Rheinpfalz Zwiebelkönigin verlängert Amtszeit

 Manch ein geborener Monarch empfindet  seine Aufgabe als große Last, gewählte Hoheiten jedoch geraten über ihre Amtszeit oft in

Im Herbst ist Monarchen-Schwemme: In den nächsten Wochen werden unter anderem die Pfälzische und die Deutsche Weinkönigin gewählt. Bei der Pfälzischen Zwiebelkönigin herrscht hingegen Kontinuität: Melanie Renner aus Zeiskam hat gerade ihre Amtszeit verlängert – ohne weinendes Auge. Ein Interview von Daniel Krauser

Frau Renner, was muss ich tun, damit ich nicht immer so weinen muss? Beim Zwiebelschneiden, meine ich.

Alles positiv sehen. Taucherbrille aufziehen. Oder einen Löffel in den Mund stecken. Einen Löffel in den Mund stecken? Ja, das hilft. Ich hab’s schon mal ausprobiert. Ich sehe: Sie sind eine kompetente Ansprechpartnerin. Müssen Sie wohl auch sein, als Zeiskamer und sogar Pfälzische Zwiebelkönigin. Was genau macht man in dem Job? Ich repräsentiere das wunderschöne Zeiskam – weit über die Pfalz hinaus, in Baden-Württemberg, in Bayern, gerade war ich auf dem Deutschen Königinnentag. Warum Zwiebelkönigin? Gibt’s in Zeiskam nichts anders? Na ja, es gibt schon viele Zwiebeln. Wir haben rund 500 Hektar Anbaufläche, hauptsächlich Gemüse. Davon sind 100 Hektar Zwiebeln und Lauch. Die Aufgabe als Zwiebelkönigin gefällt Ihnen offenbar – Sie haben ja gerade um eine weitere Amtszeit verlängert … Genau, die Zwiebelprinzessin und ich, wir durften noch eine Amtszeit dranhängen. Nach dann zwei Jahren können wir bestimmt sagen: Wir haben unser Dorf würdig vertreten – und es reicht dann auch. Wir sind wirklich jedes Wochenende unterwegs, hatten jetzt im ersten Amtsjahr um die 70 Auftritte, sind mehr als 5000 Kilometer gefahren. Man freut sich dann auch, wenn man wieder ein Privatleben hat, und nicht immer den Adel repräsentieren muss … Wenn ich mir Ihre Facebook-Seite so anschaue: Können Sie überhaupt noch eine Kerwe sehen? Jaaaa ... Die Kerwezeit hat ja erst begonnen, es stehen uns ja noch einige bevor. Man kommt halt rum, und jede Kerwe, jedes Fest ist anders … Das „Ja“ kam jetzt aber ein bisschen zögerlich … Jaa, ist eigentlich kein zögerliches Ja. Auf manche Feste freut man sich, bei anderen Festen sagt man: Ja, fahr’n wir halt hin – weil die Hoheiten halt nicht so gut behandelt werden. Aber eigentlich nehmen wir jeden Auftritt gerne wahr. Als Hoheit möchten Sie schon behandelt werden … Ja. Haben Sie die „Bollenkönigin Calbe“ schon mal kennengelernt? Ne … Wäre Ihre direkte Kollegin. „Bolle“ heißt in Sachsen-Anhalt wohl so viel wie „Zwiebel“ – und die Bollenkönigin soll auch auf dem Königinnentag in nordrhein-westfälischen Blomberg gewesen sein. Sie waren ebenfalls dort, zusammen mit um die 100 anderen gekrönten Damen aus ganz Deutschland. Wie war’s? Große Aufregung natürlich. Wir mussten alle Interviews fürs WDR-Fernsehen geben – allerdings waren dann am Ende nur vier Königinnen zu sehen. Daneben gab es ein Radio-Interview. Super Atmosphäre, davon abgesehen, wir haben viele neue Leute kennengelernt. Mal ehrlich: Wenn man mit 100 Königinnen zusammensitzt – guckt man sich da nicht kritisch aufs Krönchen? Jein. Bei manchen Kronen sagt man: Das ist aber eine ausgefallene, wie beispielsweise bei der deutschen Korbstadtkönigin, die hat eine Krone, die ist geflochten, wie ein Korb. Dann gab’s auch viele Weinhoheiten – die haben natürlich alle die gleiche Symbolik. Es gab auch viele doppelte Kronen – da war’s dann gut, dass wir eine eigene Krone speziell für die Zeiskamer Zwiebelkönigin haben, mit dem Ortswappen drin. Und einer Zwiebel? Ja, die Zwiebel ist auch drin … Sie lernen ja auch abseits von Königinnentreffen genügend andere Majestäten kennen. Hand aufs Herz: Hatten Sie gewusst, dass es in Kirchheimbolanden eine Braugerstenkönigin gibt? Nein. Wusste ich nicht. Ist aber eine ganz Liebe. Hat ja jetzt auch einen neuen Bierkönig bekommen, den Helmut. Was war die skurrilste Königin oder der seltsamste Prinz, die Sie bisher getroffen haben? Eine der dem Namen nach skurrilsten war tatsächlich die Thüringer Olitätenkönigin. Da bekommen Damen – und auch Herren – ab Mitte 50 in einem Wettbewerb 300 Kräuter vorgelegt, die am Geschmack und am Geruch erkannt werden müssen. Ist anscheinend ein Riesenspektakel. Dafür muss man gemacht sein, nehme ich an. Was muss man für Ihren Job als Zwiebelkönigin mitbringen? Gute Laune, solides Wissen über den Ort, damit man Zeiskam gut repräsentieren kann. Und natürlich wäre es nicht schlecht, wenn man auch etwas über die Zwiebel weiß. Das heißt, ich könnte mit Ihnen jetzt ein Quiz machen wie bei der Wahl zur Pfälzischen Weinkönigin und Ihnen Fragen zum fachgerechten Zwiebelanbau stellen? Jaaaa … Ob ich jede beantworten kann, steht auf einem anderen Blatt. Gibt’s ein „Terroir“ bei der Zwiebel? Nein.

Melanie Renner, die Pfälzische und Zeiskamer Zwiebelkönigin. Die 21-Jährige arbeitet als Lehrerin.
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