Kreis Germersheim Unternehmen wollen einen Uni-Standort in Germersheim

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Rülzheim: Hochtechnologieunternehmen und Politik wollen gemeinsam einen Standort der Technischen Universität Kaiserslautern nach Germersheim holen. Mit der Ausbildungsnähe von Wissenschaft und Wirtschaft sollen der Fachkräftemangel überwunden und neue Firmen gegründet werden.

Ein Initiative von mittelständischen High-Tech-Unternehmen in der Südpfalz will einen Standort der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern nach Germersheim holen. Das sei eine Möglichkeit, dem gravierenden Fachkräftemangel gegenzusteuern, sagte Michael Englert, Gründer und Chef der Firma itk in Rülzheim. „In den nächsten Jahren werden itk etwa 500 Ingenieure einstellen“, sagte Englert. Mittlerweile sind etwa 10 Firmen der Region, allesamt Hochtechnologie mit Elektronikschwerpunkt, in der Initiative engagiert. Darunter federführend DBK in Rülzheim, SERO in Rohrbach und Cato Consulting. Mit am Tisch war gestern das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium mit Minister Volker Wissing (FDP) und Staatssekretärin Daniela Schmitt (FDP). Wissing schwebt ein Kompetenzzentrum für intelligente elektronische Systeme vor. Dazu unterstütze er die Ansiedlung einer Außenstelle der Uni Kaiserslautern in Germersheim, so der Minister gestern bei seiner ersten regionalen Wirtschaftskonferenz. Zusammen mit dem Wissenschaftsministerium und den Beteiligten aus der Region will Wissing noch in diesem Jahr einen „Runden Tisch“ einrichten, der helfen soll, diese Ansiedlung zurealisieren. Probleme mit der Uni sehe er keine, so Wissing. Er sieht für beide Seiten Vorteile in der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Als nächster Schritt nach der Ansiedlung sei die Errichtung eines Gründerzentrums denkbar, um Firmengründungen aus der Wissenschaft oder den bestehenden Unternehmen heraus zu verwirklichen. Dafür stünden auch die momentan aktiven Firmen als Investoren bereit, sagte Armin Schröder, Gründer und Gesellschafter der Firma SERO in Rohrbach mit rund 250 Mitarbeitern. Und wie die anderen konsequent auf Wachstumskurs. Gespräche mit der Uni Kaiserslautern gibt es zu diesem Thema seit etwa einem Jahr, fügte Landrat Fritz Brechtel (CDU) an. Englert betonte die Bedeutung dieser pfälzischen Kooperation. Seine Firma arbeite zwar eng mit der Technischen Universität Karlsruhe (KIT) zusammen und unterhalte dort eine Stiftungsprofessur, aber die bürokratischen Hürden für eine schnelle länderübergreifende Standortgründung hält er für zu hoch. Und er räumt unumwunden ein: „Ich bin Pfälzer und will etwas für meine Heimat tun.“ Mit Karlsruhe hat auch die nächste Forderung der in Rülzheim ansässigen Unternehmen (itk, DBK, Keizo wird kommen) zu tun. Sie wollen eine zusätzliche Stadtbahnhaltestelle im Gewerbegebiet Nord, damit Pendler aus dem Raum Karlsruhe leichter zu ihren Arbeitsplätzen kommen. Englert: „Die Hälfte unserer Belegschaft kommt aus Karlsruhe.“ Knapp 500 der 800 itk-Beschäftigen arbeiten am Stammsitz in Rülzheim. Für die acht Standorte in Deutschland sucht itk derzeit 180 Ingenieure. Dass aber nicht nur Ingenieure gesucht werden, betonte Norbert Reiling. Seine Firma BDK war das erste Technologieunternehmen, das sich im Rülzheimer Norden ansiedelte und „Magnetwirkung“ entfaltete. Neben Ingenieuren, so Reiling, werden viele Facharbeiter gesucht. Das Problem: Die vorhandenen Berufsbilder halten nicht Schritt mit der technologischen Entwicklung. Deshalb setze man einerseits auf eigene Aus- und Weiterbildung, andererseits aber auch auf die Kompetenz der Berufsbildenden Schule Germersheim-Wörth, die neue Berufsbilder für die Steuerung hochtechnisierter Maschinen und Produktionsprozesse mit anstoßen soll. Brechtel verwies darauf, dass pro Jahr etwa 1000 junge Menschen die weiterführenden Schulen im Kreis abschließen. Wer von denen sich für eine technische Ausbildung entscheide, habe die Arbeitsplatzgarantie quasi vor der Haustür. |tom

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