Zweibrücken Stadt für 24-Stunden-Kita

Mit ihrem Vorhaben, in Kindertagesstätten auch eine 24-Stunden-Betreuung anzubieten, rennt Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig bei der Stadt offene Türen ein. „Oberbürgermeister Kurt Pirmann hatte das schon vor Schwesigs Vorschlag angeregt“, erklärte gestern auf Anfrage Stadtpressesprecher Heinz Braun. Allerdings müsse das Jugendamt erst ermitteln, ob der Bedarf in Zweibrücken groß genug ist. Die Leiterin des Heilig-Kreuz-Kindergartens, Michaela Faustmann, äußert Bedenken.

Mit einem 24-Stunden-Angebot wolle man der Tatsache Rechnung tragen, „dass doch relativ viele Eltern zu Zeiten arbeiten, wo die Kindertagesstätten geschlossen sind“, so Braun. Das städtische Jugendamt bereite eine Umfrage in den Kindergärten vor, um zu ermitteln, ob und wie viel Bedarf besteht nach Betreuungsplätzen auch für die Nacht. In die Umfrage wolle man auch die Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land einbeziehen, „denn vielleicht würde ja eine 24-Stunden-Kita für beide Gebietskörperschaften reichen“, so Braun. Wann die Ergebnisse der Umfrage vorliegen, könne man noch nicht sagen. „Frühestens in der zweiten Jahreshälfte“ sei damit zu rechnen, es kann laut Braun aber auch bis nächstes Jahr dauern. Die Mitarbeiter des Jugendamtes seien wegen der Kita-Streiks im Mai sehr beschäftigt gewesen und kämen erst jetzt zum Ausarbeiten der Umfrage. Laut Braun befürwortet die Stadt eine 24-Stunden-Kita-Betreuung – wenn der Bedarf entsprechend groß ist. Wegen drei Kindern mache so ein Angebot wenig Sinn, „für eine Gruppe beispielsweise aber schon“. Für ein zweischneidiges Schwert hält die Leiterin des Heilig-Kreuz-Kindergartens, Michaela Faustmann, die 24-Stunden-Kita. Sie sehe die Not mancher Eltern, die Schichten arbeiten, vor allem der Alleinerziehenden. Allerdings sei in ihrem Kindergarten bisher keine Nachtbetreuung nachgefragt worden. Der Kindergarten Wallstraße ist bis 19 Uhr geöffnet, und das reicht nach Faustmanns Meinung aus. Auch aus pädagogischer Sicht hat sie Bedenken: „Es ist für kleine Kinder nicht einfach, woanders zu schlafen.“ Auch verschiebe sich dann die Arbeit der Erzieherinnen mehr in Richtung Betreuung, „und das, obwohl gerade das Land Rheinland-Pfalz so großen Wert auf den Bildungsauftrag legt“, so Faustmann. Nachts könne man die Kinder schlecht fördern und fordern, da sie ja schlafen. Faustmann: „Man muss auch sehen, dass die Kita familienergänzend ist. Mit dem 24-Stunden-Angebot würden wir wieder mehr in Richtung familienersetzend rücken.“ Eine Entwicklung, die sie kritisch sieht. „Wir können nicht alles abfangen, schon gar nicht ohne mehr Personal.“ Zusätzliche Stellen seien unabdingbar, „denn in einer 24-Stunden-Kita müssten wir ja dann auch in Schichten arbeiten“. Momentan halte sie Schwesigs Vorstoß noch für eine unausgegorene Idee und sei tendenziell dagegen. Faustmanns Meinung nach besteht noch sehr viel Klärungsbedarf in den Detailfragen, denn die Arbeit in einer 24-Stunden-Einrichtung unterscheide sich doch erheblich von der momentanen. Auf die Ergebnisse der Jugendamt-Umfrage sei sie gespannt, so Faustmann. (sig)

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