Rheinpfalz Ramstein: Airbase-Ausbau auf knapp sechs Hektar

Es ist ein gewaltiges Vorhaben: 95 Millionen US-Dollar sollen in den Ausbau der Ramsteiner Airbase fließen.

Ramstein-Miesenbach. Der RHEINPFALZ liegen Unterlagen zur Erweiterung der US-Airbase in Ramstein-Miesenbach vor. Das nicht-öffentliche Dokument umfasst mehr als 30 Seiten. Erstellt hat es ein privates Planungsbüro im Auftrag des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung, kurz LBB. Diese Behörde ist von deutscher Seite zuständig für die Umsetzung des Bauvorhabens. Warum ist der Ausbau notwendig? Das US-Militär in Europa wird umstrukturiert. In diesem Zug soll unter anderem der Luftwaffenstützpunkt in Mildenhall (Großbritannien) aufgelöst werden. Es ist geplant, die 10. Air Fuell-Einheit der US-Luftwaffe von dort nach Ramstein zu verlegen . Konkret handelt es sich um 15 Tankflugzeuge des Typs KC-135 sowie 750 Militärangehörige. Wahrscheinlich werden diese ihre Familien mitbringen, so dass von insgesamt rund 2000 Menschen die Rede ist. Für die Flugzeuge müssen auf der Airbase zusätzliche Stellflächen geschaffen werden. Außerdem müssen die vorhandenen Stellplätze nachgerüstet werden. Was ist konkret geplant? Ein Wartungshangar mit Satteldach und zwei Buchten für Großraumflugzeuge soll gebaut werden. Dazu müssen 16.600 Quadratmeter Fläche neuversiegelt werden. In diesem Zusammenhang muss ein anderes Gebäude abgerissen werden. Außerdem soll ein Regenrückhaltebecken angelegt werden. Die Ramp 1 soll in Richtung Osten erweitert werden, um Platz für die KC-135 Tankflugzeuge zu schaffen. Außerdem soll eine Unterflurbetankungsanlage, auch bekannt als Hydrantenbetankungsystem, eingebaut werden. Hierbei ist die Rede von einer zusätzlichen Flächenversiegelung von 41.900 Quadratmetern. In unterirdischen Tanks soll der Spezialtreibstoff JP-8 gelagert werden, den die Tankflugzeuge aufnehmen, um andere Flieger in der Luft zu betanken. Nordöstlich der Ramp 1 befindet sich ein Schrottplatz. Der soll zurückgebaut werden. Möglicherweise ist der Boden darunter kontaminiert. Neben diesen größeren Projekten soll auch eine bestehende Lackierhalle renoviert und um einen eingeschossigen Anbau erweitert werden. Dafür sind 70 Quadratmeter vorgesehen. Um Platz für ein Enteisungsfahrzeug zu schaffen, soll ein Gebäude abgerissen werden. In einem anderen Haus, das noch renoviert werden muss, soll künftig ein Kraftstofflabor untergebracht sein. Um welches Areal geht es? Insgesamt sollen knapp sechs Hektar neu überbaut oder versiegelt werden. Die Arbeiten sollen sich im Wesentlichen an der östlichen Grenze der Airbase abspielen. Die dort befindliche Ramp 1 wurde 2003 als Flugzeugabstellfläche ausgebaut. Allerdings wurden damals nur zwei von vier möglichen Bauphasen ausgeführt. Ein Großteil des jetzt geplanten Vorhabens befindet sich auf dem Areal der damaligen Bauphasen drei und vier (siehe Grafik). Der neue Hangar liegt jedoch außerhalb des 2003 zugelassenen Bestandes in einem kleinen Wäldchen. Laut dem Amt für Bundesbau ist das Unterflurbetankungssystem vom 2003 genehmigten Plan ebenfalls nicht gedeckt. Mögliche nachteilige Auswirkungen müssten sorgfältig geprüft werden. Welche Auswirkungen hat das Projekt auf die Umwelt? In dem Schreiben des Planungsbüros, das der RHEINPFALZ vorliegt, heißt es: „Im Zusammenhang mit dem Bau und Betrieb der Flugbetriebsflächen sind erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen nicht auszuschließen.“ Daher ist eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorgesehen. Darin sollen unter anderem die luftrechtlichen Auswirkungen untersucht werden. Die gesamte Airbase liegt innerhalb eines Vorbehaltsgebiets für die Wasserwirtschaft. Deshalb muss bei dem aktuellen Vorhaben darauf geachtet werden, dass die Qualität des Grundwassers nicht leidet. Reine Wasserschutzgebiete sind in dem Planungsgebiet nicht vorhanden. Schon von März bis Oktober vergangenen Jahres wurde die Tierwelt in dem Areal begutachtet. Dabei konnten dort 46 Vogelarten nachgewiesen werden, darunter streng geschützte wie der Grünspecht, der Mäusebussard, der Rotmilan oder der Turmfalke. Ebenfalls streng geschützt sind die Zaun- und Mauereidechsen, die auf dem Gebiet leben. Besonders geschützt und in Rheinland-Pfalz sogar gefährdet ist die Blauflügelige Ödlandschrecke. Diese Heuschreckenart wurde ebenfalls in dem Areal registriert. Außerdem fanden die Experten zwei Amphibien- und vier Fledermausarten. Der BUND kritisiert, dass die Experten für die Untersuchung nachts keinen Zugang zu dem Areal gehabt hätten. Das erschwere den Nachweis von Fledermäusen. Was ist noch unklar? Derzeit ist noch offen, welche Folgen die Stationierung der zusätzlichen 15 Flugzeuge in Bezug auf Fluglärm und Luftschadstoffimmissionen hat. Deshalb sollen ein Gutachten zur Lufthygiene sowie eins zum Luft- und Bodenlärm erstellt werden. Der erste Bagger wird wohl nicht vor 2019 anrollen. Laut US-Luftwaffe werden die Tanker jedenfalls nicht vor 2021 von Großbritannien in die Westpfalz verlegt. Welche Bedeutung hat der Ausbau für die Region? Die Airbase in Ramstein ist und bleibt ein wichtiger Stützpunkt des US-Militärs außerhalb der Vereinigten Staaten. Schon heute ist der Stützpunkt in der Westpfalz eine Drehscheibe ohne die die Airforce ihre weltweiten Einsätze kaum bewältigen könnte. Die wichtige Rolle wird dadurch unterstrichen, dass auf dem Areal der Airbase nicht nur ein Nato-Hauptquartier angesiedelt ist, sondern auch das Hauptquartier der US-Luftstreitkräfte in Europa und Afrika. Es ist kaum davon auszugehen, dass die Militärbasis in den kommenden Jahren an Bedeutung verlieren wird. Dafür spricht auf jeden Fall der Neubau des US-Hospitals bei Weilerbach, das an die Airbase angeschlossen werden soll. Alleine für dieses Großprojekt sind knapp eine Milliarde Euro vorgesehen. Angesichts dieser Summe wirkt die Verlegung der 15 Tankflugzeuge von Mildenhall nach Ramstein, für die 95 Millionen US-Dollar kalkuliert sind, nicht sonderlich viel. Aber auch dieser Betrag ist eine nennenswerte Investition der Vereinigten Staaten in den Ausbau des Stützpunktes. Dazu kommen übrigens noch rund 18 Millionen Euro für Planungs- und Verwaltungsaufwand, finanziert vom Bund – also durch deutsche Steuergelder. Es gibt in der Westpfalz Bürger, die froh wären, wenn die Amerikaner ihre Soldaten und Flugzeuge abziehen würden. Sie argumentieren unter anderem, dass der Fluglärm gesundheitsschädigend sei. Die 15 KC-135 dürften voraussichtlich zusätzlichen Fluglärm verursachen. Angesichts der derzeitigen Investitionen ist aber kaum damit zu rechnen, dass die USA die Airbase mittelfristig aufgeben werden.

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