Sport Torsten Lieberknecht vor Spiel gegen FCK: „Ich mache mir selbst Druck“

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Eintracht Braunschweig, am Sonntag zu Gast beim 1. FC Kaiserslautern, steht nach 25 Spieltagen der Zweiten Fußball-Bundesliga auf Platz drei.

Herr Lieberknecht, Eintracht Braunschweig feiert in diesem Jahr den 50. Jahrestag der sensationellen deutschen Meisterschaft 1967. Ist es denkbar, dass nicht die großen Favoriten VfB Stuttgart und Hannover 96 direkt aufsteigen, sondern Union Berlin und Eintracht Braunschweig?

Das wäre ein Gefühl, als wenn Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen. Damit kann niemand rechnen. Aber wir haben uns den Platz in dieser Tabellenregion erarbeitet. Zu Beginn der Rückrunde hatten wir einen Hänger und haben dann, was ganz wichtig war, das Spiel in Sandhausen gewonnen. Nach diesem Sieg haben alle gelechzt. Man muss im Aufstiegsrennen jetzt aber auch Dresden auf dem Zettel haben. Ob das am Ende für uns reichen wird, bleibt abzuwarten. Nach dem tristen 1:1 gegen Aue, dem glücklichen Sieg in Sandhausen und einem 1:1 gegen den VfB Stuttgart folgten zwei wichtige Erfolgserlebnisse in letzter Minute: das 2:1 in Düsseldorf sowie das 3:2 gegen Heidenheim. Kam die Länderspielpause jetzt im falschen Moment für Ihre Mannschaft? Naja, das kannst du immer erst beurteilen, wenn wieder gespielt wird. Der Zeitpunkt war okay, weil wir verletzte Spieler wie Patrick Schönfeld und Phil Ofosu-Ayeh über das Training und die beiden Testspiele wieder heranführen konnten. Wir haben die Länderspielpause auch genutzt, um uns auf die letzten neun Spiele, eventuell kann ja auch noch die Relegation dazukommen, vorzubereiten und die Kraft zu holen. Wir haben viel Laufarbeit geleistet und im konditionellen Bereich eine Schippe draufgelegt. Hannover 96, einer Ihrer großen Rivalen im Aufstiegskampf, hatte mal wieder Theater, hat erst den Sportdirektor gewechselt, jetzt auch den Trainer. Ist Braunschweig anders, eine Insel der Glückseligkeit? Sie arbeiten seit 12. Mai 2008 dort, Marc Arnold ist fast genauso lang als Sportlicher Leiter der Eintracht tätig. Nein, definitiv nicht. Braunschweig ist keine Wohlfühloase. Der Verein hat eine große Tradition. Wir sind gewissermaßen mit unseren Erfolgen der vergangenen Jahre in eine Vorleistung getreten. Wir tun alles, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Das ist uns in der Vergangenheit auch fast immer gelungen. Nach dem Abstieg waren wir im Gegensatz zu anderen Klubs zweimal im Dunstkreis der Aufstiegsplätze. Bei uns hat man in schwierigen Situationen gesehen, dass die verantwortlichen Personen Ruhe ausstrahlen. In dieser Ruhe liegt auch Kraft. Das hilft uns allen enorm. Ich lasse aber nie das Gefühl aufkommen, hier in einer Wohlfühloase zu sein, in der man sich zurücklehnen kann. Dafür habe ich definitiv eine zu hohe Verantwortung für das große Ganze und mache mir damit selbst den Druck, alles bestmöglich zu machen. Was zeichnet die Zusammenarbeit mit Marc Arnold aus, gibt’s da auch mal Krach? Die ist, wie auch mit der Geschäftsführung und dem Präsidium, von Vertrauen und Ruhe geprägt. Wir kennen uns seit vielen Jahren und auch bei uns wird hinter verschlossenen Türen kontrovers diskutiert, aber wenn wir eine Entscheidung getroffen haben, stehen alle dahinter. Sie haben in Linksverteidiger Ken Reichel, der noch ein Jahr länger da ist als Sie, einen Dauerbrenner in der Mannschaft, der mit sensationellen Toren auch noch für Furore sorgt. Was zeichnet ihn aus? Für uns war es wichtig, nach der Generation mit Kruppke, Dogan und Kumbela, der jetzt ja wieder da ist, neue Führungsfiguren zu bekommen, die sich neben den eben genannten persönlich entwickelt haben. Dazu gehören Mirko Boland, Marcel Correia und eben Ken Reichel. Er hat schon vergangene Saison als Außenverteidiger sieben Tore geschossen – normal kommen da andere Vereine, gerade weil torgefährliche Außenverteidiger rar gesät sind. Er aber hat sich für uns entschieden und entwickelt auf dem Platz ein totales Profil. Er nimmt auch immer mehr die Rolle des Kapitäns an, gerade auch, weil Marcel Correia erneut ausgefallen ist. Für mich ist Ken Reichel nur schwer ersetzbar und ein Gesicht der neuen Generation. Stichwort Marcel Correia – eine feste Größe der Eintracht seit Jahren, aber er hat jetzt verdammt viel Pech … Leider! In der vergangenen Saison war er bis zu seinem Ausfall sehr stabil, war jetzt sehr gut drauf und hat sich vor zwei Wochen in Düsseldorf eine komplizierte Bänderverletzung am Sprunggelenk zugezogen. Aber ich kenne ihn: Marcel wird wieder aufstehen, und dabei wird er alle Hilfe von uns bekommen! Was macht die Eintracht so stark – Wille, das Kollektiv, die Mischung? Kontinuität, der Teamgeist innerhalb der Mannschaft, aber auch der Konkurrenzkampf auf den einzelnen Positionen spielen bei uns eine große Rolle, aber auch die individuelle Qualität der einzelnen Spieler. Die Trainingsqualität ist sehr hoch. Herr Lieberknecht, planen Sie für die Bundesliga oder für die Zweite Liga? Wir arbeiten immer so, dass wir eine zukunftsfähige Mannschaft vorfinden werden. Was wir planen ist, die restlichen neun Spiele dieser Saison optimal zu gestalten. Wir möchten mit der Ausgangsposition sehr gewissenhaft umgehen und weiterhin von Spiel zu Spiel die Gegner abarbeiten, um ein zweites Wunder zu schaffen. Unabhängig davon wollen wir aber auf jeden Fall eine Mannschaft aufbauen, die sich entwickelt und mit der wir auch im nächsten Jahr konkurrenzfähig sind. Frage an den Pfälzer Landsmann mit einem Herz für den FCK, für den Sie ja selbst spielten: Machen Sie sich Sorgen um Ihre alte Liebe? Ganz ehrlich – nein! Ich hatte ein Fragezeichen im Gesicht, als Tayfun Korkut plötzlich ging – ich weiß noch immer nicht warum. Der FCK hat eine interessante Mannschaft, mit der man durchaus um den Aufstieg spielen kann, er hat gute Spieler: Kerk, Zoua, Koch, Halfar oder Ewerton, der sich super gemacht hat. Momentan geht es aber darum, das Schiff wieder in ruhigere Gewässer zu führen. Das wird einem erfahrenen Trainer wie Norbert Meier gelingen – aber hoffentlich erst nach unserem Spiel (lacht)… Es ist alles so eng, und du brauchst in dieser Saison sicher mehr als 40 Punkte, um sicher zu sein. Die Niederlage des FCK in Bielefeld erschwert uns die Aufgabe in Lautern, wo es naturgemäß immer schwer war und der letzte Braunschweiger Sieg knapp 40 Jahre zurückliegt. Interview: Horst Konzok

An dieser Stelle finden Sie ein Video via GlomexSport.

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