Landau Zünder in der Zange

Zwei 250-Kilo-Bomben sind gestern auf dem Gelände des Wohnparks Am Ebenberg unschädlich gemacht worden. Bei einer von ihnen setzte der Kampfmittelräumdienst eine neue Technik ein. Zu Verzögerungen kam es, weil einige Landauer zu früh in ihre Wohnungen zurückkehren wollten.

Es ist 17.50 Uhr, als Bürgermeister Maximilian Ingenthron vor die Presse tritt. Seit Stunden warten alle Beteiligten auf diese Nachricht. „Ich kann Ihnen mitteilen, die beiden Bomben sind entschärft. Vor Ihnen steht ein sehr erleichterter Bürgermeister“, so Ingenthron. Doch direkt danach wird er ernst, sein Ton schärfer, als er den Grund nennt, warum es für alle ein „langer Donnerstag“ geworden ist. „Gegen 16.50 Uhr ging bei uns die Meldung ein, dass Unbefugte den evakuierten Bereich betreten hätten. Der Kampfmittelräumdienst musste seine Arbeit daraufhin unterbrechen, die ganze Aktion hat sich dadurch unnötig verzögert.“ Unverantwortlich und rücksichtslos sei solch ein Verhalten, rügte das Stadtoberhaupt. Überhaupt hatte die zehnte Räummaßnahme zur Beseitigung der Bomben Nummer 12 und 13 länger gedauert als mancher Einsatz zuvor. Um 11.20 Uhr bereits hatte der Unterricht für die Schüler der umliegenden Schulen geendet, um 13.49 Uhr passierte der letzte Zug den Kreisbogen rund um das ehemalige Landesgartenschaugelände. Um 14.20 Uhr meldeten Ordnungsamt und Polizei, dass der zuvor festgelegte Bereich im Radius von 500 Metern um die Fundstellen geräumt sei. Um kurz vor 16 Uhr die Nachricht, dass die erste Bombe entschärft sei. Dann sollte es noch einmal zwei Stunden dauern, bis auch der zweite Sprengkörper unschädlich gemacht war. Unter anderem 132 Helfer von DRK, Feuerwehr, Polizei, Ordnungsamt und THW warteten geduldig, einige von ihnen an den Straßensperren in der Südstadt, ein Großteil in der Mahlastraße vor der Festhalle. Bürgermeister Ingenthron dankte allen für ihren Einsatz. „Sie haben dazu beigetragen, Landau ein Stück sicherer zu machen“, sagte er. Vergleichsweise wenige Menschen hatten die Möglichkeit genutzt, im Parkstift, im Krankenhaus, bei der Feuerwehr oder im Gemeindesaal der Marienkirche darauf zu warten, in die eigene Wohnung zurückkehren zu dürfen. Vor Ort war das Interesse an den beiden amerikanischen Fliegerbomben groß. Mit 13 Mann waren die Spezialisten vom Kampfmittelräumdienst aus Trier nach Landau gekommen. Ihnen galt Ingenthrons besonderer Dank, der sich für das Fehlverhalten einiger weniger Landauer entschuldigte. Horst Lenz, Leiter des Kampfmittelräumdienst, trug es mit Fassung. „Wir sind das gewöhnt, Unvernunft ist weit verbreitet“, kommentierte er, dass einige die Sperrung ignoriert hatten. Bei ihm überwog gestern die Zufriedenheit, dass zwei weitere Blindgänger unschädlich gemacht werden konnten. Und dass eine rheinland-pfälzische Premiere, zumindest zum Teil, geglückt war. „Heute kam zum ersten Mal eine Raketenklemme zum Einsatz, mit der der Zünder aus sicherem Abstand aus der Bombe gedreht werden kann“, so Lenz. Das Gerät, das entfernte Ähnlichkeit mit einem Feldstecher hat, klemmt den Zünder in der Mitte in eine Art Schraubzwinge. Links und rechts sind zwei Patronen angebracht, die elektrisch gezündet werden. Dadurch wird eine Drehbewegung der Klemme ausgelöst, die den Zünder aus der Bombe dreht. Über eine auf einem Stativ angebrachte Kamera verfolgen die Fachleute, ob die Aktion erfolgreich war. In Landau klappte es nur einmal. Ziel war es, die Handhabung der Raketenklemme so zu trainieren, dass sie in Fällen, für die sie eigentlich gedacht ist, nämlich für Langzeitzünder mit Ausbausperre, routiniert eingesetzt werden kann. Keiner der Anwesenden wollte gestern ausschließen, dass sich auch in Landau noch einmal die Möglichkeit zur Übung ergeben könnte. Die Sondierungen auf dem Gelände des Wohnparks Am Ebenberg werden schon bald fortgesetzt. (git) Südwestdeutsche Zeitung

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