Kreis Germersheim Viel Arbeit und kein Gewinn

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Die Auftragsbücher sind voll, der Umsatz könnte gesteigert werden, allein die Rentabilität ist nicht gegeben. So beschreibt Steffen Urbschat, Geschäftsführer der Nolte Möbel GmbH & Co. KG, die aktuelle Situation beim Hersteller von Schlafzimmermöbeln in Germersheim. In einer Betriebsversammlung am Donnerstag hat er der Belegschaft mitgeteilt, dass sie für eine erfolgreiche Restrukturierung des Standorts ihren Teil beitragen müsse – sprich Lohnverzicht, beziehungsweise Mehrarbeit ohne Lohnausgleich. Dass es sich dabei um die Verlängerung der tariflichen 35-Stunden-Woche auf 40 Wochenstunden ohne Lohnausgleich handelt, wollte Urbschat weder bestätigen noch dementieren. „Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die möglich sind“, so der Geschäftsführer gestern gegenüber der RHEINPFALZ. Wichtig sei, die Personalkosten zu senken, um gleichzeitig wettbewerbsfähig und rentabel zu sein. Urbschat verweist auf eine Reihe von Unternehmen der Möbelbranche, darunter so bekannte Namen wie Hülsta, die es wegen des großen Marktdruckes schon gar nicht mehr gebe oder die in erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckten. Es sei für tarifgebundene Unternehmen fast unmöglich, im Wettbewerb mit Firmen mitzuhalten, die den Tarifverbund verlassen oder ihre Produktion wegen niedrigerer Lohnkosten ins Ausland verlagert haben. Urbschat ist guter Dinge, dass die Belegschaft den Weg zu Gesprächen mit dem Tarifpartner IG Metall ermöglicht und diese Gespräche letztlich auch eine tragbare Lösung bringen. „Banken und Gesellschafter glauben an die Restrukturierungsfähigkeit des Standortes“, sagt Urbschat. Die aktuelle Situation sei nicht mit der vor drei, vier Jahren zu vergleichen, „weil jetzt die Auftragsbücher voll sind“. IG Metall-Sprecher Harald Lange sagte, der Tarifvertrag sehe Möglichkeiten wie die von Nolte vorgeschlagenen vor, wenn das Unternehmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten stecke. Jetzt müsse die schriftliche Begründung von Nolte abgewartet werden. Danach werde es eine Befragung der IG Metall-Mitglieder beim Germersheimer Möbelhersteller geben. Deren Votum sei entscheidend, ob es zu entsprechenden Gesprächen mit dem Arbeitgeberverband der Möbelindustrie kommen wird, der die Nolte-Interessen vertritt. Urbschat ist durchaus optimistisch, dass es zu diesen Verhandlungen kommt, „unsere Argumente sind gut“. Er betont, dass sich auch das Unternehmen mit Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe beteiligen werde, wenn es zur Zustimmung der Belegschaft und letztlich einem erneuten Standortsicherungsvertrag kommt. „Ich sehe das Unternehmen auf einem nicht einfachen, aber richtigen Weg.“ Nolte Möbel beschäftigt in Germersheim 470 Mitarbeiter. Was aus den Arbeitsplätzen wird, wenn es nicht zur Einigung kommt, könne er nicht sagen, so Urbschat. Das letzte Wort haben die Geldgeber, also Banken und Gesellschafter.

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