Zweibrücken Zweibrücken: Wegen Zigarette Mann fast aus dem Fenster geworfen

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Prozess am Amtsgericht: Angeklagter war bei Streit in einer Ixheimer Wohnung stark alkoholisiert.

Eine Schnittverletzung am linken Ohr, eine aufgeplatzte Lippe und mehrere Prellungen am Kopf sind die Bilanz einer Auseinandersetzung, die am 30. März 2016 gegen 22 Uhr in einer Wohnung in Ixheim stattfand. Das Amtsgericht verurteilte deshalb am Mittwoch einen 19-Jährigen aus Somalia wegen gefährlicher Körperverletzung zu zwei Wochen Arrest.Die Staatsanwältin beschuldigte den Mann, an diesem Abend einen Landsmann zuerst mit der Faust und dann mit einer vollen Bierflasche traktiert zu haben. Das Opfer, das mittlerweile im Osten Deutschlands wohnt, erschien nicht zur Verhandlung, da ihm die Anreisekosten zu hoch waren. Vor der Beweisaufnahme verlas der Vorsitzende Richter Christian Orth die Biografie des Angeklagten. Angeblich 1997 geboren, flüchtete er wegen des Bürgerkrieges nach Äthiopien. Ende 2013 flüchtete er über den Sudan nach Libyen. In der libyschen Wüste sei er von Islamisten festgenommen worden; er saß nach eigenen Angaben vier Monate in einem Gefängnis. Nach seiner Freilassung habe er sich als Schuhputzer Geld verdient und sei 2015 mit 400 Leuten auf einem Boot von Libyen nach Sizilien geflüchtet, berichtete der Mann. Dafür habe er zwischen 1200 und 1500 US-Dollar zahlen müssen. Der Mann erreichte im November 2015 Rosenheim. Von dort kam er über München und Trier schließlich im Januar 2016 nach Zweibrücken und erhielt eine Aufenthaltserlaubnis von einem Jahr, die nach einem erfolgreich abgeschlossenen Sprachkurs verlängert werden kann. Vor Gericht sagte der Angeklagte mit der Hilfe eines vereidigten Dolmetschers aus. Er räumte die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft ein. Auslöser für die Schlägerei war angeblich der Umstand, dass er eine Zigarette vom Opfer wollte. Er gab an, dass er zur Tatzeit erheblich betrunken war. Zuvor hatte er viel Bier und Whiskey konsumiert. Das bestätigte auch die von Polizeibeamten veranlasste Blutprobe, die zwei Stunden nach dem Vorfall genommen wurde und 1,0 Promille ergab . Dass der Angeklagte erheblich betrunken war, bestätigte ein weiterer Zeuge. „Wir haben uns an diesem Abend getroffen und wollten zusammen essen“, berichtete er. Der Angeklagte habe sogar gedroht, das Opfer aus dem Fenster des zweiten Stockes zu werfen, falls es ihm keine Zigarette gibt. Bei der Auseinandersetzung ging auch eine Fensterscheibe zu Bruch. Der Vertreter der Jugendgerichtshilfe konnte am Mittwoch nicht viel über die Person des Angeklagten berichten. Zu einem Gesprächsangebot sei der Angeklagte nicht erschienen. Bei der Beweisaufnahme kamen Zweifel am Alter des Angeklagten auf. Er gab an, im Alter von 17 Jahren in seinem Heimatland geheiratet zu haben. Das passt aber nicht zu seinem Lebenslauf, da der junge Mann zu diesem Zeitpunkt bereits auf der Flucht gewesen sein soll. Dazu erklärte er, dass er heimlich nach Somalia zurückgekehrt sei, um dort zu heiraten. Gegen das Urteil will er Berufung einlegen, kündigte der Mann an. |nzg

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