Panorama Vom Rentier geküsst

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Alle Jahre wieder – hetzen Menschen durch die Innenstädte auf der Suche nach Geschenken; bekommen Kinder Puppen und Plüschtiere; gibt es für Mutti Parfum und für Vati die Krawatte. Alle Jahre wieder – werfen sich Menschen zum Fest in Schale; sitzen herausgeputzt in Eintracht und Zwietracht um die Tanne versammelt. Bei den Briten ist vieles anders. Humor sollen sie haben. Heißt es. Die Idee der Festtagsmode haben sie ganz eigen interpretiert: Spätestens seit Marc Darcy im Film „Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück“ die Weihnachtsfeier mit Rentier-Pullover bereicherte, sind die Engländer auf den Pulli gekommen. Am heutigen Freitag noch ein bisschen mehr als sonst: Denn es ist „Christmas Jumper Day“, Tag des Weihnachtspullovers. Da greifen Promis wie Normalos in die Schublade mit den schaurig-schönsten Strickmodellen in Rot, Grün und Weiß: Pinguine mit Weihnachtsmannmütze, Lebkuchenmänner, Tannenbäume – sie alle rufen zur infantilen Vorweihnachtsfreude auf. Doch der Tag zu Ehren des Pullovers hat einen ernsten Hintergrund. Die Organisation „Save the Children“ sammelt in Großbritannien an diesem Tag Spenden für notleidende Kinder. Mesut Özils FC Arsenal London spendet beispielsweise 20 Prozent des Erlöses aus dem Verkauf der eigenen Pullis an die Organisation. Aus diesem Anlass steckte sein Arbeitgeber den deutschen Mittelfeldstrategen nebst Kollegen in die Pullover, dazu trugen sie Trainingshosen und Stutzen. Im vergangenen Jahr lugte ein Schneemann von den Bäuchen der Spieler, in diesem Winter prangt ein Rentier in der Körpermitte. Eines mit roter Nase. Die Frage, ob Moslems wie Özil etwas mit der schrecklich schönen britischen Tradition anfangen können, wurde da zur Nebensache – denn schließlich soll das Pfund in der Kasse klingeln. Wer weiß, was dann im kommenden Winter zum nächsten Trend ausgerufen wird. Eine Lebkuchen-Leggins vielleicht, die nicht nur wärmt, sondern auch noch satt macht. Schöne Bescherung.

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