Zweibrücken Toter in Zweibrücken nicht an Biss von Giftschlangen gestorben

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Auch am Freitag blieb unklar, ob tatsächlich aus einem Niederauerbacher Haus Giftschlangen entkommen sind. Falls ja, deutet einiges darauf hin, dass sie weniger giftig sind als bislang angenommen. Fest steht: Der Besitzer der Schlangen, der tot in seiner Wohnung gefunden wurde, starb auf natürliche Weise, nicht an einem Schlangenbiss.

Giftschlangen in einer Wohnung − und jetzt?! Ganz klar: Da muss Wulf Frick her. Mit Gummistiefeln und dicken Handschuhen wagte der Mörsbacher Schlangenexperte, was sich Polizei und Ordnungsamt nicht trauten: Er betrat die Wohnung eines am Donnerstag tot aufgefundenen Niederauerbachers, der giftige Schlangen hielt (wir berichteten am Freitag). Nach wie vor steht nicht fest, ob Giftschlangen aus dem Haus in der Tschifflicker Straße ins Freie entkommen sind. Mehrere Terrarien standen offen, die Balkontür ebenfalls. Nachbarn und der naheliegende Kindergarten wurden zuerst informiert; die Kinder blieben seitdem zum Spielen drinnen. Der pensionierte Lehrer Wulf Frick hält mit seiner Frau in Mörsbach rund 70 Schlangen − ungiftige, wohlgemerkt. Er hat jahrzehntelange Erfahrung und ist den Behörden als Experte bekannt. Frick hat nun auch fünf Schlangen, die in der Niederauerbacher Wohnung in Terrarien gefunden wurden, in seiner Obhut: zwei für Menschen ungefährliche Sandboas und drei junge afrikanische Buschvipern. Diese hatte er zunächst fälschlicherweise als Lanzenottern identifiziert. Buschvipern zählen zwar ebenfalls zu den giftigen Schlangen, sind jedoch laut Wulf Frick weniger gefährlich. Der Biss einer solchen Viper hat nach seinen Angaben keine schwerwiegenden Folgen und ist auch nicht tödlich. Möglicherweise habe der 58-jährige Niederauerbacher die Vipern gezüchtet. Es sei denkbar, dass er auch das Elternpaar besaß, das nun entwischt sein könnte. Möglich ist aber auch, dass gar keine Schlangen ins Freie gelangt sind. Der Mann hatte offenbar nicht alle der offenstehenden Terrarien tatsächlich genutzt. Die Leiche des Schlangenbesitzers lag wohl bereits mehrere Tage neben einem der Terrarien, ehe die Polizei verständigt wurde. Der Mann soll regelmäßiger Gast in der Alten Brauerei Grund in Niederauerbach gewesen sein, wo sein Fernbleiben auffiel. Zuletzt soll er am Freitag vergangener Woche lebend gesehen worden sein. Gestern wurde seine Leiche obduziert. Der Mann war nach RHEINPFALZ-Informationen herzkrank. Sein Tod sei „als Folge verschiedener Vorerkrankungen aus natürlicher Ursache“ eingetreten, teilte die Staatsanwaltschaft gestern mit. „Ein Schlangenbiss kann als Todesursache ausgeschlossen werden.“ Auch gebe es keine Hinweise auf Fremdeinwirkung. Das Ordnungsamt versucht derweil im Gespräch mit Bekannten des Mannes zu klären, wie viele und welche Schlangen er hielt. Ein Anruf bei einem Händler, dessen Telefonnummer in der Wohnung gefunden wurde, brachte keine Klarheit. Die Nachricht, in Zweibrücken seien Giftschlangen unterwegs, war gestern das Gesprächsthema in der Stadt. Manche Leute reagierten regelrecht hysterisch. Beispielsweise aus Ixheim erreichten Frick und die Behörden besorgte Anrufe. Dass man zu Hause Giftschlangen oder andere giftige Tiere hält, muss man in Rheinland-Pfalz nicht offiziell melden. „Es wäre sinnvoll, wenn die Haltung bei den Behörden registriert würde“, regt Frick an. Sicherheitsstandards seien sinnvoll − jedoch „mit Maß und Ziel“. Frick geht davon aus, dass er die drei jungen Giftschlangen aus Niederauerbach im Laufe der nächsten Woche abgeben kann. Eine Angehörige des Verstorbenen habe angekündigt, sie zu vermitteln. Die zwei ungefährlichen, vergleichsweise selten entdeckten Sandboas würden Fricks gerne behalten. Wulf Frick nähert sich seinen drei gefährlichen Gästen, die nach wie vor in ihrem abschließbaren Terrarium leben, mit Vorsicht. Er füttert sie über eine Pinzette mit kleinen Mäusen. Eine Pinzette, wie man sie selbst zu Hause hat? „Nein, nein“, antwortet der Fachmann, „die hier ist schon um einiges länger.“

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