Wirtschaft Sorgen um Türkei-Geschäft

«Berlin». Einbrechende Exporte, ausbleibende Investitionen: Die deutsche Wirtschaft sieht wegen der politischen Eskalation schwarz für die geschäftlichen Beziehungen zur Türkei.

„Wir müssen mit deutlichen Einbrüchen bei den Exporten rechnen, wenn die im Raume stehenden Maßnahmen umgesetzt werden“, sagte ein Sprecher des Außenhandelsverbandes BGA. Außenminister Sigmar Gabriel hatte zuvor gesagt, er sehe nicht mehr, wie Unternehmensinvestitionen in der Türkei garantiert werden könnten. Die Exportbürgschaften müssten überprüft werden. Das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden ermittelt nicht gegen die von der Türkei der Terrorunterstützung beschuldigten Unternehmen. Darunter sind, wie gestern berichtet, auch der Ludwigshafener BASF- und der Stuttgarter Daimler-Konzern. Die Angaben aus der Türkei seien zu unkonkret, sagte gestern eine BKA-Sprecherin der RHEINPFALZ. Türkische Behörden haben deutschen Unternehmen vorgeworfen, terroristische Organisationen zu unterstützen. Eine Liste mit 68 Firmen und Einzelpersonen wurde dem Bundeskriminalamt übergeben. „In einem solchen Umfeld ist an Neuinvestitionen deutscher Unternehmen in der Türkei kaum zu denken“, sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. Von Januar bis Mai brachen die deutschen Exporte in das Land am Bosporus gegen den Trend um 9,5 Prozent auf 8,6 Milliarden Euro ein, obwohl die deutschen Ausfuhren weltweit um mehr als 7 Prozent zunahmen. „Jedoch kommt der deutsche Außenhandel auch nicht ins Wanken, wenn der Handel mit der Türkei wegfällt“, betonte der BGA-Sprecher. So macht das Türkei-Geschäft aktuell nur 1,6 Prozent der deutschen Exporte aus. „Aufgrund der jüngsten Zuspitzung der politische Spannungen ist sogar mit einem Handelsrückgang von mehr als 10 Prozent zu rechnen“, sagte DIHK-Experte Treier. Das Schwellenland schneide sich damit ins eigene Fleisch. „Modernisierung und Entwicklung des Landes dürften jetzt wohl sehr schwierig werden“, sagte er. Die Anzahl der Investitionsprojekte deutscher Unternehmen sank bereits 2016 nach Angaben der Beratungsfirma EY von 31 auf 26.

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