Rheinland-Pfalz Russischer Autofan übernimmt Steuer am Nürburgring

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NÜRBURG/MAINZ (nob). Einen Tag vor dem Ende einer Zahlungsfrist taucht ein russischer Milliardär als neuer Mehrheitseigner des Nürburgrings auf. Der bisherige Käufer Robertino Wild ist als Gesellschafter aus dem Rennen. Die Nürburgringverwalter feiern das als Erfolg.

Wie die Nürburgringsanierer Thomas Schmidt und Jens Lieser gestern erklärten, kauft sich der russische Investor Viktor Charitonin über eine Zwischenholding beim Ring ein. Sie nannten den neuen starken Mann am Ring einen finanzkräftigen und langfristigen Partner. Für den Ring sei die neue Eigentümerstruktur eine stabile Lösung. Die fünf Millionen Euro, die der bisherige Käufer spätestens heute schuldig gewesen wäre, sei vom neuen Investor ebenso bezahlt worden wie die ebenfalls fünf Millionen Euro große Dezemberrate. Die Gesamtfinanzierung sei sichergestellt. „Das ist ein positives Signal für Veranstalter, Kunden und Mitarbeiter“, sagte ein Sprecher der Ringsanierer. Der Ring war im März für 77 Millionen Euro an die Besitzgesellschaft CNBG gegangen, an der der Düsseldorfer Unternehmer Robertino Wild bis vor kurzem zwei Drittel der Anteile gehalten hat. Schon seit Wochen gab es Zweifel an der Finanzkraft Wilds. Unter anderem war bekannt geworden, dass er zur Absicherung des Ringgeschäfts seine Gemäldesammlung doppelt beliehen hatte. Wenn die aktuelle Rate nicht gezahlt worden wäre, hätte der gesamte Kaufvertrag platzen können. Nun wechselt lediglich ein Gesellschafter. Die Rennen am Ring und andere Veranstaltungen sollen davon nicht betroffen sein. Wild wird nach eigenen Angaben künftig wieder als Geschäftsführer der CNBG und zudem als Geschäftsführer der neu eingestiegenen NR Holding AG an der Weiterentwicklung des Rings mitarbeiten . Der Ring gehört nun zu zwei Dritteln dieser Holding. Nach Angaben eines Sprechers von Charitonin hält der Pharma-Unternehmer die Mehrheit an der Holding. Angaben über weitere Investoren wurden gestern keine gemacht. Die Motorsportfirma Getspeed hält nach wie vor das übrige Drittel am Ring. Dieses Unternehmen sitzt nahe der Rennstrecke und bietet unter anderem Dienstleistungen für Rennfahrer an. Der 41 Jahre alte Russe ist Mitbegründer, Großaktionär und Aufsichtsratsvorsitzender des Konzerns Pharmastandard. Das Unternehmen wurde 2003 gegründet und ist nach eigener Einschätzung inzwischen der führende Arzneimittelhersteller Russlands. Pharmastandard beschäftigt nach Branchenschätzungen an sechs Produktionsstandorten rund 5000 Mitarbeiter. Das Magazin Forbes listete Charitonin vergangenes Jahr mit einem geschätzten Vermögen von mehr als einer Milliarde Dollar auf Platz 1342 der reichsten Menschen der Welt. Charitonins Sprecher nannte das Engagement des Russen am Ring rein privat. Der Motorsport sei eine Leidenschaft des Russen, und der Ring habe „viel mit Leidenschaft zu tun“. Das bisherige Nutzungskonzept trage Charitonin uneingeschränkt mit. Der Russe gilt als Oldtimerfan. Die Nachricht, dass die Verträge erfüllt und die Raten für dieses Jahr bezahlt sind, sei eine gute Nachricht, sagte ein Sprecher der Mainzer Landesregierung. Die CDU-Opposition hingegen hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) vorgeworfen, mit der Einschätzung potenzieller Investoren danebengelegen zu haben.

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