Rheinland-Pfalz Spatz und Schwalbe leiden Not

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MAINZ (nob). Fast jede zweite Vogelart, die in Rheinland-Pfalz brütet, ist gefährdet, jede sechste Art ist vom Aussterben bedroht. Die Überlebenschancen vieler Vogelarten haben sich in den vergangenen 25 Jahren verschlechtert. Dies geht aus der neuen „Roten Liste Brutvögel “ hervor, die Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) gestern in Mainz vorgestellt hat.

Demnach sind die Bestände der früher weit verbreiteten Vogelarten Schwalbe, Spatz oder Feldlerche seit den 80er Jahren um jeweils etwa die Hälfte zurückgegangen. Hauptgrund ist der weitgehende Wegfall kleinbäuerlicher Bewirtschaftung der Flure. „Die Roten Listen sind ein Spiegel für den Zustand der Umwelt“, sagte Höfken. Erarbeitet wurde die neue Bestandsaufnahme in Zusammenarbeit von Behörden, Vogelkundlern und Naturschutzverbänden. Die letzte Rote Liste der Vogelwelt in Rheinland-Pfalz war im Jahr 1990 erschienen und galt inzwischen als weitgehend überholt. Nach den Beobachtungen der Vogelexperten haben in den vergangenen Jahren 156 einheimische Vogelarten regelmäßig im Land gebrütet. Der gesamte Vogelbestand wird auf etwa fünfeinhalb Millionen Tiere geschätzt. Die Masse mit etwa 30 Prozent aller Individuen stellen dabei Amsel, Kohlmeise und Buchfink. Weitere 19 Arten gelten als hierzulande ausgestorben. Zum Teil sind sie schon seit Jahrzehnten oder sogar seit Jahrhunderten verschwunden. Dazu zählen zum Beispiel das Rothuhn oder der Gänsegeier. Aber auch im zurückliegenden Vierteljahrhundert sind Arten verloren gegangen, so zum Beispiel der Große Brachvogel oder die Uferschnepfe, von der früher einige Brutpaare im Gebiet um Speyer beobachtet worden sind. Diese Vögel verloren mit der Trockenlegung von Wiesen und Tümpel ihre Lebensräume. Von der Bildfläche verschwunden ist auch der Rotkopfwürger, der auf selten gewordene Großinsekten als Nahrung angewiesen ist. Der neuen Liste zufolge sind 27 der im Land lebenden Vogelarten akut vom Aussterben bedroht. Dazu gehören zum Beispiel das Haselhuhn, die Wiesenweihe, der Kiebitz oder die Haubenlerche. Gefährdet sind vor allem Arten, die auf Landwirtschaftsflächen leben. Viele kommen mit dem intensiven Ackerbau nicht zurecht, ihnen fehlen Insekten als Nahrung sowie Unterschlupf. Aber es gibt auch Lichtblicke: Viele ehemals gefährdete Großvogelarten sind nicht mehr unmittelbar vom Aussterben bedroht. Dazu zählen Uhu, Wanderfalke, Steinkauz und Schwarzstorch. Nach Überzeugung Höfkens haben unter anderem Bejagungsverbote und Artenschutzprojekte gegriffen. Der Bestand an Weißstörchen ist seit den 80er Jahren um mehr als die Hälfte gewachsen. Mit einen Grund dafür sehen die Vogelexperten in der Tatsache, dass viele Störche nicht mehr in Afrika, sondern in Spanien überwintern. Das vermindert die Verluste auf den langen Zügen gen Süden und zurück. Dagegen sind die Populationen der Feldlerche und der Rauchschwalbe jeweils um etwa die Hälfte geschrumpft. Den Schwalben fehlen Brutplätze, weil es kaum noch Viehställe gibt. An modernen Häusern halten Schwalbennester schlecht oder werden illegal entfernt, weil die Tiere die Wände verschmutzen. Info Die aktuelle „Rote Liste der Brutvögel in Rheinland-Pfalz“ findet sich unter   mulewf.rlp.de/uploads/media/Rote_Liste_Brutvoegel.pdf im Internet.

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