Wirtschaft Frage der Wettbewerbsfähigkeit

91-97040163.jpg

Hannover. Industrie 4.0 und digitalisierte Geschäftsprozesse sind zwei der Schwerpunktthemen, die die Hannover Messe in diesem Jahr prägen. Doch es sind nicht nur Exponate des technisch Machbaren zu sehen. Unternehmer können sich auch darüber informieren, wie sich die Digitalisierung im eigenen Betrieb umsetzen lässt. Im Blick dabei ist auch der Mittelstand.

„Die Digitalisierung bringt auf jeden Fall einen Mehrwert“, ist Marius Orfgen überzeugt. Orfgen ist Geschäftsführer der neu gegründeten Minitec Smart Solutions GmbH in Kaiserslautern, einem Start-up des Aluminiumprofile-Herstellers Minitec in Schönenberg-Kübelberg (Kreis Kusel). Das Unternehmen hat früh in digitale Lösungen investiert – mit Erfolg. „International ist man sonst nicht wettbewerbsfähig“, sagt Orfgen, der ein intelligentes Assistenzsystem für Handarbeitsplätze entwickelt. Als Mitglied der Kaiserslauterer Technologie-Initiative Smart Factory ist Minitec einer der Mittelständler, der auf der Hannover Messe zeigt, wie sich das theoretische Konzept der Digitalisierung praktisch umsetzen lässt. Das Interesse aus dem Mittelstand an der Digitalisierung sei groß, berichtet Anne Stetter am Stand des Förderschwerpunkts Mittelstand-Digital des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Derzeit bieten bundesweit elf Mittelstand-4.0-Kompetenzzentren kostenfreie Informationen für Unternehmer, 2018 sollen es 23 sein. Eines davon hat seinen Sitz in Kaiserslautern, es unterstützt kleine und mittlere Unternehmen aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Bei Informationsveranstaltungen will das Zentrum Unternehmer miteinander in Kontakt bringen, sagt Leiterin Haike Frank in Hannover. Rund 200 Firmen haben online bereits an einem Check des Zentrums teilgenommen, der den Firmen eine Einschätzung liefert, wo sie im Vergleich zu anderen Unternehmen stehen. Weiter werden Handlungsempfehlungen ausgesprochen, auf welchen Gebieten weitere Maßnahmen sinnvoll seien, schildert Frank. Gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Pfalz bietet das Zentrum Sprechtage an, bei denen Unternehmer konkrete Fragen stellen können. „Es führt kein Weg daran vorbei, sich mit dem Thema zumindest zu beschäftigen“, sagt Frank. „Wir haben in der Region mit einem starken IT-Schwerpunkt eine sehr gute Ausgangssituation für die Digitalisierung“, sagt Tibor Müller mit Verweis auf eine Studie der IHK Pfalz im Vorfeld der Messe. Müller verantwortet als Geschäftsführer die Themen Innovation, Umwelt und Energie. Mit den Technischen Universitäten Kaiserslautern, Karlsruhe und Darmstadt gebe es ein großes Portfolio an Softwareanbietern. Worauf es nun ankomme, sei die Vernetzung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft mit möglichst niedrigschwelligen Angeboten. Die IHK gebe dazu unter anderem eine 80-seitige Broschüre mit IT-Dienstleistern heraus, die zu einer Datenbank weiterentwickelt werden soll. Die meisten Betriebe seien in einzelnen Bereichen digitalisiert. Im nächsten Schritt gehe es nun darum, Systeme untereinander zu vernetzen – vom Betrieb bis zur Produktion, sagt Müller. Die Frage sei, welche Investitionen sich für die einzelnen Betriebe lohnten. Während große Betriebe derzeit viel Geld in die Hand nehmen, warteten die kleineren eher auf Produkte von der Stange. „Es muss nicht jeder seine eigene Software entwickeln“, sagt Müller, der davon ausgeht, dass die Digitalisierung die Unternehmen auf zehn bis 20 Jahre hinaus begleiten werde. Zumal immer weitere digitale Möglichkeiten aufscheinen. Vor allem zwei Themen sind nach Einschätzung von Müller noch Hemmnisse für Betriebe: IT-Sicherheit und Datenschutz. Daran werde zwar bereits gearbeitet, es müsste aber schneller vorangehen. Bei den Handwerksbetrieben sei das Thema ebenfalls präsent, sagt Christoph Krause, Leiter des Kompetenzzentrums Digitales Handwerk West, bei der Handwerksammer Koblenz im Vorfeld der Messe. „Immer mehr Unternehmen sehen die gestalterischen Chancen“, ist Krause überzeugt. Etwa 10 Prozent der Handwerksbetriebe seien digitale Vorreiter, 40 Prozent seien bereit, sofort in digitale Lösungen zu investieren. Der Hälfte jedoch müsse noch Lust auf Digitalisierung gemacht werden, schätzt Krause. Als eines von bundesweit vier so genannten Schaufenstern ist das Kompetenzzentrum Teil der Förderinitiative „Mittelstand 4.0 – Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse“, die vom Bund gefördert wird. Es soll die Digitalisierung praktisch erlebbar machen.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x