Ludwigshafen Wieder Unterricht in der Anne-Frank-Realschule

Voraussichtlich ab morgen kann an der Anne-Frank-Realschule in der Bruchwiesenstraße wieder unterrichtet werden. Die durch die Brandstifter in der Nacht zum Sonntag angerichteten Schäden sind aber so groß, dass das Sekretariat umziehen muss und die erste Etage der Schule nicht genutzt werden kann. Gestohlen haben die Täter offenbar nichts.

„Reiner Vandalismus.“ Auf diesen Nenner bringt Rektor Dieter Baust (55) das, was die noch unbekannten Einbrecher in der Nacht zum Sonntag in der Anne-Frank-Realschule in West durch ihre Brandstiftung angerichtet haben (wir berichteten gestern). Am späten Vormittag waren die Ermittler der Kriminalpolizei gestern mit ihrer Arbeit fertig und gaben das Schulgebäude wieder frei. „Wir gehen von vorsätzlicher Brandlegung aus. Die Ermittlungen dauern an“, sagt Polizeisprecher Michael Baron. Der Schaden liegt bei mehreren Tausend Euro. Für Dieter Baust bedeuten Einbruch und Brandstiftung seit Sonntagfrüh jede Menge Arbeit: „Ich bin im Stress und voller Adrenalin. Ich schaue nach vorne, damit unser Schulalltag möglichst schnell wieder beginnen kann.“ Über eine Tür im Anbau sind die Täter in die Schule gekommen. An dieser Notfalltür ist die Scheibe eingeschlagen worden. „Gestohlen worden ist nichts. Ich verstehe nicht, warum Menschen so etwas tun“, meint Baust. Zwar hätten sich die Brandschutztüren sofort geschlossen, „sodass die Flure und Klassenzimmer in Ordnung sind“. Allerdings sei der Flur im Verwaltungstrakt, wo die Täter zugange waren, völlig verwüstet und verrußt und deshalb aktuell nicht benutzbar. Das gelte auch fürs Treppenhaus in Richtung Theodor-Heuss-Gymnasium. „Dieser Eingang muss auch gesperrt bleiben. Ich will nicht, dass Kinder durch diese verrußten Bereiche laufen“, betont Baust. In diesen Bereich habe Rauch ziehen können, „da die Täter eine Tür mit einem Stein verkeilt hatten, sodass diese nicht schließen konnte“. Es werden nun noch Schadstoffmessungen im Gebäude vorgenommen. Erst wenn diese auch grünes Licht ergeben, findet morgen wieder Unterricht statt. Bereits heute trifft sich das Kollegium. „Da besprechen wir, wie wir die Kinder am Mittwoch umfassend informieren, ihnen alles erklären und ihnen die Angst nehmen können“, sagt Baust. Er wolle bis dahin auch noch Glastüren abkleben, „damit die Kinder nicht in die schwarzverrußten Bereiche schauen müssen“. Weil im ersten Obergeschoss die Brandmeldeanlage nach dem Vorfall außer Betrieb sei, könnten die dortigen Physik-, Chemie-, Computer- und Klassensäle aus Sicherheitsgründen nicht genutzt werden. „Die Abschlussklassen in den Stufen neun und zehn bekommen deshalb frei. Die anderen 23 Klassen werden regulär betreut“, so Baust. Da wegen des völlig verwüsteten Flurs auch das Sekretariat vorerst nicht genutzt werden kann, war die Schulleitung gestern damit beschäftigt, in der ehemaligen Hausmeisterwohnung ein provisorisches Schulbüro einzurichten. Dazu mussten dort zunächst die Anschlüsse für Computer, Internet und Telefon verlegt werden. „Ein Büro ist elementar, da wir zum Schuljahresende mit den Zeugnissen, Informationen an die Eltern und der Schulbuchausleihe jede Menge Schreibarbeiten und Korrespondenz zu erledigen haben“, verdeutlicht Baust die Problematik. Die Sekretärinnen waren deshalb gestern Mittag im Rathaus, um dort die Ausdrucke für die Buchrückgabe bei der Schulbuchausleihe vorzubereiten. Stolz ist der Rektor, wie gut die interne Informationskette am Sonntag funktioniert hat. „Wir haben ein Krisenteam, und ausgehend von der Schulleitung haben wir so über dieses Team und die Klassenlehrer alle 740 Schüler beziehungsweise ihre Eltern über den Unterrichtsausfall informieren können“, sagt Baust. Parallel dazu hielt er seine Kollegen und auch die Eltern über aktuelle Nachrichten auf der Schul-Homepage auf dem Laufenden. Gestern seien auch nur drei Flüchtlingskinder zur Schule gekommen, da von ihnen noch keine Telefonnummern vorliegen: „Meine Kollegen haben sie dann nach Hause gefahren.“ Baust will seinen Kollegen und den Schülern trotz allem Ärger Mut machen: „Der erste Schock ist überwunden. Wir haben das gut im Griff. Ich bin seit elf Jahren Rektor hier, die Schule ist ein Teil meines Lebens.“ Zeugen gesucht Hinweise zum Einbruch und zur Brandstiftung an die Kriminalpolizei, Telefon 0621/963-2773.

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