Kreis Germersheim Rallyefahrer zur Umkehr gezwungen

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Gestartet ist die Rallye Vorderpfalz Classic am Freitagvormittag in Bad Dürkheim, wo das Spektakel drei Tage lang zelebriert wird. Die Ausfahrt führte auch in die Südpfalz. Hier, genauer in Bellheim, geschah dann Folgendes: Rallyefahrer fuhren über Feldwege auf dem Gollenberg. Ortsbürgermeister Paul Gärtner, der dort seinen Betrieb hat, sah die Fahrer und stoppte sie an einer Stelle, indem er ihnen um die Mittagszeit mit seinem Lastwagen den Weg versperrte. Es kam zur Diskussion. Laut Gärtner verlangte der Fahrer im Führungsfahrzeug die Durchfahrt; schließlich sei die Rallye genehmigt. Gärtner sagte gestern auf Anfrage der RHEINPFALZ, dass ihm nicht bekannt gewesen sei, dass auch Feldwege benutzt werden dürfen, die über Gelände der Gemeinde Bellheims führen, die das hätte genehmigen müssen. Verbandsbürgermeister Dieter Adam, den er sicherheitshalber noch schnell angerufen habe, habe ihm dies bestätigt. Gärtner verweist auf mögliche Gefahren für Fußgänger und Radfahrer sowie den zugelassenen land- und forstwirtschaftlichen Verkehr. So hätten die Veranstalter seines Erachtens die Einmündungen entlang der gewählten Route absperren oder zumindest durch Posten sichern lassen müssen, was nicht geschehen sei. Deshalb habe er als Vertreter der Gemeinde versucht, das Ganze zu unterbinden, wozu er nach seiner Ansicht befugt ist. Zudem habe ihm der Rallyefahrer keine Genehmigung zeigen können, die das Befahren der Feldwege beinhalte. Vielmehr sei nur die Fahrt durch Bellheim auf regulären Straßen erlaubt gewesen. Erst habe der Rallyefahrer die Polizei angerufen und später er selbst; gekommen sei niemand. Letztlich seien die Rallyefahrer umgekehrt. Nachdem er sich gestern noch bei der Kreisverwaltung wegen der genehmigten Strecke rückversichert habe, habe er den Rallyeveranstalter inzwischen angezeigt. „Der hat gesagt, dass er nicht will, dass die Fahrzeuge durch seinen Ort fahren“, schilderte Rudolf Mayr vom Rallye-Organisationsteam Gärtners Verhalten. „Obwohl eine behördliche Genehmigung aus Bad Dürkheim vorlag, hat er gesagt, was die Dürkheimer machen, sei ihm egal.“ Und Mayrs Tochter Franziska, die ebenfalls bei der Organisation mitwirkte, erzählte: „Der Bürgermeister meinte auch, dass er persönlich gefragt werden müsse.“ Die Blockade des Bellheimer Rathauschefs bezeichnete sie als „Nötigung“. Auf Anfrage bestätigte die Kreisverwaltung Germersheim, dass die Ausfahrt von der Kreisverwaltung Bad Dürkheim genehmigt worden sei; Germersheim sei nur gehört worden. Allerdings beziehe sich die Genehmigung nur auf gewidmete Straßen, unter anderem Landestraßen. So hätten die Rallyefahrer von Insheim kommend über Offenbach und Herxheim nach Rülzheim fahren dürfen, wo eine Rast geplant gewesen sei. Danach sollte es weiter durch Bellheim in Richtung Zeiskam gehen. Die Kreisverwaltung verweist darauf, dass dem Antrag für die Ausfahrt vom Veranstalter der Wunsch angehängt worden sei, auch nicht klassifizierte, also Wirtschaftswege benutzen zu dürfen. Daraufhin habe die Kreisverwaltung Bad Dürkheim den Veranstalter informiert, dass er dazu bei den betroffenen Kommunen eine Sondergenehmigung beantragen müsse. Die Kreisverwaltung Bad Dürkheim werde nun prüfen, inwieweit ein Verstoß des Veranstalters gegen die Genehmigung vorliegt und dies gegebenenfalls ahnden. Zum Eingriff des Ortsbürgermeisters in den Straßenverkehr hieß es, dass die zuständige Straßenverkehrsbehörde die Verbandsgemeindeverwaltung Bellheim sei, die hätte Anordnungen verhängen dürfen. Die Polizei in Germersheim formuliert es deutlicher. Demnach hätte der Ortsbürgermeister nicht eingreifen dürfen. Mit anderen Worten: Es war eine Kompetenzüberschreitung. Die Polizei bestätigt, dass sowohl Gärtner als auch der Veranstalter sich am Freitag bei der Inspektion telefonisch gemeldet haben. Nachdem der Veranstalter aber angegeben habe, eine Genehmigung für die Ausfahrt zu haben, habe man angenommen, alles sei in Ordnung ist und sei nicht ausgerückt. Von einer Sperrung sei nichts bekannt gewesen. Die Polizei konnte den Eingang der Anzeige noch nicht bestätigen. Im Hinblick auf interne Arbeitsabläufe hieß es aber, dass die Anzeige durchaus vorliegen könne. Thilo Giebels, einer der Veranstalter, rechtfertigte gestern das Ausweichen auf die Wirtschaftswege: „Ich möchte diese Veranstaltung nicht auf öffentlichen Straßen, um nicht mit anderen Verkehrsteilnehmern in Konflikt zu kommen.“ Auch bei Bad Dürkheim kam es wegen der Rallye zu Zwischenfällen. Dort versperrten ebenfalls Bürger den Oldtimern den Weg. |gs/hör

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