Grünstadt Viele wollen grüneres Grünstadt

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Der Vorplatz der Alten Lateinschule soll neu gestaltet werden und sowohl als Parkplatz als auch als Grünanlage dienen.

Wir haben unsere Leserinnen und Leser am Samstag („Grün statt parken?“) um ihre Meinung gebeten. 18 haben sich per E-Mail oder telefonisch gemeldet. 150.000 Euro soll der neue Vorplatz der Alten Lateinschule in der Neugasse kosten, wenn dort, wie bisher geplant, sowohl sechs Stellplätze als auch eine kleine Grünanlage entstehen sollen. Damit der Platz befahren werden kann, muss der Unterbau den gleichen Anforderungen wie bei einer Straße genügen. Die Kosten für diese Arbeiten könnte die Stadt einsparen, wenn auf die Parkmöglichkeiten verzichtet würde. Doch wären die Grünstadter dazu bereit? Hierzu gehen die Meinungen unserer Leser stark auseinander, reichen von „nur Grün“ bis „nur Parkplätze“. Von den 18, die sich meldeten, plädieren elf für eine reine Grünanlage, die übrigen für einen reinen Parkplatz oder für die von der Stadt vorgesehene Kombination aus beidem. Dieses Ergebnis ist natürlich nicht repräsentativ. Grünstadt werde dem Programm, das sich aus seinem Namen ableiten lasse, viel zu wenig gerecht, meint Wolfgang Weckerle. Im Gegenteil, da, wo früher noch etwas Grün oder ein paar Bäume ihr Dasein fristeten, gebe es Kahlschlag, nennt er als Beispiele die Platanen an der Friedrich-Ebert-Straße, die Kastanien an der Ecke Jakobs- und Friedhofstraße, den Maulbeerbaum an der Sausenheimer Straße und die Bäume, die früher vor der Alten Lateinschule standen. Ein Lichtblick seien die Bäume („wenn sie bloß schon größer wären“) und die Pflanzinseln auf dem Luitpoldplatz. Mit dem Vorplatz biete sich jetzt die Chance, „die Asphalt- und Pflaster-Ödnis im Herzen der Stadt mit etwas Grün aufzuhübschen – klein, aber fein und sicherlich für manchen eine willkommene Gelegenheit für eine kurze Verschnaufpause“. Eine Grünfläche, gegebenenfalls mit einer kleinen Mauer als Einfriedung, würde dem ursprünglichen Zustand (bis um 1960) sehr nahe kommen und überdies einen freien Blick auf das kürzlich restaurierte und eindrucksvolle Gebäude geben, so Weckerle. Auch Marion und Horst Kraft votieren für einen begrünten Vorplatz. Parkplätze am Seniorenheim oder Luitpoldplatz seien nur drei Gehminuten entfernt. Für eine Begrünung ohne Parkplätze ist auch Wiebke Scheuring-Karl. „Da ergibt sich eine besonders harmonische Übereinstimmung und Ergänzung des restaurierten Gebäudes.“ Elke Schmitt meint, es sollten keine Parkplätze entstehen. „Heutzutage bewegen sich die Menschen eh zu wenig.“ Sie würde auch einen Teil des Luitpoldplatzes begrünen: „Grün gehört zur Lebensqualität dazu, würde auch unserem Stadtnamen alle Ehre machen.“ Dorothee Rüttger-Mickley tendiert ebenfalls zu grün: „Man kann ja auch ein bisschen laufen, und Parkplätze haben wir genug.“ Das meinen auch Margot Schmitt („Bitte Grün!“) und Willi Hartmann: Er plädiert für Rasen und Rosen an der Alten Lateinschule. „Ich habe dort natürlich auch schon geparkt, entscheide mich aber für eine Grünanlage“, so Helmut Becher. Insgesamt biete die Straße im Moment einen trostlosen Eindruck, Grün fehle nicht nur vor der Lateinschule, schreibt Gabriele Dressler. Sie verstehe allerdings auch das Bedürfnis nach Parkplätzen, besonders der hier Arbeitenden. Ihr Vorschlag: „Den Platz als Minipark gestalten, auch mit Sitzmöglichkeiten, und seitlich – von der Lateinschulgasse her – zwei oder drei Parkplätze für die Beschäftigten einrichten.“ Der frühere Bauamtsleiter Otwin Schneider verweist darauf, dass es im Bereich der Innenstadt mit dem Bahnhofsumfeld 675 Parkplätze gibt. „Ich denke, damit bietet die Stadt ausreichend öffentliche Parkplätze, viele davon kostenfrei, an.“ Die längste Wegstrecke bis zur Fußgängerzone betrage überwiegend keine 300 Meter, maximal 400 Meter. Den Bewohnern, Besuchern und Kunden der Stadt sei dies zuzumuten, gerade im Vergleich zu den Entfernungen zwischen den Parkmöglichkeiten und den Einkaufsstraßen in Großstädten wie etwa Mannheim. Auf die sechs möglichen Parkplätze vor der Lateinschule könne man gerne verzichten, schreibt Schneider. In diesem Teil der Stadt wohnten viele ältere Menschen, für die man einen öffentlichen Raum mit viel Grün schaffen sollte – auch wieder mit zwei, drei Bäumen, die dort bis vor wenigen Jahren noch standen –, und der zum Verweilen einladen könnte. Vor einigen Jahren sei das Auto „auf Teufel komm raus“ das Maß aller Dinge gewesen. Sowohl aus der Bevölkerung, insbesondere aber aus der Geschäftswelt, seien stets noch mehr zentrumsnahe Parkplätze gefordert worden. Dem sei die Stadt unter anderem bei der Umgestaltung des Luitpoldplatzes großzügig nachgekommen, meint Schneider. Mittlerweile sei erstaunlicherweise auch bei jüngeren Menschen eine Wende eingetreten, hin zu mehr Grün in den Stadtzentren. Sein Fazit: Die Stadt sollte etwas mehr Aufenthaltsqualität in der Innenstadt schaffen, insbesondere in der Neugasse, in der es nicht einmal einen sicheren Gehweg gebe. Da die Neugasse überwiegend als Einbahnstraße beschildert sei, biete es sich bei einem späteren Ausbau zumindest im nördlichen Abschnitt an, dort zusätzliche Stellplätze (Längsparker) auszuweisen. Die sechs geplanten Stellplätze vor der Lateinschule seien nur dann wirklich sinnvoll, wenn sie ausschließlich als Behinderten-Parkplatz ausgewiesen wären – und dann wären es wohl nur vier, argumentiert der Sausenheimer Volker Luckey. In allen übrigen Fällen dienten sie lediglich der Bequemlichkeit. Er könne sich – abgesehen vom Weinwettstreit oder während des Oktobermarktes – an keine Gelegenheit erinnern, an der sämtliche Parkplätze in der Innenstadt belegt seien. Und an diesen Tagen schaffe man es problemlos, ein paar Straßen weiter zu gehen. Insofern sehe er keine Notwendigkeit, weitere Parkplätze zu schaffen, und das gesparte Geld könne der Stadtrat sicherlich sinnvoller einsetzen, so Luckey. Er würde sich „eher über eine nette Gelegenheit zum Verweilen freuen, als über ein mögliches Parkziel, dass ich extra anfahren muss, um dann doch wieder festzustellen dass es belegt ist – um dann umständlich die weiteren, wesentlichen größeren Parkgelegenheiten anzufahren“. Sie sei auf die Parkplätze dringend angewiesen, schreibt dagegen Juliette Gallei, die direkt neben der Alten Lateinschule einen Friseursalon betreibt. Würden sie verschwinden, wäre es ihren Kunden nicht mehr möglich, in unmittelbarer Nähe zu ihrem Geschäft einen adäquaten Parkplatz zu finden, meint sie. Schon jetzt sei die Stellplatzsituation sehr angespannt, da auf der Neugasse fast keine Plätze zur Verfügung stünden. Die wenigen, die es gibt, würden von den Anwohnern oder den Besuchern der Alten Lateinschule belegt. Aus Sicht einer Privatperson könne sie nachvollziehen, dass man sich ein grüneres Grünstadt wünsche, zudem der Kostenunterschied erheblich sei. Doch als Gewerbesteuerzahlerin und Arbeitgeberin von zwei Vollzeitkräften und zwei Minijobbern könne sie von der Stadt erwarten, dass sie eine gute Infrastruktur für ihre Gewerbetreibenden gewährleiste – insbesondere, da die Parkplätze ihre Standortentscheidung mit beeinflusst hätten, so die Friseurmeisterin. „Wo sollte man denn sonst parken, als auf diesem Gelände?“, fragt Jutta Lindemann aus Dirmstein. Sie sei häufig in der Alten Lateinschule oder auch in der Friedenskirche. Sicherlich hätten auf dem Vorplatz mehr als sechs Fahrzeuge Platz, „vier jeweils rechts und links der Treppe, und dahinter quer passen auch zwei Fahrzeuge“, rechnet sie vor. „Am vergangenen Mittwoch bei der Gospelprobe waren wir über 80 Sängerinnen und Sänger. Und wir waren nicht die einzigen Nutzer des Hauses. Wohin mit den Autos?“, so Lindemann. Auch sie liebe Grünanlagen. Doch hier müsse der Verstand handeln. Zu jedem öffentlichen Gebäude gehörten nun mal auch die entsprechenden Parkmöglichkeiten. Dies sei für jeden Bauherren Pflicht. „Oder gilt dies nur für den kleinen Mann?“ Martina und Wolfgang Häckel sind der Meinung, dass es hier ausschließlich Parkplätze geben sollte: „Denn wer sitzt gerne mitten zwischen den Autos und das noch direkt an der Straße?“ Außerdem seien Parkplätze nahe der Stadt immer Mangelware. Gerade Menschen, die nicht so gut zu Fuß sind, hätten dann einen weiteren Anlaufweg. Vor dem neuen Seiteneingang (in der Lateinschulgasse) fehlten ebenfalls Parkplätze. „Da hätte man ja auch mehr daraus machen können“, meinen die Sausenheimer. Dort könnten Sitzbänke aufgestellt werden. Eine Grünanlage müsse mehrmals im Jahr gepflegt und immer gewässert werden, auch der Unrat sei stets zu entsorgen: „Das wären halt immerwährende Folgekosten.“ Sie bitte als häufiger Gast in der Alten Lateinschule darum, die bisher bestehende Anzahl von Parkplätzen beizubehalten und wenn möglich noch zu erweitern, schreibt Karin Petry. Ein öffentliches Gebäude, in dessen Umfeld das Parken am Straßenrand weiträumig nicht möglich ist, brauche Parkfläche, um seine Aufgabe als Begegnungsort für Jung (Krabbelgruppe) bis Alt (Seniorenveranstaltungen) erfüllen zu können, meint die Presbyterin. Parkplätze und Bäume, vielleicht auch Rasengittersteine und ein Erdstück mit blühenden Pflanzen, wünscht sich Presbyterin Gudrun Achenbach. Wobei sie zu bedenken gibt, dass das Grün gepflegt werden müsse. Drei, vier Stellplätze vor der Lateinschule seien vor allem für Leute wichtig, die zwar keinen barrierefreien Zugang über den Hintereingang benötigten, aber nicht mehr so gut zu Fuß seien. Parken in Grünstadt Einen Plan über die Parkmöglichkeiten in Grünstadt findet man auf der Internetseite der Stadtverwaltung: www.gruenstadt.de.

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