Pirmasens Roboter fassen Weihnachtsmänner an

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Die Wawi-Gruppe wächst. Während der Markt für Schokolade eher stagniert, steigerte das Pirmasenser Unternehmen im Geschäftsjahr 2015/2016 seinen Umsatz um sieben Prozent auf „über 100 Millionen Euro“. Das teilte Firmenchef Walter Müller gestern mit. In Münchweiler wird nächstes Jahr eine neue Halle gebaut, die Automation nimmt zu.

Das Geschäft mit Schokolade ist in Deutschland kein leichtes. Es gebe kein Bevölkerungswachstum, Zuwanderer aus anderen Kulturkreisen könnten mit Schoko-Weihnachtsmännern oder -Osterhasen wenig anfangen und es gebe immer mehr Ältere, die weniger Schokolade essen, meinte der Vorstandsvorsitzende der Wawi-Gruppe, Walter Müller, gestern, als er zusammen mit seinen Geschäftsführern Alexandra Serret und Martin Sobotta den Geschäftsbericht 2015/2016 (zum 30. April 2016) vorstellte. Dass Wawi seinen Umsatz dennoch um sieben Prozent auf über 100 Millionen Euro steigern konnte, sei nicht zuletzt auf eine Preissteigerung um vier Prozent zurückzuführen. „Wenn wir keine Preiserhöhungen durchsetzen, sind wir irgendwann weg vom Fenster“, sagte Müller. Das größte Umsatzplus sei mit Wawi-Schoko-Reis und Schoko-Wölkchen erzielt worden. Müller erwartet auch im laufenden Geschäftsjahr ein deutliches Umsatzwachstum. Im Werk Münchweiler wird die Arbeit nicht knapp. „Bei Saisonartikeln produzieren wir bei hundertprozentiger Auslastung das ganze Jahr im Dreischichtbetrieb“, sagte Müller. Er bescheinigte gestern der dortigen Betriebsleiterin Maria Rollmann: „Sie hat den gesamten Laden im Griff.“ Im Jahr werden in Münchweiler rund 7000 Tonnen Schokolade hergestellt. In der dortigen Produktion arbeiten derzeit rund 50 Mitarbeiter, hinzu kommen Aushilfen in der Hochsaison. Mehr Mitarbeiter werden es wohl nicht mehr werden, auch in der Schokoladenproduktion übernehmen zunehmend Roboter die Arbeit von Menschen. Diese Maschinen seien mittlerweile so ausgereift, dass sie die Hohlfiguren anfassen können, ohne sie zu zerbrechen, sagte Müller. In der Produktion kommen bei allen Jahresartikeln und jetzt auch bei Adventskalendern die fertig geschlossenen Kartons mittlerweile vom Fließband, ohne dass je ein Mitarbeiter das Produkt berührt hat. „In den nächsten zwei Jahren werden wir auch bei den Weihnachtsmännern und Osterhasen den gesamten Produktions- und Verpackungsprozess durch Roboter bedienen lassen“, kündigte Müller an. Früher, vor 15 Jahren, hätten im Werk Münchweiler 150 Beschäftige weniger Schokolade verarbeitet als heute 50. Schlanker geworden ist Wawi auch in der Verwaltung in der Landgrafenstraße, dort arbeiten noch knapp 30 Leute. Acht Mitarbeiter – sie hatten entweder einen Zeitvertrag oder waren erst kurz in der Firma – wurden nach Hause geschickt. Das gesamte Management sei auf eine prozessorientierte Organisation umgestellt worden, weniger Mitarbeiter verursachen so weniger Kosten. „Durch direkten Informationsfluss ohne Abteilungsdenken wurden die Prozesse schneller und fehlerfrei“, stellte Müller gestern fest. Investieren wird Wawi im kommenden Jahr „etwas mehr als eine Million Euro“, so Müller, in den Bau einer neuen, gut 1800 Quadratmeter großen Lagerhalle beim Werk Münchweiler. Am Sommerwald soll die gläserne Fabrik modernisiert werden. „Wir wollen interaktiver werden“, kündigte Müller an. Er stellt sich vor, dass nach einer Umrüstung die Besucher ihre Weihnachtsmänner und Osterhasen selbst gestalten oder Schokolade mit ihrem Namen verzieren können. Denkbar seien auch Schokoladen-Seminare. Auf dem Seeweg von China nach Deutschland sind die bereits angekündigten „Heimatdosen“ mit Motiven aus der Pfalz, dem Wasgau und aus Pirmasens. Die Dosen mit verschiedenen Wawi-Artikeln werden schon zum Weihnachtsgeschäft am Sommerwald verkauft. Ab Januar kommt zudem Puffreis ohne Gluten und Laktose in den Vertrieb. |pr

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