die erneute Mannheimer Führung. Zwei Überzahltore, die Unterzahl unterm Strich okay – „aus unseren Special Teams müssen wir Selbstvertrauen ziehen“, forderte Ireland. Im Umkehrschluss ist klar: Bei Fünf gegen Fünf auf dem Eis stehen die Adler auch angesichts ihres großen und prominenten Kaders zu Recht dort, wo sie in der Tabelle nun feststecken – im Keller. „Wir sind jetzt eine Mannschaft, die mit gewisser Verzweiflung spielt“, erklärte – nach nur acht Spieltagen – der gestern gute Jamie Tardif. „Man merkt im Moment, dass hier im Umfeld viel Druck herrscht“, stellte Nürnbergs Sportchef Martin Jiranek fest. Nach der Schlusssirene gab’s Pfiffe der Mannheimer Fans für die teils unbeholfenen Versuche, doch noch den 3:3-Ausgleich zu erzwingen. Das im Profibereich eher unerfahrene Trainertrio steht nun erheblich unter Druck. Doch dieses Projekt in Frage zu stellen, „dafür ist es zu früh“, betonte Manager Fowler. So spielten sie Adler Mannheim: Endras - Carle, Richmond; Wagner, Akdag; Nikolai Goc, Bittner; Fischer - Rheault, Joudrey, Raedeke; MacMurchy, Metropolit, Tardif; Yip, Hecht, Arendt; Riefers, Hospelt, Ullmann Tore: 0:1 Heatley (Foster) 9:25, 1:1 Ullmann (Akdag) 11:11, 2:1 Metropolit (Richmond) 28:42, 2:2 Pföderl (Steckel) 36:37, 2:3 Joslin (Reinprecht) 52:57 - Strafminuten: 14 - 12 - Beste Spieler: Endras, Raedeke, Tardif - Jenike, Joslin, Steckel - Zuschauer: 10.827 - Schiedsrichter: Steinecke (Erfurt)/Zehetleitner (Oberstdorf).

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