Rheinpfalz „Schraibm nach gehöa“

„Himl“ statt „Himmel“ oder „Bleta“ statt „Blätter“: Die in rheinland-pfälzischen Grundschulen verbreitete Lernmethode „Schreiben nach Gehör“ birgt nach Ansicht von Kritikern Gefahren für schwache oder durchschnittlich begabte Kinder. „Die Methode führt bei diesen Schülern in späteren Jahren zu erheblichen Schwierigkeiten bei der Rechtschreibung“, sagte Lars Lamowski, Grundschulreferent beim Verband Bildung und Erziehung in Rheinland-Pfalz (VBE), vor einer Tagung zum Thema, die gestern in Mainz über die Bühne ging. Veranstalter des Treffens mit dem Titel „Schraibm nach gehöa“ ist die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung. Die Methode ist die Basis für das Schreibenlernen an vielen rheinland-pfälzischen Grundschulen. Mit sogenannten Anlauttabellen und Bildern lernen die Kinder, selbstständig Wörter zu lesen und kleine Texte zu schreiben – ohne, dass sie von Anfang an gleich alle Rechtschreibregeln beachten müssen, wie ein Sprecher des Bildungsministeriums in Mainz erläuterte. Die Tabellen seien aber kein Bestandteil der Rechtschreiberziehung, sondern des freien Schreibens. Der Schreibunterricht an den Schulen orientiert sich dem Sprecher zufolge nicht nur an der Methode mit den Tabellen. Es gebe eine ausgewogene Mischung von Methoden. Mit welcher gelehrt werde, liege in der Verantwortung der Grundschullehrer. Wie viele Pädagogen im Land „Schreiben nach Gehör“ zumindest zeitweise anwenden, ist unklar. „Das Schreiben nach Gehör führt zu kurzfristigen Erfolgen, weil man gleich zu Beginn eine hohe Motivation erzielt“, sagte Germanist Wolfgang Steinig, der bei der Tagung einen Vortrag hält. „Doch das dicke Ende kommt dann später, wenn die Kinder merken, dass die Erwachsenen doch nicht so schreiben wie sie selbst.“ Langfristig gesehen führe die Methode, mit Schulbeginn zu lange und zu häufig nach Gehör schreiben zu lassen, zu einer Zunahme von Rechtschreibfehlern. Der vor etwa 15 Jahren im Land eingeführte Lernansatz bringt nach Angaben von Grundschulreferent Lars Lamowski vom Verband Bildung und Erziehung Probleme bis an Universitäten: „Sogar Dozenten stellen erhebliche Rechtschreibschwierigkeiten bei Studierenden fest.“ (dpa)

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