Wirtschaft Tauziehen um insolvente Air Berlin

Dunkle Wolken schweben über der insolventen Fluglinie Air Berlin. Für die Langstrecken scheint sich kein Käufer zu finden.
Dunkle Wolken schweben über der insolventen Fluglinie Air Berlin. Für die Langstrecken scheint sich kein Käufer zu finden.

«Berlin.» Der Air-Berlin-Kuchen scheint verteilt, den größten Happen erhält wohl die Lufthansa. Nun geht es darum, wie groß die einzelnen Stücke werden. Verkündet werden soll das Ergebnis nun doch am Montag.

Nach der grundsätzlichen Entscheidung über die Aufteilung der insolventen Fluglinie Air Berlin am Donnerstag begann gestern die Detailarbeit. Ein Trio solle nun die Verhandlungen mit den Bietern weiterführen und einen Abschluss anstreben, teilte Air Berlin mit. Verantwortlich seien Airline-Chef Thomas Winkelmann sowie der Generalbevollmächtigte Frank Kebekus und Sachwalter Lucas Flöther. Am Montag solle dann Aufsichtsrat über die Angebote beraten. Anschließend werde der Sachstand der Öffentlichkeit vorgestellt. Wie nach Sitzungen der Gläubigerausschüsse, die am Donnerstag wie berichtet getagt hatten, zu erfahren war, hat die Lufthansa große Chancen auf eine Übernahme weiter Teile der Air Berlin. Die Gläubiger verhandeln exklusiv mit dem deutschen Marktführer über den Verkauf der Air-Berlin-Tochter Niki und weiterer Teile. Unklar war zunächst noch, welche dabei zur Debatte stehen. Lufthansa-Vorstandschef Carsten Spohr hatte jüngst angekündigt, er wolle die 38 bereits angemieteten Mittelstrecken-Maschinen und 20 bis 40 weitere Flugzeuge von Air Berlin kaufen. Kommt es so, übernähme Lufthansa etwa die Hälfte der bisherigen Air-Berlin-Flotte. Kleinere Teile könnten dem Vernehmen nach an die britische Gesellschaft Easyjet gehen, möglicherweise kommt auch die Thomas-Cook-Tochter Condor noch ins Spiel. Die Verhandlungen sollen grundsätzlich noch bis zum 12. Oktober dauern. Air Berlin hatte Mitte August Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt, nachdem der Großaktionär Etihad weitere finanzielle Unterstützung ausgeschlossen hatte. Ein Bundeskredit über 150 Millionen Euro soll den Betrieb der Air Berlin bis Ende November gewährleisten. Bis Freitag waren mindestens sechs Angebote für die komplette Fluggesellschaft oder Teile davon eingegangen. Vorerst aus dem Rennen dürften die übrigen Bieter sein: die British-Airways- und Iberia-Mutter IAG (International Airlines Group), die Unternehmer Utz Claassen und Hans Rudolf Wöhrl sowie Jonathan Pang, der chinesische Betreiber des Flughafens Parchim. Der Unternehmer und Ex-Rennfahrer Niki Lauda, der für die von ihm einst gegründete Air-Berlin-Tochter Niki geboten hatte, sprach von einem abgekartetem Spiel. Wöhrl reagierte empört auf die Vorentscheidung zugunsten der Lufthansa. Man habe „zu keinem Zeitpunkt ernsthaft eine andere Lösung als die Zerschlagung und die Zuteilung der Fragmente an Lufthansa und einige weitere Bieter“ verfolgt, kritisierte der Geschäftsmann gestern. Das von seiner Intro-Verwaltung erarbeitete Konzept sei nie ernsthaft geprüft und gezielt diffamiert worden. Claassen kündigte eventuelle juristische Folgen an. „Wenn das gefingert war, wird es eine gewaschene Kartellklage geben“, sagte ein Sprecher. Er verwies auf Stellungnahmen aus der Bundesregierung zugunsten der Lufthansa unmittelbar nach dem Insolvenzantrag der Air Berlin. Air Berlin hat mehr als 8000 Beschäftigte und 144 Flugzeuge. 38 davon hat Eurowings samt ihrer Besatzungen geleast. Verkauft wird auch die Air-Berlin-Techniksparte mit 850 Beschäftigten in Berlin und Düsseldorf. Air Berlin sammelt dafür noch bis zum 6. Oktober Angebote. Leitartikel

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