Panorama Boris Becker wehrt sich

Boris Becker hatte seinen Ruf dank sportlicher Erfolge zuletzt wiederhergestellt. Jetzt droht ihm in Großbritannien ein Insolven
Boris Becker hatte seinen Ruf dank sportlicher Erfolge zuletzt wiederhergestellt. Jetzt droht ihm in Großbritannien ein Insolvenzverfahren.

«London.»Nachdem Boris Becker von einem englischen Gericht für bankrott erklärt wurde, hat der ehemalige Tennisprofi angekündigt, Einspruch gegen die Entscheidung einzulegen. Erst einmal gilt er aber offiziell als zahlungsunfähig.

Man werde Einspruch einlegen, ließ Boris Becker gestern verlauten, er sei keinesfalls pleite. Die Höhe seiner Schulden bei der Londoner Privatbank „Arbuthnott Latham“ liegt Recherchen der britischen Zeitung „Daily Mail“ zufolge bei 3,34 Millionen Pfund, umgerechnet rund 3,8 Millionen Euro. Doch auch wenn Beckers Anwälte Einspruch beim Londoner High Court einlegen sollten, gilt vorerst die Entscheidung der „Bankruptcy Order“, die Boris Becker am Mittwoch offiziell für zahlungsunfähig erklärte. Wenn in zehn Tagen das Tennisturnier Wimbledon beginnt, will Boris Becker dort wieder für die britische Fernsehanstalt BBC kommentieren. Vielleicht werde er, mutmaßte die „Daily Mail“, seine Tätigkeit unterbrechen müssen, um an einem Treffen mit dem „Insolvency Service“ teilzunehmen, um seine Schulden und Guthaben vollständig darzulegen. Denn jetzt kommt der volle Umfang der Vorschriften und Auflagen für Bankrotteure auf den Leimener zu. Er muss eine ausführliche und wahrheitsgemäße Aufstellung all seiner Vermögenswerte und Verbindlichkeiten vorlegen. Er darf vorerst nicht mehr als Geschäftsführer eines Unternehmens agieren und keinen Kredit über 500 Pfund aufnehmen, ohne zu enthüllen, dass er bankrott ist. Sein Name wird in einem Insolvenzregister erscheinen. Er muss den Weisungen des staatlichen Insolvenzverwalters folgen und alle Dokumente und Aufzeichnungen, die mit seinem Besitz zu tun haben, vorlegen. In einer Hinsicht jedoch ist es günstiger für Boris Becker, in Großbritannien statt in Deutschland für bankrott erklärt worden zu sein: In der Regel ist im Königreich schon spätestens nach drei Jahren die Angelegenheit abgewickelt, und man darf sich wieder unternehmerisch betätigen. Eine deutsche Privatinsolvenz dauert meist sechs Jahre. Die Schulden hat Becker seit Oktober 2015 bei „Arbuthnott Latham“, die den Konkursantrag gegen ihn beim „Bankruptcy Court“ stellte. Deren Anwalt argumentierte, dass die von Becker vorgeschlagene Refinanzierung seiner spanischen Finca nicht schnell genug vonstatten gehen würde, um seine Schulden bezahlen zu können. Der dreifache Wimbledon-Sieger wollte für sein Anwesen auf Mallorca Hypotheken in Höhe von sechs Millionen Euro auftreiben. Richterin Christine Derrett urteilte, dass sein Anwalt nicht glaubhaft habe versichern können, das Geld tatsächlich bekommen zu können. Daneben hatte Beckers Anwalt argumentiert, dass eine Bankrotterklärung dem Image seines Mandanten schaden würde. „Darüber hätte er schon vor langer Zeit nachdenken sollen“, sagte die Richterin, „dies ist eine historische Schuld.“ Sie sagte über den früheren Tennisprofi: „Man hat den Eindruck von einem Mann, der den Kopf in den Sand steckt.“ Beckers Anwalt selbst hatte zuvor zugegeben, dass sein Mandant „nicht sehr clever“ sei, „wenn es um Finanzen geht“. Der Londoner „Bankruptcy and Companies Court“ hatte am Mittwoch den ehemaligen Tennisprofi aus dem nordbadischen Leimen für pleite erklärt. In einer 30-minütigen Anhörung, der Becker selbst nicht beiwohnte, lehnte es Richterin Derrett ab, ihm einen 28-tägigen Aufschub zu gewähren. „Mit Bedauern“ sei sie zu dem Schluss gekommen, dass es keine Beweise dafür gebe, dass Becker demnächst seine „erheblichen“ Schulden bezahlen könne. Nach seinem legendären Wimbledon-Sieg im Alter von 17 Jahren wurde Becker zur deutschen Sportlegende und verdiente Millionen. Anfang des Jahrtausends geriet er jedoch vor allem wegen seines Privatlebens in die Schlagzeilen. Als bekannt wurde, dass er mit dem russischen Model Angela Ermakova ein außereheliches Kind gezeugt hatte, folgte ein teils öffentlicher, teurer Scheidungsstreit mit seiner ersten Ehefrau Barbara Becker. Zuletzt konnte er aber sein angekratztes Image mit sportlichen Erfolgen wieder gerade rücken. Von 2013 bis 2016 war Becker Trainer des serbischen Tennisprofis Novak Djokovic, den er zurück an die Spitze der Weltrangliste führte.

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