Rheinpfalz Wo jeder jeden kennt

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Mit 109 Einwohnern ist Elzweiler eines der kleinsten Dörfer im Landkreis Kusel. Die Datenautobahn bringt die Welt ins Dorf, doch heraus geht es am besten mit dem Auto. Häuser haben in den vergangenen Jahren vor allem Auswärtige gekauft. Sie finden abseits der Durchgangsstraßen ein ruhiges Landleben.

„Wer bei uns etwas braucht, der geht zum Nachbarn. Hat es der erste nicht, dann bestimmt der übernächste.“ Ortsbürgermeister Hartmut Jung kennt sein Dorf: Er stammt aus Elzweiler und ist seiner Heimat im kleinen Sulzbachtal im nordpfälzer Bergland treugeblieben, pendelt seit Jahrzehnten zur Arbeit zum Autobauer nach Kaiserslautern. Rund 15 Kilometer sind es bis zum nächstgelegen Anschluss an die Autobahn 6. Die Datenautobahn immerhin hat Elzweiler erreicht. Internetgeschwindigkeiten bis 100 Mbit pro Sekunde machen unter anderem Heimarbeit möglich. Weitere Arbeitsplätze im Dorf gibt es fast keine, „die Jungen müssen meistens weg“, sagt Jung bedauernd. Im Ort ist nur noch ein Handwerksbetrieb ansässig und kein einziger von in den 70er-Jahren noch elf Bauernhöfen hat sich gehalten. Dennoch sagt der 55-Jährige: „Das Leben hier hat keinen Nachteil. Wir sind klein, aber fein. Natürlich muss man fahren, wenn man irgendwo hin will.“ Aber das sei in vielen Dörfern so und letztlich eine Frage von Gewöhnung, Organisation und Hilfsbereitschaft. Letztere scheint in Elzweiler nicht nur in Sachen Nachbarschaftshilfe ausgeprägt. Gerade erst hat der kleine Ort, der im Dreißigjährigen Krieg ausstarb und erst 1710 wiederbesiedelt wurde, zugunsten von Flüchtlingen mit großem Erfolg gesammelt. Auch der Spielplatz neben der idyllisch am Ortsrand gelegenen „Sachsbachtalhütte“ wurde zum Teil dank Benefizveranstaltungen und freiwilliger Arbeit auf Vordermann gebracht. Die Hütte fungiert als Dorfgemeinschaftshaus und wird auch gern für private Feiern gemietet. Nicht zuletzt helfen sich die Menschen über die Ortsgrenzen hinweg. Rund um den Hermannsberg, mit 536 Metern der „Hausberg“ Elzweilers, liegen drei Dörfer, die in Sachen Fußball und Aerobic, Obst- und Gartenbau, Musik, Fasching, Theater und Wanderungen (in Elzweiler starten drei Touren von neun bis 25 Kilometern Länge) kooperieren. Auch ein gemeinsames Fest gibt es, mit dem passenden Namen „Drumerum-Fest“. Elzweiler ist das kleinste der Hermannsbergdörfer und das einzige ohne Durchgangsstraße. Die Hauptstraße ist eine Sackgasse, sie endet in einem Kreisverkehr am Waldrand. Die Ruhe sei ein großer Vorteil, sagt Jung. Wer zuzieht, könne echtes Landleben genießen. Obstbäume zieren die Wiesen und eine richtige Dorfwirtschaft wie anno dazumal hat Elzweiler auch zu bieten. Der letzte Einheimische, der im Dorf gebaut hat, war Jung selbst. Bauplätze gibt es nur von privat, der Bürgermeister stellt bei Bedarf Kontakte her. Außerdem sind zurzeit vier Häuser zu verkaufen, teils mit Sanierungsstau. „Die Grundstücke sind meist schön groß und ansonsten gilt: Der Preis regelt die Nachfrage“, erläutert Jung. Schnell geht ein Verkauf nicht immer: Auch die Gemeinde hat lange warten müssen, um ihr altes Schulhaus an den Mann zu bringen. Es ging an Auswärtige. Nach und nach entdecken auch Touristen die landschaftlichen Reize und gemütliche Atmosphäre des kleinsten Dorfs der Verbandsgemeinde Altenglan. Es gibt einen Wohnmobil-stellplatz und Ferienwohnungen. Die Serie Im Pfalz-Plan stellen wir wöchentlich in loser Reihenfolge Städte und Gemeinden in der Pfalz vor. Zwei Frage - zwei Antworten Hartmut Jung (55) bekleidet im zwölften Jahr das Amt des ehrenamtlichen Bürgermeisters in seinem Heimatdorf Elzweiler. Wo ist Ihr Lieblingsplatz im Ort? Das sind unsere beiden kleinen Plätze in der Dorfmitte, am Glockenturm mit dem Wohnmobilstellplatz und am Brunnen mit der Bushaltestelle. Dort kann man sich wohlfühlen. Warum sollte man herziehen? Hier kennt der eine den anderen und alle sind sehr hilfsbereit. Nicht zu vergessen: Bei uns gibt es keine Durchgangsstraße, sondern herrliche Ruhe. Und die Grundstücke sind groß. (kgi)

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