Frankenthal Siemens-Werk soll verkauft werden

91-78615281.jpg

Im Oktober letzten Jahres hatte der Konzern drastische Veränderungen für das Werk Frankenthal angekündigt, in dem Dampfturbinen und Verdichter hergestellt werden: Der Turbinenbau sollte ins tschechische Werk Brno (Brünn) verlagert werden. 210 von 600 Arbeitsplätzen (Auszubildende mit eingerechnet) sollten im Zusammenhang damit bei der Siemens Turbomachinery Equipment GmbH (STE) in Frankenthal abgebaut werden. In einer Serie von Protestkundgebungen hatten Betriebsrat und IG Metall gegen diese Pläne mobil gemacht und sich für den ungeschmälerten Erhalt des Standorts eingesetzt. Unterstützung dafür bekamen sie aus allen politischen Lagern. In den anschließenden Gesprächen mit dem Konzern legten die Vertreter der Belegschaft, unterstützt von der Technologieberatungsstelle (TBS) Rheinland-Pfalz, Alternativkonzepte vor. Gestern nun die Wende: In einer Veranstaltung zur Mitarbeiterinformation habe die örtliche Geschäftsführung bekanntgegeben, dass man „einen Verkaufsprozess für den ganzen Standort“ ansteuere, sagte auf Anfrage der Vorsitzende des Betriebsrats, Hilmar Feisthammel. Von der ursprünglich vorgesehenen Verlagerung einer Sparte nach Tschechien habe Siemens „Abstand genommen“. Voraussetzung für den Verkauf sei eine „Restrukturierung im Vorfeld“. Dazu werde auch Personalabbau gehören, sagte Feisthammel, aber in deutlich geringerem Umfang als bisher befürchtet. Tatsache sei, dass es im abgelaufenen Jahr eine „Unterauslastung“ des Werks gegeben habe. „Aber wir haben keine negativen Zahlen geschrieben.“ Nun müsse man daran arbeiten, die Situation zu verbessern. „Da wird noch einiges auf uns zukommen“, sagte Feisthammel. Denn ein „tragfähiges Konzept für die Zukunft“ müsse vor einem Verkauf da sein. Dazu gehöre es auch, Abteilungen wie Personalverwaltung und IT, die zentral bei Siemens angesiedelt seien, entsprechend dem örtlichen Bedarf wieder ins Frankenthaler Werk zurückzuholen. Angesichts der Gesamtlage sei die jetzt angekündigte Lösung aus Sicht des Betriebsrats die beste, sagte der Vorsitzende des Gremiums. Nach der enormen Anspannung der zurückliegenden vier Monate sähen auch sehr viele Frankenthaler Mitarbeiter den nun angekündigten neuen Kurs als Chance. Einen Zeitplan, bis wann das neue Konzept umgesetzt sein solle, gebe es noch nicht. Der Siemens-Konzern wollte zu Themen der Mitarbeiterinformation in Frankenthal gestern nicht Stellung nehmen. Auch zur Rücknahme der Verlagerungspläne wollte eine Sprecherin gestern auf Anfrage nichts sagen. Man prüfe weiterhin „unterschiedliche Optionen“. In Gesprächen mit der Arbeitnehmerseite sei Siemens bemüht, eine langfristige Lösung zu finden. „Gerade in den letzten Wochen sind diese Gespräche sehr konstruktiv verlaufen“, erklärte die Sprecherin. Vor einem endgültigen Abschluss werde man aber zu Einzelheiten nichts sagen.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x