Neustadt S-Trasse vom Tisch

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Die Bürger von Lachen-Speyerdorf haben entschieden: Die S-Trasse als Ortsumgehung soll nicht gebaut werden. Dabei fällt das Ergebnis der Befragung sehr deutlich aus: 1829 Wähler stimmen gegen das Projekt, 924 unterstützen es.

Um 17.10 Uhr stand gestern fest: Eine klare Mehrheit der Abstimmungsberechtigten in Lachen-Speyerdorf lehnt die geplante Ortsumgehung ab. 4200 Bürger konnten in den vergangenen vier Wochen per Briefwahl abstimmen, rund 65 Prozent von ihnen hatten diese Möglichkeit genutzt. Davon beantworteten 1829 Wähler die Frage, ob die sogenannte S-Trasse gebaut werden soll, mit Nein, 924 votierten mit Ja, zwölf Stimmzettel waren ungültig. In einer seiner nächsten Sitzungen wird der Stadtrat nun formal in diesem Sinn beschließen müssen – das hatte er versprochen, als er es ablehnte, die Bürgerbefragung zu kippen, wie es die Ortsbeiratsmehrheit wollte. Ab 14 Uhr war am Montagnachmittag in der Festhalle von Lachen-Speyerdorf fieberhaft gearbeitet worden. Unter den wachsamen Augen der Öffentlichkeit – im Schnitt etwa 15 Bürger, die zu keiner Zeit Langeweile verspürten – hatten sich fünf Teams aus Mitarbeitern des städtischen Wahlamts und Ehrenamtlichen über die rund 2800 Wahlbriefe hergemacht. Peinlich genau wurde auf das Verfahren und die Wahrung des Wahlgeheimnisses geachtet – auch dann, wenn der Wahlvorstand entscheiden musste, ob ein Wahlbrief noch zulässig war oder nicht. Zum Beispiel in dem Fall, dass in einem Umschlag zwei Teilnahme- und zwei Stimmzettel steckten, statt auf zwei verteilt zu sein. „Da sollte wohl Porto gespart werden“, kommentierte ein Beobachter. Der Vorstand reagierte flexibel. Was indes gar nicht ging: Kommentare auf dem Stimmzettel und ein fehlender Teilnahmeschein. Aus den Erfahrungen der B-39-Befragung hat das Wahlamt gelernt: Ausreichend Teams standen bereit, die Arbeit war durchorganisiert. Die größte Hürde musste gegen 16 Uhr genommen werden, als es galt, die Anzahl der Umschläge mit den Stimmzetteln mit jener der Teilnahmezettel abzugleichen. Früher als erwartet stand das Endergebnis letztlich kurz nach 17 Uhr fest. Da saß auch eine kleine Herrenrunde schon seit über drei Stunden in der Festhalle, Gegner wie Befürworter des Projekts, die sich – vor allem untereinander – prächtig unterhielten. „Es hat sich gelohnt, die Zeit war weitaus weniger stressig als der Alltag im Rentnerdasein“, meinte einer von ihnen. Persönlich sei er nicht betroffen, trotzdem ein Unterstützer der S-Trasse gewesen. „Mit diesem Ergebnis habe ich nicht gerechnet.“ Ganz anders sein Stuhlnachbar, ein Projektgegner: Angesichts „der Stimmung im Ort“ sei das klare Votum vorhersehbar gewesen; „bei einer richtigen Umgehung hätte das Ergebnis anders ausgesehen.“ Mindestens rund vier Millionen Euro hätte die 2,54 Kilometer lange Straße gekostet und vor allem Goethe- und Flugplatzstraße entlastet. Zudem sollte das Gewerbegebiet Solarpark Lilienthal besser angebunden werden. Bis zur Baureife wären noch gut drei Jahre ins Land gegangen – vorausgesetzt, die Finanzierung durch Land und Stadt wäre wie geplant erfolgt. Auf etwa zwei Millionen Euro schätzte Oberbürgermeister Hans Georg Löffler (CDU) gestern Abend gegenüber der RHEINPFALZ den städtischen Anteil – Geld, das nun nicht über neue Kredite aufgebracht werden müsse. Das Ergebnis der Bürgerbefragung sei eine demokratische Entscheidung, an die sich der Stadtrat halten werde. Nichtsdestotrotz sei es enttäuschend, da die S-Trasse aus seiner Sicht „eine Entwicklungschance für Lachen-Speyerdorf gewesen wäre“. Wie es jetzt weitergeht? Die Sportplatzverlegung hänge nicht davon ab, erläuterte Löffler. Eine andere Möglichkeit, die Verkehrsbelastung zu entzerren, wisse er derzeit nicht. Ähnlich sieht es Ortsvorsteher Claus Schick (SPD), ein Befürworter der Umgehung. Er habe befürchtet, dass die Befragung dieses Ergebnis bringe, sagte er noch in der Festhalle. Entscheidend dafür dürfte gewesen sein, dass viele Bürger nicht die allgemeine Dorfentwicklung im Auge gehabt hätten, sondern individuelle Interessen entscheidend gewesen seien. Für Lachen-Speyerdorf sei das Nein nicht optimal, so Schick, jetzt habe der Ort nur noch sehr eingeschränkte Möglichkeiten, die Situation in Goethe- und Flugplatzstraße zu verbessern. (ahb)

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