Rheinpfalz Langsam entwickeln

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Noch genau einen Bauplatz hat die Gemeinde Mertesheim derzeit im Angebot, doch die Überlegungen, weitere Areale als Bauland auszuweisen, die laufen schon. Seit Doris Nitzsche 2014 Ortsbürgermeisterin geworden ist, hat sie zweimal ihre Unterschrift unter Kaufverträge setzen können, das dritte Mal steht bevor.

„Das ist ganz wichtig für uns, denn für die Realisierung des Baugebiets ,Am Leininger Pfad‘ hat die Gemeinde in der Vergangenheit Schulden gemacht, die wir jetzt zurückzahlen können“, freut sich Nitzsche über jeden Verkauf. Sie ist die erste Frau in der Ortsgeschichte, der es gelungen ist, das Amt zu erreichen. Bislang war Regieren in Mertesheim Männersache. Mit der weiblichen Hand am Gemeindeschlüssel ist Bewegung nach Mertesheim gekommen. Nitzsche wirkt nicht nur als Verwalterin, sondern sie arbeitet auch an der Belebung der kleinen Eistalgemeinde, die direkt neben der Landesstraße liegt und in weiten Teilen eine ruhige und idyllische Wohnlage bietet. „Wir haben im Ort 1997 eine Kindertagesstätte errichtet, die 1998 eingeweiht werden konnte. Aber mangels Kinderzahlen wurde sie 2002 vom Kreis wieder geschlossen“, erzählt Nitzsche, deren Söhne dort noch betreut wurden. „Wir haben in dem Gebäude lange nichts tun können. Nur gelegentlich wurde die angegliederte Gemeinschaftshalle vermietet, eine dauerhafte Nutzung fand seit 2002 nicht mehr statt“, erzählt Nitzsche. Das hat sich zum Teil mittlerweile schon geändert. „Die Senioren sind mit einem Treffpunkt eingezogen und es gibt eine Kinder- und Jugendgruppe, die im Außenbereich sogar einen Gemüsegarten angelegt hat. Das Schöne ist, dass die beiden Gruppen auch zusammenarbeiten.“ Eine Gymnastikgruppe trifft sich ebenfalls in den Räumen. Belebt wird auch das Rathaus, das bislang nur für Sitzungen genutzt wurde. Dort hat der neue Kochtreff Einzug gehalten, den Doris Nitzsche initiiert hat. Die Köche sind bereits eine feste Gruppe, die im Ort bei Veranstaltungen die Bewirtung übernimmt. „In Mertesheim haben wir eine gewachsene Struktur in der Bevölkerung. Es gibt viele Alteingesessene, an deren Seite sich die Neubürger gut integrieren können“, sagt die Ortsbürgermeisterin. Mertesheim, das schon 771 gegründet wurde, ist durch die 1504 gebaut St. Valentinskirche geprägt, die den Ortsmittelpunkt ausmacht. „Was wir unbedingt brauchen, das ist zeitnah schnelleres Internet für gesamten Ort. Zwar gibt es Glasfaserkabel in Teilen der Gemeinde, aber mehr als 50 Prozent der Gebäude verfügen nicht über einen Zugang zu diesen Leitungen“, beklagt Doris Nitzsche. Auch die Verbesserung der Mobilfunk-Situation für ihre Heimatgemeinde will sie anpacken. „Das ist wichtig für unsere Unternehmen. Immerhin rund 80 Arbeitsplätze gibt es im Ort.“ Heute sei es von Bedeutung, eventuell am Heimarbeitsplatz tätig sein zu können. Dafür wolle sie mit dem Gemeinderat die Voraussetzungen schaffen, so Nitzsche. Noch in diesem Jahr wird es auch einige neue Feste im Ort geben. Neben der wiederbelebten Kerwe ist ein Sommerfest in Planung. Seit 20 Jahren gibt es Schülerlotsen im Ort, was im November gefeiert wird. Kinderveranstaltungen wurden mit einer Nikolauswanderung und einer Fasnachtsfeier wiederbelebt. Auch ein Kinderfest im Sommer gibt es seit dem Jahr 2014 wieder. Außerdem wird der Vogelschutzverein in diesem Jahr 40 Jahre alt, was ebenfalls Festlichkeiten nach sich ziehen wird. „Wir sind zwar eine kleine Gemeinde, aber wir wollen uns kontinuierlich entwickeln“, so Nitzsche. „Schnelle Aktionen bringen nichts, das muss langsam wachsen. Diesen Weg haben wir eingeschlagen.“ Die Serie Im Pfalz-Plan stellen wir wöchentlich in loser Reihenfolge Städte und Gemeinden aus der Pfalz vor. Zwei Fragen - Zwei Antworten Doris Nitzsche (54) ist verheiratet und hat zwei  erwachsene Söhne. Seit 1986 lebt sie in Mertesheim, seit   2007 betreibt sie  einen Wohnmobilvertrieb und -verleih. 2014 wurde sie Ortsbürgermeisterin. Wo ist Ihr Lieblingsplatz im Ort? Am Bachlauf des Eisbachs, das ist der ruhigste Teil in unserer Gemeinde. Außerdem am Lindenbaum, von wo aus ich in den Ort blicken kann. Warum sollte man herziehen? Mertesheim liegt ruhig im Eistal, stadtnah zu Grünstadt, und bietet gute Anbindungen. Wer ruhig leben will, aber die Nähe einer Stadt schätzt, der ist bei uns  richtig. (jös)

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