Panorama Zum Tod von Roger Moore: Der Gentleman ihrer Majestät

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Roger Moore im Jahr 1972.

Der Mann, der James Bond war, mehr vielleicht noch als Sean Connery, ist tot: Roger Moore starb am Dienstag in der Schweiz mit 89 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung. Er spielte sieben Mal den britischen Geheimagenten.

Es waren mit die ersten persönlichen Kinoerlebnisse, die Bond-Filme der 1970er Jahre. „Der Spion, der mich liebte“ (1977) oder „Moonraker“ (1979), ein Film, der über viele Jahre der erfolgreichste Bond aller Zeiten war. Die Welt war eine völlig andere. Bond konnte sie retten, weil sie ganz klar in Schwarz und Weiß, in Gut und Böse aufgeteilt war. Bösewichte waren als solche leicht zu erkennen und meist hinter dem Eisernen Vorhang zu Hause. Und selbst wenn es sich um hinterhältige Übeltäter oder verrückt gewordene Wissenschaftler handelte, am Ende lief es doch immer auf das ritterliche Duell mit 007 hinaus, aus dem selbstverständlich nur einer als Sieger hervorgehen konnte.

Moore hat James Bond so oft gespielt wie sonst niemand

Aber natürlich ist dies nur die eine Seite des Phänomens Roger Moore in der Rolle des Geheimagenten ihrer Majestät, die er insgesamt sieben Mal übernommen hat – so oft wie kein anderer Bond-Darsteller. Die andere kann man an einer exemplarischen Stelle aus „Der Spion, der mich liebte“ erkennen. Bond und eine der unzähligen Schönheiten, die seinen Weg begleiteten, quasi im Nahkampf auf einem Bärenfell in einer Berghütte. Das Telefon klingelt, der Dienst ruft: „James, ich brauche dich“, stöhnt die Frau auf. „England auch“, ist die lapidare Antwort. Natürlich ist dies gelebtes Machotum in Reinkultur. Kaum vorstellbar, dass Feministinnen ihre Freude an den Bond-Filmen gerade mit Roger Moore und Sean Connery hatten.

Der Brite war ein Meister der Selbstironie

Aber Moore gelang es eben immer wieder, jede seiner Gesten, jeden seiner Sätze in Selbstironie einzukleiden. Selbst als Teenager war man natürlich nicht so naiv zu glauben, dass da draußen im Leben tatsächlich Frauen herumlaufen könnten, die so willig, so bildhübsch, so naiv waren wie all die Schönheitsköniginnen und Supermodels, die Roger Moore als 007 seiner Sammlung an Bettgespielinnen hinzufügen durfte. Es war immer auch eine große Stärke der Bond-Filme, sich selbst nicht ganz so ernst zu nehmen. Auch einmal über sich selbst lachen zu können. Sei es in völlig überdrehten Verfolgungsjagden, sei es in aberwitzigen finalen Rettungstaten des Helden, sei es in den unzähligen Bettszenen, in denen es – nebenbei – ja meist eher sittsam zuging. Entweder, es kam dem Helden eine dienstliche Order dazwischen, oder aber wir als Zuschauer kamen zusammen mit der Kamera um den entscheidenden Tick zu spät und mussten uns deshalb unseren Teil denken. James Bond als Familienkino. Zumindest dann, wenn Roger Moore mitspielte. Niemand konnte den Action-Helden so gentlemanlike, mit so viel Noblesse und britischer Eleganz, aber eben auch mit so viel feiner Ironie spielen. Natürlich kämpfte auch Roger Moore mit Fäusten und Füßen, beherrschte Boxen ebenso wie Karate und setzte auch die technischen Spielereien des Geheimdienstes ein. Seine schärfste Waffe aber war – neben der unnachahmlich hochgezogenen Augenbraue – das geschliffene Wort. Eine spöttische, meist sehr witzige Bemerkung, die schon in diesem Augenblick unmissverständlich deutlich machte, dass sein rüpelhaftes Gegenüber keine, aber wirklich gar keine Chance haben würde.

Die Queen schlägt Moore zum "Sir"

Roger Moore war schon längst eine Stilikone der späten 1960er Jahre, ehe er als James Bond auch zum Kino-Weltstar wurde. Dank Serien wie „Simon Templar“ und „Die 2“ (an der Seite von Toni Curtis). Als Absolvent der Royal Academy of Dramatic Art hatte der 1927 in Stockwell geborene Moore, den die Queen später zum Sir schlagen sollte, zunächst vor allem Theater gespielt. Natürlich ist es auch britisches Understatement, wenn Moore einmal über sich selbst gesagt hat, er könne nur gut aussehen, nicht schauspielern, aber im Kinohimmel machen sich jetzt sicherlich ein paar Männer Sorgen um ihre Damen.

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Am Filmset mit mehreren Darstellerinnen für den Film »Octopussy« im Jahr 1983.
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Am Filmset für den James-Bond-Film »Im Angesicht des Todes« im Jahr 1984.
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Schauspieler Roger Moore mit Jane Seymour im Film »Leben und sterben lassen«.
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Der junge Roger Moore im Jahr 1953 mit Sängerin Dorothy Squires.
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