Ludwigshafen Randale im Rampenweg

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Jugendliche aus Ludwigshafen haben am Donnerstag vor und in der Asylbewerberunterkunft im Rampenweg in Rheingönheim randaliert. Die Polizei ermittelt. Im Fall des Brandanschlags auf eine im Bau befindliche Notunterkunft für Flüchtlinge gibt es noch keine Spur. Am Samstag findet eine Demo gegen Fremdenhass statt.

In der Unterkunft im Rampenweg leben rund 180 Asylsuchende – darunter viele Frauen und Kinder. Eine zwölfköpfige Gruppe von Jugendlichen im Alter von zwölf bis 17 Jahren tauchte am Donnerstagabend gegen 20.15 Uhr auf dem Areal auf. Die Jugendlichen grölten vor dem Heim und beschädigten ein Fahrrad. Mit Steinen zerstörten sie eine Front- und eine Heckscheibe an zwei geparkten Autos. Vier Jugendliche betraten die Unterkunft und schlugen gegen die Türen der Zimmer. Die verängstigten Bewohner riefen die Polizei und liefen ins Freie. Mehrere Streifenwagen fuhren nach Rheingönheim. Die Beamten verhinderten ein weiteres Aufeinandertreffen der Jugendgruppe mit den Asylsuchenden. Verletzt wurde nach weiteren Polizeiangaben niemand. Die Unterkunft im Rampenweg sei nicht beschädigt worden. Den Sachschaden an den Autos schätzen die Beamten auf etwa 500 Euro. Die Kinder und Jugendlichen wurden mit auf die Dienststelle genommen. Bei ihrer Vernehmung sollen sie ausgesagt haben, sie wollten die Asylbewerber „ärgern“. Alle stammen aus Ludwigshafen, zum Teil aus der Ernst-Reuter-Siedlung und aus Maudach. „Inwieweit fremdenfeindliche Motive eine Rolle spielen, wird noch ermittelt“, sagte eine Polizeisprecherin auf Anfrage. Vorerst müssen sich die Jugendlichen wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch verantworten. Nach der Vernehmung der Gruppe, zu der auch Mädchen gehörten, wurden die Kinder und Jugendlichen an ihre Eltern übergeben. Das „Haus des Jugendrechts“ ist in die Ermittlungen einbezogen worden. In der Einrichtung bearbeiten Polizei, Staatsanwaltschaft und Jugendamt Fälle mit kriminellen Jugendlichen. Die Ermittlungen dauern an. Gleiches gilt für den Brandanschlag auf die Flüchtlingsnotunterkunft auf dem Messplatz. Wie berichtet, hatten Unbekannte in der Nacht zum Donnerstag versucht, mit einem Brandsatz eine der beiden Hallen anzuzünden. Das Feuer erlosch jedoch von selbst. Ein Fenster wurde beschädigt, der Schaden beträgt etwa 2000 Euro. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagt die Polizei und hat eine Ermittlungsgruppe mit zwölf Kripo-Beamten eingerichtet. Bisher gibt es keine konkreten Anhaltspunkte. Ein fremdenfeindliches Motiv liegt nahe. Nach Informationen des Ludwigshafener Netzwerks gegen rechte Gewalt und Rassismus sollen auch die Jugendlichen bei dem Vorfall in Rheingönheim die Asylbewerber rassistisch beleidigt und massiv bedroht haben. Das Bündnis geht daher von einem fremdenfeindlichen Hintergrund in Rheingönheim aus. Das Netzwerk, zu dem 38 Organisationen wie Gewerkschaften oder Parteien und andere Gruppen gehören, hat für heute eine Demonstration geplant – ursprünglich aus Anlass des 15-jährigen Bestehens. „Die Demonstration gewinnt durch den Brandanschlag auf die Notunterkunft am Messplatz und die Vorfälle in Rheingönheim aktuelle Brisanz. Wir werden das natürlich thematisieren“, sagt Sprecher Rüdiger Stein. Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) werde heute um 14 Uhr am Lichttor sprechen. „Wir wollen ein starkes Signal gegen Fremdenhass setzten und zeigen, dass die Mehrheit der Ludwigshafener anders ist“, erklärt Stein. Der DGB-Regionsgeschäftsführer geht von mindestens 300 Teilnehmern bei der Kundgebung aus, an die sich ein Demonstrationszug durch die Innenstadt zum Stadtteil Süd anschließt. Dort wird es auf dem Bürgermeister-Krafft-Platz eine weitere Kundgebung geben, bei der Vertreter der Flüchtlingshilfsorganisation „Respekt: Menschen!“ und der Vorsitzende des Ludwigshafener Integrationsbeirats sprechen sollen. Von dort geht es zum Friedrich-Wilhelm-Wagner-Platz, wo der katholische Dekan Alban Meißner und das „Bündnis Ladenschluss“ reden. Das Netzwerk gegen rechte Gewalt hat sich im Jahr 2000 nach einem Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim in Oppau gegründet, bei dem ein Mädchen verletzt wurde. „Jetzt gibt es wieder solche Vorfälle – das zeigt, wie hochaktuell unsere Arbeit immer noch ist“, meint Rüdiger Stein.

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