Kaiserslautern Zwei Einakter an einem Abend

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Das Pfalztheater startete am Samstag in die neue Spielzeit. Es gab viel Lob des Publikums für die beiden von Intendant Urs Häberli inszenierten Kurzopern.

„Herzog Blaubarts Burg“ von Béla Bartok und „Der Zwerg“ von Alexander Zemlinsky waren am Samstagabend der Premierenauftakt zu einer Spielzeit, die im Pfalztheater unter dem Motto steht „Liebe! Versuch Liebe“. Ein Versuch, der nach Ansicht des Bezirkstagsvorsitzenden Theo Wieder „schief gegangen ist“. Was indes nicht negativ gemeint war. Genauso wenig wie der spontane Seufzer einer Besucherin in der Pause: „Ich habe eigentlich genug, ich könnte nach Hause gehen; das war schon eindrucksvoll.“ Eindeutig war der Versuch Liebe in beiden Stücken schief gegangen. Doch wie die Besucherin hatte der Bezirkstagsvorsitzende einen „tollen, hoch interessanten“ Opernabend erlebt mit Stücken, die nicht jeder kannte. Und die im Publikum intensiv diskutiert wurden, nicht unbedingt leicht einzuordnen waren. Als Stadtoberhaupt und Stellvertreter des Bezirkstagsvorsitzenden dankte Klaus Weichel dem Pfalztheater für einen gelungenen Abend. Kulturarbeit sei Stadtentwicklung am Menschen, stellte der Oberbürgermeister bei der Premierenfeier fest. Angesichts zu erwartender weiterer Asylanträge appellierte er an das Premierenpublikum, sich des Themas Toleranz und Umgang mit anders Denkenden anzunehmen und die Stadtgesellschaften darauf vorzubereiten. Mit Bartóks Einakter und nach der Pause dem ebenfalls einaktigen Märchen von Zemlinsky hatte das Pfalztheater seinem Publikum gleich zu Beginn seiner Jubiläumsspielzeit einiges zu knabbern gegeben. Sollte man beide gegeneinander abwägen oder unabhängig voneinander werten? Kristiane Kessler hatte diese Frage für sich noch nicht entschieden. Der Opernabend habe Freude gemacht, stellte sie unmittelbar nach dem Schlussapplaus fest: „Es sind sehr gegensätzliche Stücke, in der Kombination interessant.“ Der Oberbürgermeister, den die RHEINPFALZ bereits nach dem „Blaubart“ nach seinem Eindruck fragte, hatte es einfacher. Obwohl die Frage, ob die früheren Frauen des Herzogs in der Realität oder nur in dessen Emotion eingesperrt waren, nach Urs Häberlis Inszenierung für ihn so einfach auch nicht zu beantworten war. Die Musik? „Fantastisch.“ Dazu ein Bühnenbild von hoher Symbolkraft und ansonsten „Liebe ist ein verdammt kompliziertes Thema“. „Ich liebe die Musik sowieso; von der Inszenierung war ich angenehm überrascht“, war Axel Schmidt schlicht begeistert. Für ihn war die Entscheidung zwischen beiden Opern einfach: „Der Blaubart war besser als der Zwerg.“ „Es hat mir sehr, sehr gut gefallen“, war auch Gilda Klein-Koksch ausgesprochen begeistert. Der „Zwerg“ als Stück und als Figur habe etwas zum Nachdenken, sei gut inszeniert und gut verkörpert. „Wahrscheinlich werde ich jetzt wieder öfter ins Theater gehen“, konnte sich die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat vorstellen. Sie hätte den Zwerg, (den die von ihm geliebte Frau nicht wollte) aufgenommen, versicherte sie noch. Detlef Voigt begrüßte durchaus, dass das Pfalztheater seinem Publikum gelegentlich Werke aus der Klassischen Moderne zeigt. Der Abonnent fand die Mischung aus beiden Einaktern und auch die Leistung von Sängern und Orchester ausgesprochen gut. Sein persönliches Fazit: „Der ,Zwerg’ war am besten; der ,Herzog’ bedrückend.“ „Das war nicht ganz meine Musikrichtung, ich höre lieber Heiteres, Beschwingtes“, war die Ansicht von Ulrike Gambas über den „Blaubart“. Bruno Gambas war genau anderer Meinung. Darüber hinaus fand er interessant, dass das Haus diese Auswahl, diese unterschiedliche Betrachtungsweise der Liebe bietet. Dazu viel Lob für das Orchester und die Sänger: „Das war eine Riesenleistung – vor allem auch von Adelheid Fink und Guido Jentjens in Blaubarts Burg (den beiden einzigen Sängern in dem Stück).“ Anerkennung gab’s noch für die „Akrobatik mit den hohen Schuhen“ des Damenchors im „Zwerg“. Intendant Urs Häberli dankte seinem Publikum, das diesem Premierenabend so positiv gegenüber stehe. Sein Dank galt auch dem Team des Hauses und den Gästen im Ensemble, die er nacheinander auf die große Premierentreppe bat. Hier durfte – einschließlich des Regisseurs Urs Häberli selbst − jeder die Verbeugung der Freunde des Pfalztheaters in Form eines Blumengebindes und vom Publikum noch einmal großen Applaus für die geleistete Arbeit entgegennehmen.

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