Wirtschaft Caprice vernetzt Standorte

Hier rückt die Welt zusammen: Während unten in der Pirmasenser Produktionshalle an Mustern, Kleinstserien und Neuentwicklungen g
Hier rückt die Welt zusammen: Während unten in der Pirmasenser Produktionshalle an Mustern, Kleinstserien und Neuentwicklungen gearbeitet wird, konferieren via Videowand deutsche Techniker aus der Fabrik in Myanmar mit Kollegen in der Südwestpfalz.

«Pirmasens». Pirmasens ist für Jürgen Cölsch das Zentrum für Schuhkompentenz. Von hier aus steuert der geschäftsführende Gesellschafter der wachsenden Caprice Schuhproduktion GmbH & Co KG mit 57 Beschäftigten fünf Produktionsstätten in Asien und Albanien mit 2800 Beschäftigten. Nach Pirmasens floss nun auch der Hauptteil von 3,3 Millionen Euro, die in Modernisierung und engere Vernetzung der Produktion investiert wurden.

Am Caprice-Hauptsitz Pirmasens, wo Entwicklung, Technik, Beschaffung, Geschäftsführung sowie eine Kleinfertigung angesiedelt sind, hat der Hersteller modischer Damenschuhe über 3 Millionen Euro in die Modernisierung des Standortes gesteckt, vor allem in Produktion und Technik. Entstanden ist ein neues Technologie- und Schulungszentrum, das es auch erlaubt, die Herstellung der Damenschuhe in Echtzeit zu verfolgen; eine Liveschaltung zu jeder der fünf ausländischen Produktionen ist möglich. So können sich auch Techniker in Pirmasens und Asien besser austauschen – eine Naht könne direkt bewertet werden, sagt Cölsch. Der Standort Pirmasens werde damit zur Schnittstelle zwischen den einzelnen Produktionen, stellt der Geschäftsführer fest. Für das Unternehmen bedeute dies eine Zeit- und Kostenersparnis, aber auch mehr Transparenz: Ihre Kunden könnten nun sehen, unter welchen Bedingungen ihre Schuhe hergestellt würden. Auf den Schuh-Standort Pirmasens mit seinen Schuhunternehmen und Wissenschaftseinrichtungen lässt Cölsch nichts kommen: Er kenne kein vergleichbares Zentrum, wo Schuhkompetenz so geballt und qualifiziert zu finden sei wie hier. Dem sei auch ein Teil des eigenen Erfolges zu verdanken. Denn das Schuhunternehmen, das Vater Kurt Cölsch vor 27 Jahren mit dem Detmolder Schuh-Unternehmer Horst Wortmann gegründet hatte, ist stetig gewachsen. Selbst die Herausforderungen, vor denen die Branche angesichts des Strukturwandels im Handel steht, haben das Wachstum nicht ausgebremst, wie Cölsch verdeutlicht: Im Ende Mai abschließenden Geschäftsjahr 2016/17 habe Caprice den Umsatz weiter gesteigert auf über 100 Millionen Euro. Die Wortmann-Gruppe, zu der Caprice neben Marken wie Tamaris oder s.Oliver gehört, erzielte über 1 Milliarde Euro Umsatz. Hauptmarkt für Caprice-Schuhe ist Deutschland, wobei die Exportquote bei 70 Prozent liegt. Aktiv ist das Unternehmen in zusammen 25 Ländern. Stark seien derzeit Frankreich und Skandinavien, sagt Cölsch; in Russland hätten sie ihr Geschäft halten können. Beim Verkauf setzt Caprice – neben Teleshopping und Internetplattformen – weiterhin auf den Einzelhandel vor Ort. Eigene Verkaufsstellen seien für sie kein Thema, betont Cölsch. Produziert werden die Lederschuhe, jährlich etwa 3,3 Millionen Paar, im Ausland. In Pirmasens entstehen vor allem Muster oder Besonderheiten wie die Hirschleder-Linie, die im kommenden Frühjahr auf den Markt kommen soll. 57 Menschen arbeiten dort, darunter eine Auszubildende. Weltweit arbeiten für Caprice 2800 Menschen, darunter 1100 am größten Produktionsstandort Pakistan und 1000 in der 2016 eröffneten Fabrik in Myanmar – für Cölsch beides aufstrebende Produktionsländer. Weitere Fertigungen befinden sich in China, Bangladesh und neu in Albanien. Für die Fabrik in Pakistan wurde ein Solarfeld erbaut, das im September in Betrieb gehen soll; damit soll die Produktion nur über Sonnenenergie betrieben werden. In Myanmar seien Generatoren angeschafft worden, die die dortige Produktion unabhängig vom desolaten öffentlichen Netz mit Strom versorgten, informiert Cölsch.

x