Wirtschaft Hastors Umsturzversuch bei Grammer gescheitert

Rund 2000 Mitarbeiter von Grammer und Mitglieder der IG Metall protestieren am Mittwoch in Amberg vor Beginn der Hauptversammlun
Rund 2000 Mitarbeiter von Grammer und Mitglieder der IG Metall protestieren am Mittwoch in Amberg vor Beginn der Hauptversammlung des Automobilzulieferers gegen den Großinvestor Hastor.

«Amberg». Auf der Hauptversammlung des Autozulieferers Grammer flogen die Fetzen. Die Unternehmerfamilie Hastor hatte schon VW das Fürchten gelehrt – und griff jetzt bei dem bayerischen Unternehmen nach der Macht. Doch ist der Grammer-Großaktionär mit seinen Plänen vorerst gescheitert.

Die Hauptversammlung in Amberg ließ den unbeliebten Investor am Mittwoch mit seinen Anträgen zur Neubesetzung der Firmenspitze abblitzen. Hastor wollte unter anderem Grammer-Chef Hartmut Müller stürzen und eigene Leute in den Aufsichtsrat schicken. Die Aktionäre entlasteten Vorstand und Aufsichtsrat aber mit großer Mehrheit und lehnten es ab, Müller und seinen Kollegen das Vertrauen zu entziehen. Vertreter des Großaktionärs warfen Vorstand und Aufsichtsrat auf dem Aktionärstreffen zahlreiche Verfehlungen vor und kündigten rechtliche Konsequenzen an. Firmenspitze und Großaktionär hatten sich stundenlang mit gegenseitiger Kritik beharkt. Man müsse befürchten, dass Hastor „lediglich eigene Ziele verfolgt“, die eine Gefahr für das Unternehmen bedeuten könnten, sagte der Grammer-Chef. Dem Großaktionär gehe es um kurzfristige Gewinnmaximierung, während die Firmenführung die langfristige Zukunft des Zulieferers verfolge. Hastor-Anwalt Franz Enderle warf dem Vorstand angesichts üppiger Abfindungsregelungen vor, er denke nur daran, „wie er seine eigene Position sichern kann“, nicht an die Zukunft der Firma. Hastor hält laut Müller über seine zwei Investmentgesellschaften Cascade und Halog derzeit rund 23 Prozent der Anteile. Der chinesische Großaktionär Ningbo Jifeng, den die Grammer-Spitze als Retter und „weißen Ritter“ an Bord geholt hatte, kommt auf gut 15 Prozent. Die bosnische Unternehmerfamilie Hastor ist auch außerhalb der Autobranche bekannt, seit ihre Prevent-Gruppe im Sommer 2016 heftig mit VW stritt und zeitweise die Produktion des Autobauers lahmlegte. Experten befürchten, dass Hastor auch bei Grammer eine schärfere Tonart gegenüber den Kunden anschlagen wird. Zu den größten Abnehmern des Herstellers von Kopfstützen, Armlehnen und Mittelkonsolen für Pkw und von Sitzen für Nutzfahrzeuge zählen Volkswagen, BMW und Daimler. Hastor-Anwalt Enderle hielt der Grammer-Spitze vor, hinter der Abwehrstrategie gegen Hastor stehe Volkswagen. Weil der Großkunde Vorstandschef Müller „den Sattel gehalten“ habe, seien ernsthafte Preisverhandlungen künftig nicht mehr möglich. „Sie werden nicht umhinkommen, jeden Preis, den VW diktiert, zu akzeptieren.“ Bei den in der Autobranche üblichen ruppigen Verhandlungen gelten die Wolfsburger als besonders harte Knochen. Müller sagte, VW habe keinen Beitrag zum Abwehrkonzept geleistet. Er verwies darauf, dass viele Großkunden den Hastor-Einstieg mit Sorge sähen. Dem Konzern seien Neuaufträge in Millionenhöhe weggebrochen. Auf der Hauptversammlung äußerten viele der rund 500 Anteilseigner Kritik an Hastor. „Das Unternehmen darf keinesfalls unter die Kontrolle undurchsichtiger Machenschaften geraten“, sagte Günther Hausmann von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Hastor-Vertreter Enderle sagte, Cascade beabsichtige weder, seine Beteiligung an Grammer aufzustocken noch eine Übernahme und erst recht keinen Anteilsverkauf. „Wir sind gekommen, um zu bleiben“, fügte er an.

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