Pirmasens Videothek trotzt mit 15.000 Filmen dem Trend

Die Videothek Medienhouse in Pirmasens ist eine der letzten ihrer Art.

Noch vor einigen Jahren hatte fast jeder den Leihausweis einer Videothek im Portemonnaie. Heute kommen die Filmliebhaber im Netz an die bewegten Bilder. Das ist kostengünstiger und aktuelle Filme sind schneller verfügbar. Trotz einer fast schon apokalyptischen Stimmung in der Branche gibt es in Pirmasens noch zwei Videotheken, die dem Negativtrend trotzen.

„Früher gab es bestimmt zehn Videotheken in Pirmasens“, sagt Timm Parameswaran, der seit 2011 das Medienhouse in der Rodalber Straße führt. Er muss es wissen, denn er ist in einer Videothek aufgewachsen, die seine Mutter betrieb. Dass Videotheken aus der Stadt verschwinden, ist aber kein spezifisches Problem der Horebstadt. Die Tendenz ist bundesweit zu beobachten. Gab es 2005 laut Interessenverband des Video- und Medienfachhandels (IVD) in Deutschland noch 4273 Videotheken in Deutschland, waren es 2015 nur noch 1212. „Kaum ist ein Film im Kino, steht er auch schon im Netz“, erzählt Timm Parameswaran. Deswegen wundert er sich nicht, dass Filmliebhaber oft nicht mehr in die Videothek laufen, um einen Film auszuleihen. Im Netz könne man schneller, kostengünstiger und bequemer die neusten Filme sehen. Dank den legalen Video-on-demand-Angeboten von Netflix, Maxdome oder Prime Video von Amazon sei dies kein Problem. Dazu kommen die illegalen Download-Plattformen. Von denen kann Timm Parameswaran ein Lied singen. Und Jörg Weinrich, IVD-Geschäftsführer, ist davon überzeugt, dass das illegale Angebot im Netz das Hauptproblem des Videothekensterbens ist. Der 24-jährige Geschäftsführer vom Medienhouse denkt aber keineswegs ans Aufgeben, obwohl er seit der Eröffnung 30 bis 40 Prozent weniger Kunden hat und der Umsatz deutlich eingebrochen ist. „In der Hauptsaison von Oktober bis April ging der Umsatz 20 bis 30 Prozent zurück “, verrät er. Dennoch will er weitermachen, dem Negativtrend trotzen. Weil der Job parallel zu seinem Studium läuft. Parameswaran studiert Angewandte Informatik an der Fachhochschule Kaiserslautern am Standort Zweibrücken. Der angehende Informatiker sagt, er brauche rentable Filme. Das seien Titel, die in den ersten drei bis vier Wochen ständig verliehen sind, erklärt der Fachmann. Deswegen setzt er hauptsächlich auf Mainstream-Filme, Filmklassiker sind bei ihm schwieriger zu finden. Der Actionfilm „London has fallen“ sei ständig ausgeliehen und auch „Dirty Grandpa“ sei schwierig zu bekommen, nennt er zwei Beispiele. 15.000 Titel habe er in seinem Sortiment. Wenn’s reicht. Seine Favoriten sind Horror, Action und Comedys. „Das sind auch die Genre, die am besten laufen“, sagt Parameswaran. Darüber hinaus will er künftig mehr Videospiele ins Programm nehmen. Davon habe er momentan nur 40 oder 50. Neben dem Medienhouse gibt es noch die Fun Videothek in der Gasstraße, die seit 1996 von Franco Prosser Junior und Sandra Decker geführt wird – eine Institution in Pirmasens. Doch über die aktuelle Lage möchten sich die beiden gegenüber der RHEINPFALZ nicht äußern. Dass es weitergeht, scheint offenbar.  |ckkm

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