Kusel Selbsttest: Gruselnacht am Fri-Fra-Loch

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Offenbach-Hundheim. Im Lichtstrahl der Taschenlampe flirrt der aufgewirbelte Staub des Feldwegs. Es liegt was in der Luft, mitten in der Nacht am Waldrand oberhalb von Offenbach-Hundheim. Der Lichtkegel findet ein Holzschild: Es weist den Weg zum mystischen Fri-Fra-Loch. Ob eine Nachtwanderung hierher an Halloween eine gute, eine gruselige Idee ist? RHEINPFALZ-Volontär Stefan Heimerl hat es vor einigen Nächten getestet.

Vom Parkplatz führt der Feldweg den Waldrand entlang. Noch ist so etwas wie eine Straße zu erkennen, die offenbar ab und zu genutzt wird. Rechts von mir fällt das Licht der Taschenlampe auf die nackten Stämme der Nadelbäume in der Leere und Dunkelheit des Waldstücks. Links erstreckt sich eine Wiese, auf der sich die Silhouetten von Rehen abzeichnen. Oder ist dort gar kein Wild? Die Sage vom Fri-Fra-Loch geht zurück auf eine Freifrau, eine Einsiedlerin, die in einer Höhle gelebt haben soll und nachts Spaziergänge unternahm. Ein Spaziergang in der Nacht, so wie ich ihn gerade begonnen habe. Der leicht begehbare Feldweg verliert sich bald in der Wiese, und auf der rechten Seite eröffnet sich ein unscheinbarer Abzweig. Ich schaue auf die Karte, die mir die Kollegen an die Hand gegeben haben. Darauf ist tatsächlich eine leichte Rechtskurve eingezeichnet. Nur: Meine Taschenlampe fällt auf ein verschlossenes Holztor. Die ursprüngliche Verriegelung ist zerstört, doch jemand hat ein neues Schloss angebracht. Rechts und links neben dem Tor ein Stacheldrahtzaun. Hier möchte jemand das Weiterkommen neugieriger Journalisten verhindern, ganz klar. Was sich hinter dem Tor verbirgt, ist mit der Taschenlampe nicht zu erkennen. Ist es einfach nur ein privates Stück Wald oder der abgeriegelte Weg zu einem heimgesuchten Ort? Die Karte sagt jedenfalls, dass es hier weitergehen muss. Bei genauerer Untersuchung stelle ich fest, dass rechts daneben ein kleiner Pfad um den Zaun herum führt. So erreiche ich einen steilen Hang. Da! Ein Glaskasten mit einer Information: Der Gleitschirm-Startpunkt des Pfälzer Gleitschirm Clubs. Irritiert schreite ich den schmalen Pfad entlang, der sich nun nach links windet. Geradeaus geht es nicht weiter, ein Abgrund, dessen Tiefe ich nicht schätzen kann, weil unzählige Hecken und Büsche den Blick versperren. Zu hören sind nur die Autos unten im Glantal, die zu so später Stunde zwischen Glanbrücken und Offenbach-Hundheim unterwegs sind. Mit einem Male dröhnt ein lautes Röhren aus den Hecken. Meine Taschenlampe zuckt hin und her, doch das Licht findet nichts. Langsam wird es ungemütlich hier draußen, so ganz allein. Ich wünschte, ein erfahrener Jäger wäre an meiner Seite, der beruhigen könnte, und mir so etwas sagen würde wie: „Das war nur ein aufgeschreckter Kranich.“ Als Stadtbewohner aber bin ich verängstigt, weiß nicht, welchem Wesen dieses Geräusch aus dem Hals gefahren ist. War es etwa doch die Fri-Fra, die Freifrau, die ungebetene Gäste erschrecken möchte? Ich gehe zögernd weiter, immer den Pfad entlang, der nun abwärts führt. Der freie Hang verschwindet in einem von Bäumen und Hecken gesäumten Weg. Mittlerweile ist der Pfad ein Pfädchen geworden. Dann, eine Zick-Zack-Kurve später, sehe ich sie: eine runde Steinhöhle, das Fri-Fra-Loch. Vorsichtig nähere ich mich dem Eingang. Ich stoße gegen einen Gegenstand und ein fürchterlich lautes Klirren durchbricht die Stille. Leere Bierflaschen, die jemand hier vergessen hat. Waren es Umweltsünder oder musste etwa jemand vor etwas fliehen? Ich leuchte an den Eingang der Höhle. In einem Glaskasten wird die Sage des Fri-Fra-Lochs erklärt. Vorsichtig leuchte ich hinein in das kleine Rund. Spinnweben, Sand und – zum Glück – gähnende Leere. Jetzt wage ich einen Schritt hinein. Kaum habe ich einen Fuß über die Schwelle gesetzt, trifft mich ein Schlag von vorne. Für einen Moment bin ich benebelt, fasse mir an die Stirn. Der Lichtkegel meiner Taschenlampe sucht nach der Quelle des Schmerzes – und wird fündig: ein Stahlträger, quer eingezogen über dem Eingang. Die Fri-Fra werde ich wohl nicht finden, dafür ist aber die Sandstein-Struktur der Höhle im Dunkeln besonders hübsch anzusehen. Einen Ausflug ist die Höhle allemal wert. Beim nächsten Mal aber vielleicht besser bei Tageslicht ...|hest

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