Bad Dürkheim Wohnpark villenlos

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Seinen Namen will fast niemand mehr nennen, der hier wohnt. Es ist einfach zu vieles schief gelaufen in der Gönnheimer Bismarckstraße. Das fängt bei der rund 30.000 Euro teuren Privatstraße an, die hier noch angelegt werden müsste und die sich nach jedem Unwetter in eine riesige Pfütze verwandelt. Und das hört beim Personenaufzug auf, der in einem der beiden Fünf-Familienhäuser noch immer außer Betrieb ist. Mieter sind zwischenzeitlich ein- und dann wieder ausgezogen. Der Bauträger insolvent, der Insolvenzverwalter arrogant, die Gemeindeverwaltung an Gesetze gebunden, die Anwohner in Teilen uneins und die Schuhe nach einem Regenguss schlammig – so stellt sich die Lage aus Sicht eines Eigentümers vor Ort da, der weit über 200.000 Euro in sein Eigenheim gesteckt hat. Dass das Baukonto inzwischen bei einigen mehr als überzogen ist, versteht sich von selbst. Schließlich wurden Leistungen mitunter doppelt bezahlt, nachdem sie vom zwischenzeitlich in einem Insolvenzverfahren steckenden Bauträger nicht mehr verrichtet worden waren. Leise Kritik gibt es jetzt auch am neuen Bürgermeister Wolfram Meinhardt. „Er hat sich bei mir noch nicht blicken lassen“, sagte ein anderer Bewohner gestern. Gar nichts mehr gehört hat man indessen von Bauunternehmer Michael Kropp, der sich auch der RHEINPFALZ gegenüber nicht äußern mochte, stattdessen aber über seinen Dürkheimer Anwalt, Clemens Pfister, gestern erklären ließ, dass er eine gütliche Einigung anstrebe. Bisher hatte es dafür jedoch keine Anzeichen gegeben, denn Kropp, der nun offenbar nach Angaben seines Anwalts auch vor einer Privatinsolvenz steht, verweigert den Käufern der Eigentumswohnungen in den beiden vorne an der Straße gelegenen Fünffamilienhäusern bislang die notarielle Eintragung ins Grundbuch. Wie Pfister erklärte, liege das daran, dass ein Teil der Käufer noch Außenstände im hohen fünfstelligen Bereich bei ihm habe. Andere hätten die Raten bedient. De facto heißt das, dass einige Bewohner derzeit mit eigenem Geld etwas fertig bauen, was ihnen de jure gar nicht gehört, sondern dem insolventen Bauherren. „In 30 Jahren prozessieren wir dann“, hieß es spöttisch. „Dann sind wir 98 Jahre alt.“ Anders ist das bei den Reihenendhäusern im hinteren Bereich des Areals. Dort hatten die Eigentümer ihre Grundstücke direkt von der Gemeinde gekauft und dann Kropp als Bauträger engagiert. Auch hier sind Arbeiten nicht vollendet worden. Der Mannheimer Insolvenzverwalter Ulf Martini verwahrte sich gestern gegenüber der Kritik aus den Reihen der Bauherren. Auch Bürgermeister Meinhardt hatte dessen Haltung in den vergangenen Wochen schon angeprangert. Martini dazu: „Die Bauherren haben Verträge mit der Privatperson Michael Kropp abgeschlossen und nicht mit dessen Fair-Immobilien GbR.“ Das Insolvenzverfahren betreffe aber die GbR. Er habe aus der Insolvenzmasse hauptsächlich Handwerker bedient. Selbst wenn er wolle, könne er nichts tun. Eineinhalb Jahre wohnen die ersten Bezieher des Wohnparks nun schon in Gönnheim. Ihre Verzweiflung ist ihnen anzumerken. Auch psychisch habe die Situation Spuren hinterlassen, äußerten sich zwei Bewohner. Die Lage sei so komplex, dass kaum noch jemand durchblicke, sagte ein Ehepaar. Dilettantisch sind Teile der Baupläne. Dort eingezeichnete Flächen für Terrassen und Balkone entsprechen nicht den realistischen Maßen. Grundstückgrenzen seien in den Plänen nicht eingehalten. „Kropp und sein Architekt waren überfordert“, so ein Bewohner, der darauf wartet, dass die letzten zwei Reihenendhäuser gebaut werden. Bürgermeister Wolfram Meinhardt weilt in Urlaub. Genauso wie Erster Beigeordneter Stefan Heiser, der gestern am Telefon aber bestätigte, dass der Gemeinderat in nicht öffentlicher Sitzung den Verkauf der beiden Grundstücke beschlossen habe. 19 Parteien, darunter auch ältere Herrschaften, hoffen, dass der Wohnpark eines Tages fertig wird. Bisher ist er ziemlich „villenlos“.

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