Wirtschaft China hat vom Abfall die Nase voll

Die Volksrepublik China war viele Jahre lang der weltweit größte Importeur von Müll. Doch das soll nun ein Ende haben.

Viele Menschen hierzulande denken: Der hauseigene Müll und Schrott landet auch auf hiesigen Mülldeponien oder in heimischen Recyclingzentren. Doch dem ist oft nicht so. Seit Jahren wird ein Teil davon nach Fernost verschifft. Riesige Containerschiffe vollbepackt mit Schrott – seit Jahren ist China der weltgrößte Importeur von Müll. Vor allem die USA, Japan und Europa haben ihren Abfall gern den Chinesen überlassen. Die wiederum recycelten einen Teil davon, fanden sie darin doch nützliche Wertstoffe. Doch damit soll es nun vorbei sein. Ab Jahresende will China keinen Abfall mehr aus dem Ausland zulassen. Die chinesische Führung hat angekündigt, dass zum Schutz der Umwelt und der Bevölkerung die Einfuhr von stark verschmutztem Hausmüll verboten werden soll. Das teilte die Regierung in einem Schreiben an die Welthandelsorganisation (WTO) mit. In dem importiertem Müll gebe es zu viel Abfall, der auch für China unbrauchbar sei; zum Teil seien darin gefährliche Giftstoffe gefunden worden. Daher werde China keinen Abfall wie etwa Plastikmüll, Textilreste, Papier, aber auch Schlacke aus der Stahlproduktion mehr einführen. Allein 2016 hat die Volksrepublik rund 7,3 Millionen Tonnen Plastikmüll im Wert von rund 3 Milliarden Euro eingeführt. Das entspricht 56 Prozent der weltweiten Einfuhren. Der meiste Plastikabfall stammt aus Japan und den USA, auf die jeweils 10 Prozent entfielen. Beide Länder sind auch Chinas größte Lieferanten von Altpapier. Chinas Müllimporte begannen in den frühen 1990er-Jahren. China entwickelte sich damals zur Werkbank der Welt. Voll gefüllt mit Jeans, Turnschuhen, Kühlschränken, Plastikspielzeug und Fernsehbildschirmen verließen die riesigen Containerschiffe die chinesischen Häfen. Zurück kamen sie zumeist ohne Fracht. Denn Waren aus dem Ausland brauchten die Chinesen nicht. Ein paar pfiffige Geschäftsleute kamen damals auf die Idee, die leeren Container bei der Rückkehr mit Müll zu füllen. Denn sie fanden heraus, dass sich in dem Abfall vor allem der westlichen Industrieländer viele nützliche Rohstoffe befinden. Tatsächlich findet sich in einer Tonne Mobiltelefone etwa 30 Mal mehr Gold als in einer Tonne Gestein aus einer Goldmine. China importierte zweitweite mehr als 70 Prozent des weltweit anfallenden Elektroschrotts. Und auch für den Plastikabfall fanden sie Verwendung. Sie heuerten günstig chinesische Wanderarbeiter an, die sich an die mühselige Arbeit machten, den Müll zu sortieren. Das darunter schon damals giftige Stoffe zu finden waren und die Sortierer oft auch schädlichen Gasen ausgesetzt waren, kümmerte in China lange Zeit niemanden. Umwelt- und Gesundheitsbestimmungen gab es zwar. Sie wurden aber meistens nicht befolgt. Kombiniert mit dem eigenen Müll der Chinesen, der in den vergangenen Jahren rasant zugenommen hat, kommen viele Recyclinganlagen und Müllverbrennungsanlagen nicht hinterher. Bei der Modernisierung der Wirtschaft hat sich die Regierung den Kampf gegen die Umweltverschmutzung auf die Fahnen geschrieben. Der Importstopp von Schrott und anderen Abfällen ist Teil dieser Modernisierungskampagne.

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